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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Lächeln, und eine Woge weißen Haares wallte unter seiner Kapuze hervor.
    Steiven blieb abrupt stehen, ohne weiter auf Jierets Geschnatter zu hören.
    Seine Fäuste öffneten sich. »Zeigt mir Euer Gesicht«, kommandierte er.
    Statt einer Antwort drehte sich der alte Mann um.
    Die gesunde Gesichtsfarbe des Clanführers verblaßte. »Dharkaron vergib uns.«
    Sein Tonfall brachte Jieret zum Schweigen. Schwitzend und in dem Bewußtsein, sich eine Tracht Prügel eingehandelt zu haben, beobachtete er, wie sein Vater seinen Dolch zog und, mit einem gegenüber einem Städter schockierend geringen Selbstvertrauen, die Fesseln an den Handgelenken des Gefangenen auftrennte.
    Der Alte hob seine befreiten Hände und schob die Kapuze zurück. Schwarzer Stoff, gefüttert mit gelber Seide, fiel zurück und offenbarte eine scharfkantige Nase und eine Woge schulterlangen silbernen Haares.
    »Bitte, vergebt uns, Herr«, sagte Steiven leise, ehe er zornentbrannt auf seinen Sohn losging. »Du hast keinen Händler überfallen, du dummer Junge! Schande hast du anstelle von Lösegeld über unseren Clan gebracht. Du stehst vor dem Meisterbarden persönlich.«
    »Er?« Laut erklang seine freche Gegenwehr, während er mit seinem angespitzten Stock gestikulierte.
    Steifen riß die provisorische Waffe aus den Händen seines Kindes. »Hast du denn die Lyranthe nicht gefunden, als du seine Habe nach Waffen durchsucht hast?«
    Jieret begann zu zittern.
    »Aha«, sagte Steiven. Aus den Augenwinkeln sah er, daß der Meisterbarde sein Amüsement zu verbergen suchte, und langsam fand er sein eigenes Gleichgewicht wieder. Dennoch bedachte er seinen Sohn mit einem grimmigen, finsteren Blick. »Nicht allein hast du den falschen Mann überfallen, nein, du bist auch noch nachlässig gewesen.«
    Irgendwo kicherte jemand leise; Jierets ältere Schwester Tashka. Dem Knaben war mit einer Erniedrigung gewiß besser gedient, als mit Riemenschlägen im Verborgenen. Steiven beschloß, die Angelegenheit als eine Dummheit unter den Augen der Erwachsenen zu behandeln. »Entschuldige dich auf der Stelle und biete Halliron unsere Gastfreundschaft an. Anderenfalls berichtige die Schmach, indem du dich seinen Forderungen zur Wiederherstellung seiner Ehre fügst und ihn anschließend zur Straße zurückgeleitest, zur Strafe für den Ärger, den du verursacht hast.«
    Jieret blickte wild um sich, doch Idrien hatte seine Chance genutzt und sich davongemacht. Geknickt, doch noch immer unverschämt und unwillig, sich zu entschuldigen, richtete er sich vor dem hochgewachsenen Minnesänger auf.
    »Sprich nicht«, sagte Halliron mit einem schalkhaften Funkeln in den Augen. »Statt dessen schulde ich dir Dank dafür, daß du für mein Pony sorgst und mir die Lyranthe aus der Kutsche holst.« Mit feierlichem Ernst überreichte er dem Schurken die abgeschnittenen Zügel des Ponys.
    Kaum hatte Jieret an dem Zaumzeug gezogen, da legte das Pony auch schon die spitzen schwarzen Ohren an. Ein Vorderhuf schlug mit schlangenhafter Geschwindigkeit aus, und der Knabe sprang, fluchend wie ein Wagenzugführer, zurück, um sich vor den Tritten zu retten.
    »Ich hoffe, er kann mit eigensinnigen Pferden umgehen«, sagte Halliron zu dem Vater des Jungen, nur um festzustellen, daß sich der große Mann ohne Vorankündigung in das nasse Laub setzte, die Arme um die Rippen gelegt, als zerrisse das Lachen seine Eingeweide. »Eine angemessene Strafe«, schnaubte der Regent von Rathain johlend. »Ein Pony für Tashka, natürlich! Diese Kreatur würde seiner armen Schwester vermutlich die Hand abreißen.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Halliron lächelte, wobei er gedankenverloren zuschaute, wie die Umstehenden sich zerstreuten, während das bockende Pony im flackernden Licht der Fackeln tänzelte. »Der kleine Racker haßt nur Knaben. Und, um die Wahrheit zu sagen, ich bin über diese Angelegenheit gar nicht bekümmert. Ein Sturm reitet im Wind, könnt Ihr ihn riechen? Und in diesem Teil des Waldes gibt es nicht einmal eine Novizenherberge. Ich hatte damit gerechnet, eine fürchterliche Nacht überstehen zu müssen.«
     
    Als das Unwetter dann schließlich zuschlug, lag der junge Jieret schon seit Stunden im Bett, und Halliron lehnte sich bequem in die Kissen im Wohnzelt des Regenten von Rathain. Zwar hatte ihn keiner gefragt, dennoch hatte der Meisterbarde der Familie des Clanführers großzügig seine Künste dargeboten, bis die Naturgewalten selbst für seine geübte Stimme zu mächtig wüteten. Der

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