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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gefüllten Kelch auf. »Dann vergessen wir auch die geistige Gesundheit und betrinken uns beide ausgiebig.«
     
    Kaum waren die Vorhänge vor den Fenstern der Ratshalle Etarras wieder heruntergelassen worden, erbebte schon die Tür unter wuchtigen Schlägen. Trotz der Tatsache, daß Traithe die Türen mit einem Bann versiegelt hatte, wurde eines der Türblätter krachend aufgestoßen. Helles Tageslicht fiel in den Vorraum und erzeugte ein Funkeln wie in einer Schatzkammer über der unruhigen Versammlung der städtischen Würdenträger mit ihrem schlaffen Federputz, ihren gefärbten Pelzen, Goldketten und juwelengeschmückten Schärpen.
    Da keiner unter Etarras Bürgern über magische Kräfte verfügte, seinen Bannen zu begegnen, richtete sich Traithe eilends von dem kraftlos daniederliegenden Leib des Lordgouverneurs auf. Der Rabe auf seiner Schulter schlug aufgeregt mit den Flügeln, um sein Gleichgewicht zu halten, als sein Meister sich umwandte, bereit, sich der Störung zu widmen.
    Arithons Stimme dröhnte durch die Düsternis. »Wo ist Asandir?«
    Voll räuberischer Gier, sich einen Vorteil zu sichern, drängte jeder städtische Würdenträger, der nicht durch den Zusammenbruch Morfetts eingeschüchtert war, vor und blinzelte in das so plötzlich hereinfallende Tageslicht.
    Nur die wenigen, die nahe genug waren, konnten die zerzauste Gestalt im Gegenlicht erkennen; der Rest aber sah und erinnerte sich des glänzenden Reifs, der von dem Recht auf den Thron Rathains kündete.
    »Zauberei!« schrie jemand im Vordergrund. Köpfe wandten sich um, behütet oder kahl und formell mit Bändern und Juwelen geschmückt. »Hier ist ein Prinz, der durch schützenden Zauber hindurchbricht. All die furchtbaren Gerüchte sind wahr.«
    Wie ein Windzug einen Gobelin zum Wallen bringen mochte, kam Bewegung in die Menschenansammlung.
    Murren erklang. »Er ist es, der Teir’s’Ffalenn. Also doch ein verstohlener Zauberer. Seine Hoheit, der Prinz von Rathain.«
    Wieder ertönte die Stimme des Prinzen von der Tür. »In Aths Namen, ist denn hier kein Bruderschaftszauberer anwesend?«
    Traithe schob sich durch das Gedränge im Vorraum, und seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz und gar auf Arithons blasses Gesicht. Sosehr es ihm mißfiel, öffentliches Aufsehen zu erregen, hatte er doch keine andere Wahl, als sich den Erfordernissen zu beugen. »Asandir ist auf der Suche nach Eurem Halbbruder. Sethvir ist in der Waffenkammer am Südtor. Die Straßen sind alles andere als sicher.«
    Von tiefem Schmerz ergriffen, erkannte Arithon, daß er keine Hilfe erbitten, nicht einmal offen sprechen konnte, und so antwortete er nur: »Ich kann nicht hierbleiben!«
    Gewiß konnte er das nicht. Der hohe Rat war voller Feindseligkeit. Wenn auch Traithes Anwesenheit für den Augenblick ein Blutvergießen verhindern mochte, so würde dies doch nicht für lange Zeit genügen.
    Eines jeden Ministers Spitze und Brokat barg versteckte Dolche und juwelenbesetzte Nadeln, die jeden Moment zum Verrat eingesetzt werden konnten; und nicht wenige unter ihnen dürften darüber hinaus Attentäter bezahlt haben, die sie nun, verkleidet als Sekretäre, begleiteten.
    Nachdem er sich selbst zwischen den bedrohten Prinzen und die Gesamtheit der Würdenträger im Raum gestellt hatte, sortierte er in Gedanken die begrenzten Möglichkeiten. Daß Luhaine nirgends zu entdecken war, war ein deutlicher Hinweis darauf, daß die miteinander verknüpften Veränderungen, die das Netz im Althainturm vorhergesagt hatte, bereits in vollem Gange waren. Ein falsches Eingreifen könnte jetzt die Rahmenbedingungen für Dakars Prophezeiung der Schwarzen Rose vernichten. Traithe zürnte seinen beschränkten Fähigkeiten; im Gegensatz zu seinen Brüdern konnte er die ganze Tragweite dieser Krise nicht auf den ersten Blick erfassen.
    Das Beste, was er tun konnte, war doch nicht mehr als eine Geste. »Mein Vogel wird Euch den direkten Weg zu Sethvir zeigen.«
    Als wäre der Vogel eine Rettungsleine, spiegelte sich Erleichterung in Arithons Zügen wider. Das bemerkten auch die Ratsmitglieder von Etarra. Wie Wölfe, die angesichts der gegnerischen Schwäche kühn werden, drängten sie sich in Traithes Rücken. Nur eine einzige Bewegung noch, und das ganze Pack würde sich ebenso unkontrollierbar gebärden, wie der Pöbel in den Straßen.
    »Geht«, rief Traithe.
    Der Rabe erhob sich flatternd. Zischend fegte die Luft durch seine gespreizten Federn, als er durch die Türöffnung schoß. Mit

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