Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
der wissen wollte, was nicht in Ordnung war.
Lysaer preßte seinen Daumen auf die Klinke. Der Schließmechanismus schien komischerweise verklemmt zu sein. Selbst mit Gewalt wollte das Hindernis nicht weichen.
Lord Diegan stieß die Magd in seiner Hast zur Seite, um sich zu Lysaers zu gesellen. Ihre gemeinsamen Anstrengungen, die Tür zu öffnen, veranlaßten die verschnörkelte Bronze, in weißem Licht zu erglühen. Dann folgte Hitze, intensiv genug, Blasen zu erzeugen.
Lysaer bemerkte sofort, daß sich auf seiner Haut keine Anzeichen dieser Berührung zeigten. Den Auswirkungen niederer Magie vertraut, stieß er einen verspäteten Warnschrei aus.
»Zauberei!«
Diegan betrachtete ihn eindringlich, während erneut eine unerklärliche Hitze, gefolgt von Kälteschauern, durch seinen Körper glitt.
Diese Attacke erwies sich als heftiger als die vorangegangene. Für einen Augenblick schien die Umgebung flackernd zu verschwinden. Schnell erholte sich sein Sehvermögen, doch seine Ohren hallten von einem unbeschreiblichen, unerklärbaren Geräusch wider. Das Gefühl wurde von den Widerhaken eines Gedankens begleitet, der so klar umrissen war, daß er solider erschien als der Fenstersturz, an dem er sich abstützte, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Wer, wenn nicht Arithon, konnte es gewagt haben, sich derartige Freiheiten herauszunehmen? Der giftige Schluß, der daraus folgte, war, daß, wenn der s’Ffalenn-Bastard die Schuld an dieser Sache trug, auch das Mißtrauen gegen den Rat von Etarra ganz entschieden fehl am Platze war.
Durch Lysaers Bestürzung bestätigt, sagte Diegan: »Man hat uns verraten!« Er tauschte grimmige Blicke mit seiner Schwester aus.
Der Diener vor der Tür war verstummt; das Zimmermädchen kauerte in einer Ecke des Raumes. Dakars Antwort an Asandir drang mit verdammenswerter, unwiderlegbarer Klarheit in den versiegelten Salon. »Aber natürlich habe ich Wards gesetzt, um die Tür zu verschließen. Arithon hat mich angefleht, ihn um alles in der Welt von Lysaer getrennt zu halten!«
»Wo ist der Prinz von Rathain?« Der Zauberer mußte eine furchtbar böse Miene aufgesetzt haben, denn Dakars Antwort klang schrill, er schien der Hysterie nahe.
»Er ist fortgegangen. Raus auf die Straße, um Euch zu suchen. Wenn Luhaines Geist ihn noch immer bewacht, dann ist er hartnäckig verschwiegen. Habt Ihr denn auf dem Weg hierher keinen von beiden gesehen?«
»Nein.« Asandirs Schritte näherten sich der verschlossenen Tür. »Nun ist es zu spät, sich einen anderen Verlauf zu wünschen. Deine Prophezeiung verbietet uns zu handeln. Du sagst, Lysaer ist dort drin?«
In rebellischer Selbstverteidigung sagte Dakar: »Diegans Diener haben mir versichert, daß er den Raum nicht verlassen hat.«
Lysaer fühlte eine Hand auf seinem Unterarm. Es war Talith, die ihn hastig zur Seite zerrte. Erschütterung entlud sich in seinem Inneren, nicht wegen ihrer Schönheit, die einen jeden Mann aus der Fassung zu bringen vermochte, sondern wegen ihrer unmanierlichen Vermessenheit. Noch bevor er Gelegenheit hatte, sich dieser sonderbar jähzornigen Reaktion zu widmen, wurde das Gefühl schon hinfortgeschwemmt, und ein Drang, dessen Ursprung er ebenso wenig ergründen konnte, zwang ihn zu eiligen Worten: »Ich habe versprochen, Arithon zu finden und nach der Wahrheit zu befragen. Könnt Ihr mich hier herausbringen?«
Diegan grinste. »Jedes Haus in Etarra hat eine Geheimtür und eine versteckte Treppe, die zu Straße hinausführt. Talith wird sie Euch zeigen, während ich den Zauberer aufhalte.«
»Versucht es.« Lysaer überließ der Dame seine Hand, die ihn atemlos vorantrieb. »Seid vorsichtig. Kein Bruderschaftszauberer hat Bedenken, sich in Eure persönlichen Gedanken einzuschalten.«
Es war nicht an Lysaer, herauszufinden, ob seine Warnung Wirkung zeigte. Talith bohrte ihre Fingernägel in sein Handgelenk und zerrte ihn zu einer Tür, die sich wundersamerweise in der rückwärtigen Wand aufgetan hatte. Hinausgezerrt in einen staubigen, steinernen Gang hörte Lysaer nur mehr Taliths Stimme, die leise den Dreck verfluchte, der die Säume ihres Gewandes beschmutzte, ehe sie die Tür wieder zuschob und sie beide inmitten von Spinnweben und Finsternis einschloß.
Im Salon begann das verängstigte Zimmermädchen zu schluchzen.
Das Kläffen des Terriers wandelte sich zu wütendem Bellen und Knurren, da er seiner schönen Herrin nicht folgen konnte. Im nächsten Moment entlud sich an der Klinke der Salontür
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