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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Luft war schwül und salzhaltig, angefüllt mit dem süßen Duft sommerlichen Heus, das herbeigeschafft wurde, die Lagerbestände auf den Heuböden der Ställe aufzufüllen. Das Stampfen der Zugtiere und das Knirschen zerschlagener Grünfutterkisten vermischte sich mit den Verwünschungen einer Matrone, die an ihrem verschwenderischen Gatten herumnörgelte. Keine zwei Meter von dem Zauberer entfernt, zügelte ein Kurier, auf dessen Satteltaschen das Löwenwappen des Statthalters prangte, sein schaumbenetztes Roß.
    Der Ponywagen erregte wenig Aufmerksamkeit, er schien gar nicht zu existieren. Während Halliron schlief, fest in warme Decken gewickelt, kontrollierte Asandir seine Atemgeräusche und betrachtete mit sorgenvollem Blick den Himmel. Zu schnell zog die Nacht vorüber. Das Leuchtfeuer am Kai verbreitete einen düsteren Lichtschein, während das Trauerlied der Nebelglocke die Luft mit seiner Vibration erfüllte. Das Pony knabberte zärtlich am Ärmel des Zauberers, ehe es scheinbar grundlos den Kopf herumwarf und schnaubte.
    Im nächsten Augenblick wischte ein eisiger Lufthauch den Tau von den Grashalmen.
    Die Brise drückte Asandirs Tunika an seine hageren Schultern und fegte ihm das Haar in die wettergegerbten, eingefallenen Wangen. Aufgeschreckt und ein wenig gereizt fragte er: »Luhaine?«
    »Sethvir war der Ansicht, du könntest meine Hilfe brauchen.« Ein Fleck in der Dunkelheit formte sich zu der rundlichen Gestalt des körperlosen Bruderschaftszauberers. Luhaine verschränkte seine plumpen Finger und betrachtete das Gedränge vor dem Tor. »Ich nehme an, du könntest einen Tarnzauber brauchen und vielleicht ein bißchen Ablenkung für dieses Landvolk. Möglicherweise ein irreleitender Bann?« Verärgert wie ein Bibliothekar mit einem großen Bücherstoß in Händen, blickte Luhaine gestreng an seiner Nase herab. »Es ist ja vollkommen bedeutungslos, daß die Kunst der Gaunerei entschieden besser zu Kharadmons liederlichem Stil paßt.«
    »Ich bedaure, daß ich deine Grundsätze verletzen muß«, entgegnete Asandir. »Aber Kharadmon ist nun einmal nicht hier.«
    »Nein.« Luhaine rümpfte geziert die Nase. »Nun gut. Es wird dir schwerfallen, dich gleichzeitig um Hallirons Bedürfnisse zu kümmern und den Kraftkreis zu aktivieren, während jede Laus in Jaelot danebensteht. Doch, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich würde es gewiß nicht bedauern, wenn die hiesige Gesellschaft durch den Schock zugrunde ginge.«
    Wieder einmal verblüfft angesichts der gestelzten Ausdrucksweise seines Bruders, verlor Asandir die Geduld. »Es ist schon beinahe Tag.«
    »Du hast es stets eilig«, grollte Luhaine. »Würde ich noch meinen Körper innehalten, so würde ich Halliron gewiß lieber mit seinem Wagen fahren, und es würde mir so erspart bleiben, bewaffnete Soldaten mit allerlei Kapriolen und Bannen zu verwirren.«
    Anstelle einer Antwort kletterte Asandir wieder auf den Kutschbock, ließ die Zügel schnalzen und lenkte das Gefährt hinab zur Straße, mitten hinein in das Gedränge der Ochsengespanne, höher gestellten Kuriere in amtlicher Livree und der Meute sonnenverbrannter Bauern, die über den sommerlichen Regen oder den Mehltau auf ihren Feldern sinnierten.
    Luhaines Bild löste sich auf und hinterließ einen Strudel kalter Luft, der das Vieh veranlaßte, schnaubend zurückzuscheuen. Die Bauern, die die Zügel hielten, mußten ihre ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden, die tänzelnden Tiere unter Kontrolle zu halten. Frauen und Knechte, die mitgekommen waren zu helfen, waren sogleich damit beschäftigt, Körbe mit Zwiebeln und Gemüse aufzufangen, die von den Wagen herabzustürzen drohten, oder das Schlachtvieh zu packen, das plötzlich brüllend seinen Käfigen zu entkommen suchte. Luhaines List war beeindruckend genug, daß selbst die Kinder auf dem Schoß der Mütter nicht einmal kurz blinzelten, als der bunte Karren des Barden an ihnen vorüberzog.
    »Ich nehme an, du erwartest von mir, daß ich mir etwas einfallen lasse, um die Wachen dazu zu bringen, das Tor zu öffnen.« Wenn Kharadmon nicht in der Nähe war und ihn mit seinem Spott unterhielt, neigte Luhaine noch mehr dazu, sich zu beklagen. »Du verlangst eine ganze Menge von mir.«
    Doch ohne seine Unterstützung würde es weit schwieriger sein, die große Beschwörung unter dem Einfluß der Morgendämmerung in dem Kraftkreis durchzuführen, um Halliron nach Shand zu bringen. Ärgerlich ergab sich der körperlose Zauberer in sein Schicksal und

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