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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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von Rathain lügt, um den Rat der Stadt in Verruf zu bringen?«
    »Ich behaupte, daß er mit der Bruderschaft unter einer Decke steckt, deren Absicht es ist, Etarra den Barbaren auszuliefern. Würde er denn nicht zu diesem Zwecke genauso handeln, wie die Zauberer es von ihm verlangen?«
    Lysaer, dem Arithons magisch geschulter, ausweichender Geist stets Unbehagen verursacht hatte, bemühte sich, die Angelegenheit von dieser Seite zu betrachten. Gerade an diesem Morgen war Dakar nach seiner nächtlichen Tavernentour hereingestolpert und hatte undeutlich, aber bestimmt versichert, daß Arithon die Nacht nicht in Gesellschaft verbracht hatte. »Nur Daelion mag wissen, wo auch immer er gewesen ist. Seine Hoheit selbst will es uns jedenfalls nicht sagen.«
    Lysaer blinzelte, als ein Gedanke ihn peinigte. Der Musiker von heute, der gefleht hatte, von der Rolle als König freigesprochen zu werden, war derselbe Mann wie der Zauberer, der sieben Schiffe niedergebrannt hatte, ehe er in Ketten gelegt worden war, der Mann, der später sogar den Rat von Amroth unter Einsatz seines eigenen Lebens gereizt hatte.
    »Wie ich sehe, habt auch Ihr Eure Vorbehalte«, bemerkte die gnädige Frau Talith. Ihr engverschnürtes Taftgewand raschelte, als sie die Beine übereinanderschlug; der Terrier, durch ihre Bewegung verdrängt, winselte und sprang beleidigt zu Boden. »Was nun unsere Seite angeht und falls diese Krönung gestoppt werden soll, so bleibt uns nicht mehr viel Zeit zu handeln.« Tatsächlich blieb ihnen nur noch eine Stunde bis zu der mittäglichen Zeremonie. Etwas drang in Lysaers Bewußtsein ein, und sein tief verwurzelter Sinn für Gerechtigkeit machte der sonderbaren Neigung seiner Gedanken ein jähes Ende. »Ihr solltet nicht einmal daran denken, ein Komplott vorzuschlagen. Ich werde mich an keinem Verrat beteiligen. Die Absichten der Bruderschaft gegenüber Eurer Stadt sind gewiß nicht nachteilig, und es steht mir nicht zu, Arithons Rechte als Thronerbe abzustreiten.«
    »Aber Ihr zweifelt an ihm«, drang Talith weiter in ihn.
    Damit hatte sie ihn tief getroffen.
    Die Ehre gebot, die Integrität eines Herrschers oberhalb von Belangen sozialer Gerechtigkeit anzusiedeln. Angewidert, als hätte etwas Feuchtes ihn berührt, erhob sich Lysaer. Seine guten Manieren verbargen seine Zweifel, als er nach seinem Samtumhang griff und Talith seine Hand bot. Ihre Schönheit mochte seinen Blickwinkel verwirren, doch nie seine angeborene Rechtschaffenheit. Zuvorkommend half er ihr, aufzustehen. »Gnädige Frau, im Sinne Eurer Stadt werde ich Euren Prinzen befragen. Arithon ist verschlossen, listig und nicht immer ehrlich in bezug auf seine Motive. Aber in der direkten Konfrontation habe ich noch nie erlebt, daß er gelogen hätte.«
    Diegan läutete die Glocke, um das Dienstmädchen hereinzurufen, das die Kristallkelche und den Weinkrug abräumen sollte.
    Zu Lysaer sagte er: »Werdet Ihr uns berichten, was Ihr herausgefunden habt, bevor die Krönungszeremonie beginnt?«
    Frierend und nicht sicher, aus welchen Motiven er ein solches unbequemes und kurzfristiges Versprechen geben sollte, hörte sich Lysaer sagen: »Ihr habt mein Ehrenwort.«
    Der Raum, der Wein und die Gesellschaft schienen plötzlich zu viel für ihn zu sein. Nur mit Mühe gelang es Lysaer, seine Fassung wiederzugewinnen. Schlaflose Nächte und sorgenvolle Träume hatten die Saat zu unwürdiger Verwirrung in seinem Geist gelegt. Selbst wenn Arithons Anteilnahme auf falschen Voraussetzungen beruhte, so verblieben doch die Dornen der Ungerechtigkeit: Die versklavten Arbeiter im Dienst der Gilden waren trotz allem Kinder, unterernährt, schlecht gekleidet und erbärmlich untergebracht. Wenn es auch ein schweres Dilemma auf einfache Weise lösen würde, die Kinder für die Verbrechen ihrer Ahnen zu strafen, verdiente doch ihre Notlage eine unvoreingenommene Beurteilung. Wenn Arithon für ihre Sache eintreten wollte, so mußte er seine Entscheidung doch rechtfertigen können, um sich gegen die Vorgehensweise des Rates der Stadt stellen zu können. Lysaer wich dem Terrier aus, der spielerisch um seine Füße sprang, und schritt mit fest gefaßten Vorsätzen zur Tür.
    »Meine Dame, mein Herr«, verabschiedete er sich.
    Ein Knall und ein Donnern hallte in dem Durchgang außerhalb des Hauses wider.
    Begleitet von Dakars Stimme, die wehleidig mit einem Diener stritt, meldete sich sein innerer Aufruhr zurück. Des Wahnsinnigen Propheten Klage wurde jäh von Asandir abgeschnitten,

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