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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gebracht hatten. Die rauhen Hände hilflos und leer, richtete sich der Heiler neben seinem Patienten auf. Er hatte längst seine Tasche zurückgelassen, enthielt sie doch keine Medizin mehr, die er hätte verteilen können. Auch Nadeln waren nutzlos, wenn es an Zwirn mangelte, und die unzähligen Verwundeten der letzten Nacht hatten auch seinen Vorrat an wohlmeinenden Phrasen erschöpft.
    Nicht einmal während seines ganzen Lebens als Heiler hatte er es erlebt, daß ein Krieg so viele Opfer forderte. Zu dem Prinzen, der sich noch immer fest entschlossen zeigte, den Verwundeten Linderung zu schenken, sagte er: »Ich bezweifle, daß der Bursche weiß, warum Ihr hier seid. Die Wagen sind beladen. Wollt Ihr Lord Diegan noch sehen, ehe er abfährt?«
    »Ich werde gleich zu ihm gehen.« Lysaer hielt den Kopf gesenkt, und die feuchten Spitzen seiner Haare lagen auf der Schlinge, in der sein Arm steckte, während der Heiler ihn mit einem Blick zorniger Anerkennung studierte, ehe er, überdrüssig und erschöpft, schließlich aufgab und davonging. Zwar mochte dieser sterbende Soldat jenseits allen Trostes sein, doch der Prinz, der die Männer in die Schlacht im Strakewald geführt hatte, brauchte ein wenig Zeit, um nachzudenken.
    Lysaer vergrub sein Gesicht in der Hand, die nicht von Verbänden verschnürt war. Aus weiter Ferne erklang der Schlag einer Fuhrmannspeitsche, vermischt mit dem Brüllen eines Pferdes; noch ein Offizier, der darum rang, die Paranoia zu zügeln, den Wahnsinn, ausgelöst durch Männer, die ihren blanken Stahl gegen nichts als Schatten gezogen hatten.
    Niemand, der es im Strakewald mit Arithons Magie zu tun bekommen hatte, würde der Dunkelheit je wieder angenehme Seiten abringen können.
    Diener, die Kübel zu den verwundeten Soldaten schleppten, beobachteten Lysaer, der in einer Pose der Verzweiflung am Boden saß. Leise bekundeten sie ihr Mitgefühl für den erschöpften Prinzen, denn alle im Lager wußten, daß er nicht geruht hatte. Gemeinsam mit Pesquil hatte er daran gearbeitet, eine Liste der Gefallenen zusammenzustellen, die doch zu zahlreich waren, um alle erfaßt zu werden. Trotz seines Unbehagens hatte er am Flußufer die Stellung gehalten, um jede neue Welle erschöpfter Soldaten aufzumuntern, die dem Wald lebend entkommen waren. Er war neben Tragen gelaufen, hatte beruhigend mit Verwundeten gesprochen. Seine gebrochenen Knochen hatten ihn nicht davon abgehalten, Streitigkeiten zu schlichten und mit Hilfe seiner Gabe ein gleichmäßiges Licht zu erzeugen, um die um sich greifende, hysterische Angst niederzuringen. Im Laufe einer langen, furchtbaren Nacht hatte er die Furcht der Männer gelindert und seine Hände gemeinsam mit dem Heiler in Blut getaucht, um offene Wunden zu reinigen und Blutungen zu stillen. Was immer die Männer auch vom Königtum halten mochten, sie wußten gewiß, daß dieser Prinz keine Sonderbehandlung duldete.
    Den Prinzen auf diese Weise noch immer im trüben Grau des Morgens unter den Männer zu sehen, veranlaßte so manchen, sehnsuchtsvoll danach zu streben, seinen Wünschen zu dienen. Daß Etarras Schutz und Sicherheit die erste Stelle in seinem Denken einnahmen, würde keiner der Überlebenden je in Frage stellen. Ohne Lysaers Licht wären noch viel mehr Männer in den Schluchten zu Tode gekommen oder hätten sich in den irrsinnigen Qualen verloren, die Arithons magisches Labyrinth über die Truppen im westlichen Tal gebracht hatte.
    Hätte es Prinz Lysaer nicht gegeben, so wäre selbst Lord Diegan nicht lebend vom Ufer des Tal Quorin zurückgekehrt.
    Aufgeregt spekulierend und von heftigem Zorn erfüllt, zeigten die Garnisonssoldaten deutlich, wen sie für das Gemetzel verantwortlich machten. Sie jubelten dem Prinzen zu, schwangen ihre Waffen und verfluchten den Schattenmacher, den zu überwältigen ihnen nicht gelungen war.
    Von seinen Betrachtungen beunruhigt, rührte sich Lysaer wieder. Zu seinen Füßen warf sich der Soldat stöhnend hin und her. Ein Pfeil, der nur beinahe tödlich getroffen hatte, ragte aus seinem Unterleib hervor. Sein Leiden würde noch länger andauern, und später würde irgendein feuriges Barmädchen, das seinen Schmuck trug, ohne einen Abschiedskuß auf seine kalten Lippen allein zurückbleiben müssen. Da nicht einmal genug Wagen für die Verwundeten zur Verfügung standen, mußten die Toten an Ort und Stelle begraben werden, mitten in der harten Erde zwischen den Felsbrocken, nur mit aufgestapelten Kieseln anstelle von

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