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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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festgehalten hatte. Eine Lüge kostete dagegen so wenig; und angesichts der Ergebnisse, die der heutige Tag hervorgebracht hatte, angesichts der Endgültigkeit seines Verlusts und der Tatsache, daß Arithon nun sein wahres Gesicht gezeigt hatte, hätte seine kleine Schwindelei gegenüber Diegan ebensogut die pure Wahrheit sein können. Erfaßt von wilder Erleichterung, so, als hätte man ihm das Gewicht des ganzen Firmaments von den Schultern genommen, hätte Lysaer beinahe gelacht.
    »Dann seid Ihr also ebenso von königlichem Blut wie er«, schloß Diegan düster. Dann bemerkte er das Auflodern grimmiger Erheiterung in Lysaers Zügen und erinnerte sich, daß beides, Hysterie und der vollkommene Mangel an Emotionen nur allzu häufig auf einen schweren Schock zurückzuführen waren. Mitfühlend enthielt er sich eines anklagenden Tones. »Das ist schwierig. Sogar äußerst problematisch.«
    »Ganz und gar nicht.« Auch die nächste Lüge ging Lysaer leicht von der Zunge. »Ich mag der Sohn eines Königs und rechtmäßiger Thronerbe sein, doch nicht auf Atheras Boden. Das Erbe, das ich durch das mir von Geburt gegebene Recht einfordern könnte, liegt unerreichbar jenseits des Weltentores, mir durch die Taten des s’Ffalenn auf immer entrissen.«
    »Also ein Exilprinz«, drang Diegan weiter in ihn.
    Lysaers Lächeln kam so unvermutet wie Tauwetter. »Überhaupt kein Prinz, mein Freund. Ich wurde formell enterbt, ein Opfer der Tücken eines Zauberers, so wie Ihr es seid. Etarras Bevölkerung soll um ihrer selbst willen meine ganze Unterstützung erhalten. Seid beruhigt. Mir reicht meine Rache.«
    In diesem Moment passierten sie eine weitere Gasse; Diegan kontrollierte die kreuzende Straße aus tiefverwurzelter Gewohnheit: solche Orte dienten allzuoft dazu, hochwohlgeborene Bürger in einen Hinterhalt zu locken. »Dann war Eure Mutter keine s’Ffalenn?«
    »Nein. Könnt Ihr Euch das nicht denken?« Lysaer verzog das Gesicht, war er doch einem tief vergrabenen Schmerz seiner Kindheit nahe. »Meine Mutter, möge Dharkaron über die Saat ihrer Schande zu Gericht sitzen, war die bedauernswerte, vergewaltigte Königin.«
    Vor ihnen lag der Marktplatz, dessen Rundbogentor von Lampen geisterhaft aus dem Dunkel gerissen wurde. In dem sonderbaren, gedämpften Licht erkannten sie die wachsverkrusteten Schreine unter den mit Schnitzereien verzierten Giebeln, auf denen ehrgeizige Händler Kerzen hatten brennen lassen. Die kleinen Zinntalismane, die klimpernd vor Iyats warnen sollten, hingen still und unbewegt in der windstillen Finsternis.
    Dichter drängte sich der Mob; Bauern hatten sich zum Zwecke der Wiederherstellung der Monarchie angeschlossen und schossen Ziegelsteine auf die Handelsleute der Gilden ab. Dann und wann löste sich im Kreuzfeuer der Trümmer ein heiserer Schrei. Mehr Söldner unterstützten nun Diegans Eskorte. Diese neu hinzugestoßenen brachten rußgeschwärzten Goldschmuck mit sich, und die Waffen, die sie drohend schwangen, waren noch immer mit Wimpeln in zeremoniellen Farben geschmückt. Solchermaßen von ihren Posten gezerrt, auf denen sie ursprünglich während der Krönungsfeierlichkeiten für Ordnung hatten sorgen sollen, verlieh ihre glanzvolle Erscheinung dem von Narben übersäten Gnudsog mit seinem schlachtfelderprobten Gang das verbiesterte Aussehen eines Schwerverbrechers.
    Eine Störung lief durch die ordentlichen Reihen, als ein Bote in der Livree der Gouverneursbediensteten, dessen Wange verletzt war, sich schweratmend hindurchzwängte. Laut brüllte er über den allgemeinen Lärm nach Lord Diegan.
    »Da kommen Neuigkeiten«, bellte Gnudsog seinen Kommandanten an. »Ihr könnt sie jetzt nicht entgegennehmen, Euer Lordschaft. Besser, Ihr hört sie Euch an, wenn wir in der Ratshalle in Sicherheit sind.«
    »Nein!« Die Stimme des Kuriers schnappte vor Furcht über. »Nicht dort! Die Halle ist mit mörderischen Zauberbannen versiegelt.«
    »Traithe«, sagte Lysaer kurz und bündig. Als Diegan wutentbrannt mit den Zähnen knirschte, hob er beschwichtigend die Hand. »Den Ministern in der Halle wird kein Leid geschehen sein.«
    Amethysten und Diamanten glitzerten in der Dunkelheit, als der Kommandant der Garde herumwirbelte. »Bringt den Mann zu mir. Ich will ihn jetzt anhören.«
    Die Soldaten machten Platz, um den Boten hindurchzulassen. Sein Hemd war an der Schulter zerrissen, und die Haut über den Knöcheln einer Hand war abgeschürft. »Ich bin froh, Euch überhaupt erreicht zu haben, Euer

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