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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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demütigenden Haltung, kopfüber auf eines fremden Reiters Sattel, befand. Die Schulter des Pferdes, das ihn trug, war schweißglänzend und schwarz; der Gurt, der unscharf nur wenige Zentimeter vor seiner Nase lag, war mit Siegeln bestickt, die Ermüdung abwehren sollten.
    Nach Jahrhunderten, während derer er immer wieder komatös von einem Saufgelage fortgeschleppt worden war, wußte Dakar präzise, wo er sich derzeit befand. Er bedachte den Sattelknauf in seinem Bauch mit einem jammervollen Stöhnen, ehe die Bewußtlosigkeit ihn gnädig niederraffte.
    Die abscheulichsten Katerschmerzen, die er je erlebt hatte, weckten ihn wieder auf. Er erkannte Dunkelheit und ein Feuer. Ein Dämon ritt seinen Schädel, einer mit langen Sporen, die er ihm voller Wonne in die Augenhöhlen rammte. Ausreichend bei Verstand, die Ungerechtigkeit zu beklagen, war doch kein Tropfen guter Geister über seine Kehle geronnen, preßte er schweißnasse Hände an seine Schläfen. »Baah«, krächzte er mit ausgetrocknetem Mund. »Ich fühle mich, als hätte mich der dreckige Streitwagen Dharkarons überrollt und mit seinen Rädern in Stücke gerissen. Wo zu Sithaer bin ich?«
    Eine rasche Folge Lyrantheklänge bohrte sich wie ein Schürhaken durch seine Ohren.
    »Es scheint, als würden wir uns doch im Sattel abwechseln müssen«, erklärte Arithon aus der Dunkelheit hinter der Glut. »Aber da du gefragt hast: Augenblicklich liegst du ausgebreitet auf trockenem Eichenlaub auf dem halben Wege nach Tharidor.«
    Der Wahnsinnige Prophet gab einige wüste Beschimpfungen von sich, ehe er wimmernd den Schmerz beklagte, den sein eigener Ausbruch ihm verursachte.
    »Es könnte schlimmer sein.« Atheras neuer Meisterbarde brachte sein Instrument zum Schweigen, ohne auf den tiefen, dröhnenden Laut zu achten, den er mit seinem weißgoldenen Siegelring einer der Saiten entlockte. Amüsiert, da Dakar gepeinigt zusammenzuckte, fügte er hinzu: »Du könntest schließlich noch immer, den Krähen und Insekten ausgeliefert, im Straßengraben liegen. Hast du oft Migräneanfälle? Der Wachshändler war der Ansicht, du würdest an einer ansteckenden Krankheit leiden. Er hat sich so lange über deine Pestilenz ausgelassen, du hattest Glück, daß die Kuriere, die nach Norden unterwegs waren, seine Klagen nicht gehört haben. Sie hätten die Wachen aus Jaelot mit Reisig losgeschickt, um deinen verseuchten Kadaver zu verbrennen.«
    »Habe nie Migräne«, schnaubte Dakar voller Zorn. »Ich bin indisponiert, weil ich verdorbenen Schinken gegessen habe.«
    Wimmernd und wenig gesprächig bedeckte er seine Augen. Wenn sich auch sein leidender Magen bis zum Morgen beruhigt hatte, behielt er doch während dreier Tage mühsamer Reise seine Haltung gekränkter Schweigsamkeit bei. Da ein jeder Mann, der das Temperament eines s’Ffalenns herausforderte, ein Narr sein mußte, schlich er sich des Nachts heimlich davon und bat einen Salzhändler, ihn auf seinem Karren mit nach Tharidor zu nehmen.
    Gegen Mittag trat er mit einem fröhlichen Pfeifen auf den Lippen die Tür der größten Taverne der Stadt auf. Blinzelnd starrte er in den von modrigem Pfeifenrauch erfüllten Raum und atmete die scharfen Ausdünstungen der Eichenholzfässer und unparfümierter Menschlichkeit und die schweren Aromen heißen Fettes und gerösteten Hühnerfleisches, das in der Küche auf Bratspießen garte.
    Neben dem Kamin hatte sich die unausweichliche Meute Müßiggänger versammelt. Dakar nickte grüßend. Dann suchte er sich eine Bank zwischen einer Gruppe flüsternder Händler in edler, sommerlicher Seidenkleidung und einem Quartett sonnenverbrannter Seeleute. »Bier«, verlangte er von der Magd, die die Steine neben dem Kamin scheuerte. »Das beste Gebräu, das das Haus zu bieten hat, und einen Teller gewürzten Geflügels.«
    Die Matrosen nahmen ihre Kabbelei über einen betrügerischen Zug beim Würfelspiel wieder auf, während Dakars Bestellung ausgeführt wurde. Als der Zapfhahn sich schäumend in einen sauberen Glaskrug ergoß, leckte er sich begierig die Lippen, ehe er den Krug hob und sich mit geschlossenen Augen und einem Ausdruck glückseliger Vorahnung daranmachte, sich das kühle Naß in den Mund strömen zu lassen.
    Der Geschmack traf seine Zunge, doch er war bitter wie reine Galle. Schnaubend schrak er so heftig zurück, daß selbst die Bodenbretter erbebten. Seine Augen traten hervor. Tränen strömten über seine leuchtendrot verfärbten Apfelbäckchen, während er würgte und

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