Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Elaira ihre Erinnerung an jenen schwarzhaarigen Prinzen an, dessen Geist sie gleichermaßen wie ein Bann gezeichnet hatte. Rühr dich nicht, tu nichts, das sie auf dich aufmerksam machen kann!
Gewiß wäre es besser gewesen, sie wäre vor ihrem schicksalhaften Zusammentreffen mit dem Herrn der Schatten gestorben. Welchen Hafen er auch immer gefunden haben mochte, um dem Fluch Desh-Thieres zu entgehen, vor seinem Persönlichkeitsmuster aus dem Wissen der Bruderschaft, vereint mit dieser gewaltigen Macht, konnte keine Zuflucht auf Erden oder im Himmel Schutz bieten, wenn die Magie dieses Rufes sie erreichte.
Tränen des Kummers, des Treuebruchs, füllten Elairas Augen und rannen über ihre Schläfen. Trauer zerfraß sie, ebenso wie vergeblicher Zorn, während, unter den zerwühlten Lagen ihrer Bandagen, der Kristallsplitter, der direkt mit ihrem Sein verbunden war, hilflos im Einklang mit den magischen Banden summte, die ausgesandt worden waren, Arithon zu finden. Die skrupellosen Anforderungen dieser Suche durchdrangen glühendheiß ihr Sein, so unbarmherzig wie ein Sonnenstrahl, verstärkt durch eine Linse. Auch ihre Qualen verhalfen ihr nicht zu einem Aufschub. Erfüllt von den Wogen der Sonnenwende, hinausgeschleudert auf den Siebten Weg, bahnte sich das Muster magischer Bande seinen Weg durch Gehöfte und Städte und Dörfer. Elaira zitterte vor Abscheu, während Tausende unglücklicher Leben überrannt und beiseite geschoben wurden wie ein großer Haufen nutzloser, trockener Spreu. Diese Suche gestattete keine Gnade. Gleich einer Ausgeburt der Verdammnis wogte sie über das Land, nur den eigenen Zwecken dienend, zog sie alles Leben in Mitleidenschaft, das ihren Weg behinderte, während sie in unersättlicher Gier dem Verlangen folgte, sich mit ihresgleichen zu einen.
Innerhalb einer Sekunde, angefüllt mit Ereignissen, die Stunden auszufüllen imstande waren, umfaßte der Ruf die windgepeitschten Steilhänge von Nordstor, ehe er sich über die lange Reihe der Hafenstädte entlang der halbmondförmigen Küste des cildeinschen Ozeans ausdehnte.
Vor Erschöpfung gelähmt lag Elaira auf ihrem Lager, während das kribbelnde Brausen der mitternächtlichen Energien der Sonnenwende vorüberzog und die Wogen des Weges herniedersanken und sich allmählich legten. Mit der einsetzenden Ebbe ließ auch der Ruf der Korianizauberinnen nach, bis er in den schläfrigen Fischerhütten Meriors in seinem unbefriedigten Drang nach Symmetrie fauchend in sich zusammenfiel.
Wieder war der Sirenengesang, der den Herrn der Schatten hätte herbeilocken sollen, auf wundersame Weise unbeantwortet geblieben.
Niedergeschlagen löste sich in der feuchten Kälte inmitten des schattigen Labyrinths dunkler Gänge in den Ruinen Athirs der Kreis der Zauberinnen auf. Nach und nach lösten sich die am besten ausgebildeten Ältesten des Ordens aus den peinigenden Fesseln ihrer Trance. Sie nahmen die Gazeschleier ab, verwirrt und betäubt von den Geschehnissen, während die Energien ihrer fehlgeschlagenen Suche durch den Raum flatterten wie die unzähligen Fasern zerfetzter Seidenkokons.
Elaira hätte lachen mögen, angesichts der Enttäuschung auf ihren Mienen. Ihre Intuition hatte sie in die Irre geführt. So überließ sie sich ihrem Sieg, dessen Süße beinahe schmerzhaft war, und ergötzte sich an der schwindelerregenden Erleichterung, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Wohin auch immer sich der gerissene s’Ffalenn-Prinz zurückgezogen haben mochte, er befand sich nirgends in der Nähe des Siebten Weges.
Verärgert bildeten die Zauberinnen einen neuen Kreis. Beherrscht von langerlernter Disziplin führten sie Rituale aus, die gebundenen Energien wieder freizusetzen. Doch während sie in aller Stille magische Siegel aussonderten und durch passende Gegenzauber auslöschten, blieb noch immer eine unausgesprochene Tatsache bestehen: Arithon s’Ffalenn war wieder einmal durch die Maschen ihres Netzes geschlüpft.
Nur ein rebellischer Geist frohlockte innerhalb der Sphäre, die von dem Einfluß des Skyronkristalls beherrscht wurde: Elaira allein stand auf Seiten des Opfers dieser Jagd. Schutzlos war sie ausgeliefert, als Rachsucht und Mißtrauen sich in offenen Beschuldigungen Luft verschafften.
»Haltet euch zurück«, tadelte die Oberste Zauberin matt. »Es gibt nichts, das wir Elaira anzulasten hätten. Keine einfache Novizin wäre imstande, den Prinzen von Rathain vor unserer großen Beschwörung zu schützen.«
»In was für eine
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