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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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entgegnete der Wahnsinnige Prophet achselzuckend, doch ein bißchen zu schrill. »Ich habe zu viel Wasser getrunken, ehe ich mich zu Bett begeben habe. Könntet Ihr mir aus dem Weg gehen? Ich muß …«
    Noch immer im Plauderton sagte der Zauberer: »Hast du deswegen den Geldbeutel mitgenommen?«
    In der beängstigend vielsagenden Stille biß Dakar klappernd die Zähne zusammen. »Gnädiger Ath, ich hasse Schiffe! Ihr wißt doch, wie sehr mir die Seekrankheit zu schaffen macht.«
    Asandir seufzte leise, während der Wind im nassen Blätterwerk der Bäume raschelte. »Diesmal hast du mehr getan, als dich nur meinen Anweisungen zu widersetzen. Du hast dein Wort gegeben, mein irregeleiteter Prophet. Du wirst deine Aufgabe erfüllen, wie du es versprochen hast.«
    Über ihnen riß die Wolkendecke auf. Weißes Mondlicht bohrte sich durch den Nebel zwischen dem Geäst der Pinien und verlieh den Schatten einen Hauch von nachtschwarzem Samt. Still und fahl, erinnerte des Zauberers ausgestreckte Hand an eine unheilvolle Erscheinung. Die nachfolgende, ruhige, lichtlose Explosion magischer Gewalt erschütterte Dakar bis ins Mark.
    Blinzelnd stolperte er zurück, einen wortlosen Aufschrei auf den Lippen. Doch er konnte der Zauberkraft nicht entgehen, die sich durch seinen Leib bohrte, ohne jedoch Schmerzen zu verursachen. Mißtrauisch untersuchte er sich, doch es schien keine Veränderung stattgefunden zu haben.
    »Was habt Ihr mir angetan?« Kläglich zitternd schlang er die Arme um seinen Leib, um die Furcht zu bezwingen, die in seiner Brust wütete.
    Der Zauberer antwortete mit eisiger Klarheit. »Nichts, vorausgesetzt, du brichst dein Gelöbnis nicht.«
    Nun gab es keinen Ansatzpunkt mehr für Ausreden. So erschüttert, daß ihm nur mehr schlichte Ehrlichkeit blieb, hörte Dakar mit dem händeringenden Gehabe auf. »Ihr habt keine Gnade und kein Herz. Warum um alles in der Welt schickt Ihr mich nicht zu Lysaer, auf daß ich mich seinem Gefolge anschließe? Er war wenigstens mein Freund!« Da der Zauberer schwieg, schwadronierte der Wahnsinnige Prophet weiter: »Arithon ist ein durchtriebener Schwindler! Er hat kleine Kinder geschickt, gemeinsam mit den clanblütigen Kriegern Deshirs zu morden. Und Ihr wißt das! Wie könnt Ihr nur die Taten und die Motive eines solchen Mannes gutheißen?«
    »Ich heiße gar nichts gut.« Asandir packte Dakars Schulter mit einem Griff, so hart wie ein Schraubstock, und schob ihn wieder den Berghang hinauf. »Und du hast lediglich dafür zu sorgen, daß dein Schutzbefohlener am Leben bleibt.« Trotz der Dunkelheit ging der Zauberer sicheren Schrittes bergan, wobei er seinen Schüler erbarmungslos mit sich zerrte, ohne auf dessen ungeschickte Füße Rücksicht zu nehmen. Hinter seinem eisernen Schweigen verbargen sich viel weitreichendere Schuldzuweisungen, davon war der Wahnsinnige Prophet in seiner Sturheit fest überzeugt. Immerhin war ironischerweise Dakar selbst der Seher gewesen, dem die Prophezeiung zu verdanken war, in deren Schlingen ihrer aller Los verfangen war.
    Wenn der letzte überlebende Sproß des königlichen Geschlechtes der s’Ffalenns beschlossen hatte, zur See zu fahren, um einem widernatürlichen Zauberbann zu entgehen, so mochte das einen neuen Krieg verhindern; vielleicht würden sie so genug Zeit gewinnen, um durch Kharadmon ihr Wissen über die Ursprünge des Nebelgeistes zu vervollständigen. Der kleinste Makel in der Kette der Ereignisse barg größte Gefahren: Die Hoffnung der Bruderschaft, eines Tages wieder vollzählig zu sein, hing von Arithons Leben und Zukunft ab, überdies lag darin der Schlüssel zur Wiederherstellung des Gleichgewichts auf dem Kontinent und zur Rückkehr der Paravianer.

 
Erscheinung
     
    Der Südturm Jaelots bohrte sich durch den Nebel, der sich wie Spinnweben über den Boden gelegt hatte, und die Fackeln an den Wachstuben warfen einen gedämpften Lichtkeil trüben Oranges in die Finsternis, die das Land vor der Morgendämmerung mit ihrem perlschwarzen Schimmer überzog. Auf einer Anhöhe, nicht weit entfernt, wartete Asandir in wohlüberlegter Stille. Mit einer Hand hielt er die Zügel von Hallirons Pony, die andere war damit beschäftigt, die Knoten aus dessen schweißnasser Mähne zu lösen, während Bauernkarren sich dichtgedrängt auf der Straße sammelten und auf das Signal warteten, das dem Öffnen des Tores vorausging. Obwohl ohne jede Deckung auf der Hügelkuppe den Blicken zugänglich, schaute niemand in Asandirs Richtung.
    Die

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