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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Lager führt wie ein gewöhnlicher Krämer?«
    »Niemals.« Mit den Füßen befreite sich Dakar aus dem Reisig. »Ihr werdet das doch nicht dem Herrn der Schatten überlassen?«
    Als die einzige Antwort auf seine Frage das Knacken eines Birkenscheits im Feuer war, besann er sich klugerweise, nicht weiter an dem Thema festzuhalten. Viel später, während er wach in feuchte Decken gehüllt grübelte, erkannte er, daß die Antwort schlicht auf der Hand lag.
    Gezeugt von einem Piratenprinzen zur See, in der Splitterwelt Dascen Elur, mußte Arithon sich naturgemäß zum blauen Meer hingezogen fühlen. Daß die Navigationskunst seit dem Auftauchen des Nebelgeistes an Atheras Küsten in Vergessenheit geraten war, gereichte ihm nur zum Vorteil. Da sein Weg zur See keine Spuren hinterlassen würde, konnten ihm die Armeen, die sein Feind zu Lande aufstellte, kaum folgen, um ihn zu peinigen.
     
    Mitternacht war bereits vorüber, als ein auffrischender Wind den Nieselregen in Dakars Gesicht trug. Er erwachte und konnte sich gerade noch beherrschen, seine Kraftausdrücke für sich zu behalten. Flach auf dem Rücken liegend, verdrehte er flehentlich die Augen, während er angestrengt lauschte.
    Vom rhythmischen Zirpen der Grillen in den Felsspalten abgesehen, war alles still. Im Schein der glühenden Asche konnte er die Rundung von Hallirons Nase und eine schneeweiße Augenbraue gleich einer gekalkten Linie vor dem Hintergrund der Wolle erkennen, auf die der Musiker gebettet war. Seine linke Hand hatte sich aus der Decke gelöst, begnadete Finger, die nie wieder eine Griffleiste halten würden, spreizten sich entspannt in tiefem Schlaf.
    Dakar biß die Zähne zusammen. Fest entschlossen, nicht über Sorgen zu brüten, für die es keine Abhilfe geben konnte, starrte er in die Finsternis. Die in einen Mantel gehüllte Gestalt hinter dem Barden schien ebenfalls vollkommen ruhig zu sein. Auf der Rückseite der Felsspalte plätscherte das Rinnsal einer Quelle unstet, aber melodisch, vor sich hin. Im leisen Seufzen des Feuers horchte der Wahnsinnige Prophet auf die ebenmäßigen Atemzüge, bis er überzeugt war, daß Arithon und der Zauberer schliefen.
    Auf seinen Ellbogen kroch er voran. Dann straffte er sich und blieb stocksteif liegen. Als er sicher war, daß seine Bewegungen den Schlaf der anderen nicht gestört hatten, verzogen sich seine Lippen unter dem Bart zu einem verschlagenen Lächeln. Er glitt unter seiner Decke hervor, suchte in der Dunkelheit nach einem Mantel, dem der Geruch feuchter Pferdehaare anhaftete und packte sich seine Stiefel.
    Durch ungezählte nächtliche Eskapaden mit allerlei Gespielinnen geübt im Schleichen, richtete er sich verstohlen auf. Insgeheim wünschte er sich sehnlichst einen Teppich statt des Laubs am Boden und ein ordentliches Mobiliar anstelle der wilden Haufen ihrer Ausrüstung, die er von dem Ponywagen abgeladen und kreuz und quer in der Höhle verteilt hatte, als er sich heimlich und vorsichtig einen Weg durch das Durcheinander bahnte.
    Sein Fuß verhakte sich in Zaumzeug und löste ein Stakkato klimpernder Messingschnallen aus. Mit geweiteten Augen blieb Dakar tonlos fluchend stehen.
    Nichts geschah.
    Nur Stille zerrte an seinen Nerven. Überzeugt, das Glück auf seiner Seite zu haben, glitt er an dem Hindernis vorbei zum Höhleneingang. Nebelschwaden umhüllten seine Gestalt im grauen Mondenschein, als er sich besorgt noch einmal umwandte, seine Stiefel sicher unter dem Arm verstaut.
    Unentdeckt erreichte er die Klamm nahe der Höhle. Erleichtert hüpfte er weiter, ohne weiter auf den Schlamm und die Steine zu achten, die durch das Gewebe seiner Socken drangen. Lose Schieferplatten rutschten den Hang hinunter, als er durch eine Bodenmulde stolperte, ehe er schließlich einen bequemen Felsen fand, auf den er sich setzte, um seine Stiefel anzuziehen.
    Lange Zeit fummelte er im Dunkeln an seinen Schnürsenkeln herum. Eine sanftwürzige Brise strich durch sein Haar, und oben auf dem Bergkamm rief eine Eule. Schwindelnd wohlgestimmt stemmte sich Dakar hoch und spitzte die Lippen zu einem Pfiff.
    Ein Schatten versperrte ihm den Weg: einer, der in eine mitternachtsblaue Robe, abgesetzt mit silbernen Ziernähten, gehüllt war, vor dem sogar der Wind Respekt zu zeigen schien.
    Dakars Trällern nahm einen dissonanten Klang an, ehe es unter seinem heftigen Keuchen verstummte.
    »Flüchtest du vor deinen Alpträumen?« fragte Asandir mit samtweicher, freundlicher Stimme.
    »Eigentlich nicht«,

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