Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Zauberbannen, erreichte der Wagen den Anfang des großen Boulevards. Auf Asandirs Drängen hin senkte das Pony bald darauf den Kopf und stemmte sich mit der Brust gegen sein Geschirr, um seine bunte Last die flache Marmortreppe vor dem Eingang zum Palast des Statthalters hinaufzuzerren.
    Im heraufziehenden Tageslicht glitzerte das Glas aus den zersprungenen Scheiben der Rundbogenfenster am Boden. Zwischen runden und eckigen Pfeilern, die allesamt schief standen und mit spinnwebförmigen Rissen durchzogen waren, erwartete sie die offene Tür, die halb aus den Angeln geflogen war. Die Farbe auf dem Holz hatte Blasen geworfen und sich von dem Türblatt gelöst. Das Pony schnaubte und donnerte mit klirrendem Zaumzeug über den Rand des oberen Treppenabsatzes. Dort angekommen zog Asandir die Zügel an. Das Knirschen eisenbeschlagener Wagenräder auf der seidenglatt polierten Oberfläche des steinernen Bodens verstummte mitten im Foyer des Palastes. Ölfackeln brannten in dem höhlenartigen Raum jenseits der Eingangshalle. Ohne sich der Anwesenheit irgendwelcher Besucher bewußt zu sein, plackten sich dort ermattete Arbeiter mit Schaufeln und Körben ab, um den Schutt und die verbrannten Fliesen aus dem verwüsteten Bankettsaal des Statthalters zu entfernen.
    Der eisige Wirbel, der Luhaine repräsentierte, hing über ihren Köpfen, eine Unregelmäßigkeit, die allein Asandir zu sehen imstande war. »Nun begreifst du wohl, warum Sethvir der Ansicht war, meine Anwesenheit könnte sich als nützlich erweisen. Es sei denn, du beabsichtigst, zwölf hiesige Dienstboten in die Einöde von Sanpashir mitzunehmen?«
    »Jag sie alle zu Sithaer!« Beunruhigt über die Erschütterungen, denen Halliron bei dem Treppenaufstieg ausgesetzt war, zog Asandir die Brauen hoch. »Den Schrecken ihres Lebens werden sie so oder so erfahren. Mitten in der Einöde könnte ihr dummes Gerede wenigstens keine weiteren Zweifel am Charakter des Prinzen von Rathain aufkommen lassen.«
    »Ein ausgesprochen wichtiger Punkt.« Der körperlose Zauberer sank in der Finsternis hinab auf den Boden, während die Rauchschwaden sich langsam blau verfärbten, als das erste Licht der einsetzenden Dämmerung durch die ostwärts gerichteten Fenster hereindrang. »Aber ich muß dich bitten, dich deiner zuvor getätigten Äußerung zu erinnern, der zufolge der Tagesanbruch nicht warten wird, bis wir unser Gespräch beendet haben.«
    Längst wieder in Bewegung, legte Asandir die Zügel ab und stieg von dem Bock herunter. Er beugte sich über Halliron, berührte seine entspannten Glieder durch die Decke hindurch und maß die nachlassende Signatur der Lebenskraft. Dort, wo der Strom sich staute oder zu versiegen drohte, zog er vorsichtige Energielinien, bis der Fluß wieder im Gleichgewicht war. Zur Verstärkung setzte er Heilsiegel, durchmischt mit Runen zur Erhaltung der Lebensenergie. Seine komplizierte Arbeit hinterließ Spuren, die wie Funken glühten und schließlich langsam in der Wolle und dem wiedererstarkten Fleisch unter der Decke verschwanden.
    Alsbald öffnete Halliron sein einzig gesundes Auge. Über sich erblickte er klar und deutlich vor einem nichtssagenden Hintergrund den Bruderschaftszauberer Asandir, der ihn im Gegenzug prüfend betrachtete. »Königmacher«, sprach er ihn mit dem Titel an, den er den Zeilen uralter Balladen entnommen hatte. Gepeinigt von der Stimme, die harsch, den Lauten, die undeutlich geworden waren, atmete er mühevoll ein, um sich zu räuspern, als der sanfte Druck gespreizter Finger auf seiner Brust ihn aufhielt.
    »Verschwendet Euren Atem nicht«, sagte der Zauberer, dessen Augen so unergründlich wie das hochglanzpolierte Silber eines Spiegels waren. »Ich bringe dich zu deinem Zuhause, nach Innish. Die Reise, die vor uns liegt, wird anstrengend werden. Bevor wir aufbrechen, sagt mir, gibt es etwas, das ich Eurer Familie mitteilen soll?«
    Halliron blinzelte, doch er zeigte kein Unbehagen angesichts der Andeutung, diese magische Reise könnte seinen geschwächten Körper so sehr in Mitleidenschaft ziehen, daß keine Rettung mehr möglich wäre. »Ich habe ein Lied für meine Frau und meine Tochter geschrieben, daß ich nun nicht mehr spielen kann. Arithon kennt es. Laßt ihn die Worte an meiner Stelle singen, wenn es ihm möglich ist. Wenn er nur ein einziges Mal für meine Familie spielt, dann werden sie erfahren, wie sehr ich sie geliebt habe. Seine Kunst wird ihr Verständnis erringen und sie begreifen lassen, daß er mein

Weitere Kostenlose Bücher