Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Vermächtnis für Athera ist.«
    Asandir ergriff die kalten, schlaffen Finger der Hand, deren Nerven bei dem brutalen Angriff zerstört worden waren. »Bewahrt meine Hoffnung, Meister Minnesänger. Ihr werdet dort sein und selbst singen.«
    »Ihr opfert zuviel für mich«, flüsterte Halliron, während plötzlich eine Woge der Schwäche seinen Leib erfaßte.
    Der Zauberer legte seine ruhige Hand über die Schläfe des Barden. »Für das tiefe Glück, das Ihr dem Prinzen von Rathain geschenkt habt, und für die vielen Jahre Eurer treuen Dienste würde die Bruderschaft Euch die Sterne vom Himmel holen.«
    Die Berührung drang warm wie ein behagliches Feuer durch den schmerzhaften Druck vernebelter Kälte. Halliron ließ die Luft aus seiner Kehle entweichen. Sein Auge fiel wieder zu. Schlafend oder bewußtlos fühlte er nicht einmal, wie sich ein Geflecht der Magie über ihn legte, das Asandir geschaffen hatte, um den Wagen zu schützen, auf dem der Barde ruhte.
    Als der Zauberer fertig war, war jenseits der Glut machtvoller Zauberbanne nichts mehr zu sehen.
    Zwei faule Diener hasteten ganz plötzlich zu einer Seitentür hinaus, und Asandir mußte sich ein Grinsen verkneifen, angesichts des Bannes, den Luhaine für sie ausgewählt hatte und der sie nun in größter Eile vorantrieb, dem falschen Bedürfnis nachzukommen, ihre Blasen zu entleeren.
    Gleich darauf schwand seine frivole Freude wieder. »Es gibt ein Problem, das ich noch nicht erledigen konnte.« Da sich ihm Luhaines Aufmerksamkeit offenbarte wie das Kitzeln einer Feder auf nackter Haut, erklärte er seinem Bruder, worum es ging. »Der Herzog von Alestron und seine Brüder waren abwesend, als ich sie aufsuchen wollte, um herauszufinden, ob sie mit verbotenen Kriegswaffen hantiert haben. Wie Sethvir bin ich der Ansicht, daß sie nicht ohne Grund verschwunden sein dürften. Würde es dir etwas ausmachen, nach ihnen zu sehen?«
    Dann, viel zu sehr unter Druck, zu warten, bis Luhaine seine gewohnt bekümmerte Entgegnung zusammengestellt hätte, ergriff er die Zügel des Ponys und führte das nervöse Tier unsicheren Schrittes über die gefliesten Stufen hinab, auf deren polierter Oberfläche noch immer kalte Brandspuren zu sehen waren. Hinter ihm holperte der eisenbeschlagene Wagen die Treppe herab und hinterließ parallele Furchen frischer Sprünge in den Steinplatten.
    Luhaine erteilte derweil frostige Ratschläge: »Zweifellos möchtest du auch, daß ich zunächst die Schutzbanne am Kerker Desh-Thieres im Rockfellschacht überprüfe?«
    »Nun, der Sonnenaufgang wartet nicht«, konterte Asandir unbekümmert. Über ihnen strich gedämpftes Licht über die hohen Spitzbogenfenster, deren Scheiben wundersamerweise noch an ihrem angestammten Platz waren. Asandir erreichte die rußgeschwärzte Schwelle, die den nahen Rand des Kraftkreises markierte. Er streichelte die Nase des Ponys, murmelte leise etwas in sein Ohr und richtete sich dann wieder auf. Seine nächsten Worte sprach er in paravianischer Sprache, ein jedes erfüllt von fröhlichem Rhythmus und musikalischen Vokalen, dazu bestimmt, die Luft selbst wie eine Metallfolie mit geheimnisvollen Siegeln zu prägen.
    Energie antwortete ihm.
    Ein Strom, zu gewaltig, ihn zu verbergen, jagte Erschütterungen durch das Gebäude. Jeder einzelne Konsonant erklang nun in donnernden Echos, die Pflastersteine aus der Gewölbedecke herauslösten. Ozon vermengte sich mit dem Schleier aufgewirbelten Staubes. Dann senkte sich Stille herab, so unvermittelt wie Glas einen Lichtstrahl zu fangen vermochte, und das Muster im Boden wurde lebendig.
    Ein silberblauer Schimmer raste über die Linien der alten Runen. Der Wagen rollte über das kalte Licht, und das Pony gab ein ebenso ungestümes wie verängstigtes Schnauben von sich. Klappernd und klirrend hallte sein Hufschlag durch den Raum, als es sich mit unsicheren Schritten widerwillig in dem Kraftkreis bewegte.
    Asandir legte beruhigend die Hand auf das schweißnasse Fell des Tieres. Alle Kraft, die er erübrigen konnte, nutzte er nun dazu, die überstrapazierten Nerven des Ponys zu besänftigen. Notgedrungen richtete er seine Wahrnehmung auf die Tiefe unter seinen Stiefeln, um den Fluß der Energien in dem Kraftkreis zu messen. Der Puls des Weges schuf sich in statischen Entladungen weißer Blitze Raum, verstärkt durch die Macht des heraufziehenden Sonnenaufgangs. Der Zauberer beeilte sich nun, sorgsam darauf bedacht, die Resonanz dieses Musters zu erfassen und zu kontrollieren,

Weitere Kostenlose Bücher