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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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machte sich in Gestalt eines zornigen Wirbelwindes auf den Weg. Nur einen Augenblick später kam Bewegung in die Gardesoldaten auf den Wachtürmen. Der Hauptmann rief verdrossen die Treppe hinauf, doch Luhaine verwandelte seine Worte in ein unverständliches Echo. Die Fehlinterpretation der Soldaten geschah nicht zufällig, und schon wurde das Horn geblasen, und sein klagender Ruf kündete unter einem Himmel, noch immer so tiefgrau wie Rauchquarz, vom Sonnenaufgang.
    In diesem Durcheinander gerieten die diensthabenden Wachsoldaten in Streit. Asandir murmelte leise Worte, die keines Sterblichen Ohren mitanhörten. In einer muffigen Brise eilte Luhaine herbei und gesellte sich zu ihm. Als die Winde im Torhaus sich ächzend zu drehen begann und das große Portal der Stadt geöffnet wurde, entdeckte ein finster blickender Grobian, der eine Wagenladung Hühnchen mit sich führte, ganz plötzlich einen Grund, sein Gespann von der Straße zu lenken und sich mit einem Schaftreiber zu unterhalten. Der Zauberer lenkte seinen Karren geschickt durch die entstandene Lücke, und schon trottete das Pony durch das Tor.
    Die aufgehängten Zinntalismane, die bei der Abwehr der Iyats kläglich versagt hatten, klimperten protestierend, als der Luftzug, der Luhaine repräsentierte, dem Karren folgte. Asandir, der noch nie besonders redselig gewesen war, bedachte den leeren Raum, der nun von seinem Bruder besetzt wurde, mit einem ätzenden Blick.
    »Nun, gewiß hast du meine Unterstützung bei der Torwache nicht benötigt«, gab Luhaine zu. Ein dürrer Straßenköter, der sich gerade durch den Abfall einer Küche wühlte, stellte seine gestreiften Rückenhaare auf und knurrte in seine Richtung. Ein Kieselstein fiel plötzlich aus dem Nichts. An der Nase getroffen zog der Köter den Schwanz ein und rannte davon, während Luhaine, ein wenig schmollend, fortfuhr. »Sagen wir, es ist eine Frage der Feinheiten. Ich weiß, was du getan hast, um Hallirons Leiden zu lindern, und versuche nicht, mir einzureden, das Pony hätte den Wagen die ganze Nacht über ohne die Unterstützung durch deine Magie gezogen. Ich nehme an, diese Anstrengungen haben dich genug strapaziert, auch ohne die zusätzliche Last durch die hysterische Angst der Bürger Jaelots vor der Magie.«
    Asandirs Mundwinkel sanken in einem Ausdruck von Abscheu herab. Über ihnen wurde es allmählich hell am Himmel. Umrahmt von schattigem Grau lag die Hauptstraße vor ihnen, die überall dort, wo die Erdenmächte zur Sonnenwende jubiliert hatten, mit Trümmern bedeckt war. Dachstühle, ihrer Schindeln und Planken beraubt, ragten gleich Spinnenbeinen zum Himmel hinauf. Angesichts der Narreteien der Maurer, die taub für die Mysterien gewesen waren, und der halsstarrigen, blinden menschlichen Gier, stieß Asandir einen leisen Seufzer aus, während sich der kleine Wagen tapfer seinen Weg bahnte, vorbei an einer zerschmetterten Veranda und einem Ziegelgebäude, dem sämtliche Fensterläden entrissen worden waren. Dort, wo das Straßenpflaster nicht vollkommen zerstört war, rumpelten die Räder über zerbrochene Blumentöpfe und zerdrückte Mohnblumen hinweg, deren Blätter ganz entgegen dem natürlichen Verlauf nicht welk geworden waren. Ein abgehackter Wegweiser lehnte an einem Fliederstrauch, der außerhalb der Saison in voller Blüte stand. Der Duft lag schwer auf der Seeluft, in der der Geruch der Abfälle von den Märkten mitschwang.
    »Die Leute werden Arithon vermutlich nie vergeben, daß er ihnen die Festtage verdorben hat«, bemerkte Asandir schließlich.
    Er führte das Pony über eine Prachtstraße, auf der noch immer Blütenblätter und verkohlte Girlanden lagen. Junges Gras drang wundersamer Weise aus dem unebenmäßigen Straßenpflaster hervor. Ein Lampenlöscher, der durch eine Seitengasse schlenderte, wandte den Kopf um, als er das Poltern von Hufen und Wagenrädern vernahm. Als sein suchender Blick keinerlei feste Materie entdecken konnte, der die näherkommenden Geräusche begleitete, ließ er seine Tasche fallen und rannte in wilder Panik davon. Dann, nicht minder ruckartig, blieb er stehen, und die Furcht in seiner Miene wandelte sich zu schlichter Verwunderung, als Luhaines Verschleierungszauber ihn berührte. Während sie die Seitengasse hinter sich ließen, lauschten die Zauberer, wie der Mann sich am Bart kratzte, über die Gefahren harter Spirituosen sinnierte und seine Tasche wieder aus der Gosse hervorzog.
    Verborgen hinter einem undurchdringlichen Ring aus

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