Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
einen Sprühnebel feinster Biertröpfchen ausspie.
    »Bei allen Dämonen!« schnappte der Matrose auf der anderen Seite des Tisches. »Wenn du vorhast, dein Bier zu verschütten, dann such dir dafür einen anderen Ort. Anderenfalls, nur daß wir uns richtig verstehen, werde ich dich tranchieren und im Lampenöl schmoren.«
    Noch halb erstickt vor purem Zorn würgend, spuckte Dakar in seinen Krug. Zu heiser, zu brüllen, winkte er der Magd. »Was soll das hier sein? Das Gebräu, das hier serviert wird, ist ungenießbar. Das ist reine Lauge.« Seine Tirade gewann an Lautstärke, als das Kratzen in seinem Hals nachließ. »Gehört es hier etwa zum guten Ton, die Gäste zu vergiften?«
    Durch den Tumult aus der Küche hervorgelockt, erschien der Wirt auf der Bildfläche, einen Fleischspieß fest umklammert, als wäre es ein Streitkolben. »Ich dulde das nicht!« Er schritt geradewegs an den verblüfften Händlern vorbei und fuchtelte mit seinem eisernen Küchengerät vor Dakars Gesicht herum. »In meinem Hause werden die feinsten Speisen und Getränke von ganz Tharidor serviert!«
    »So?« Herausfordernd und störrisch wie ein Maultier verschränkte Dakar die Arme vor der Brust. »Dann haben die Leute in dieser Stadt seltsame Vorstellungen von guter Kost.«
    Der Spieß schlug in die Tischplatte ein, wo er zitternd steckenblieb, gerade eine Haaresbreite von Dakars Ellbogen entfernt. Der Wirt beugte sich mit gesträubten Nackenhaaren in bedrohlicher Haltung über ihn, beide Fäuste in die Hüften gerammt. »Ihr habt gewiß keinen Grund, beleidigend zu werden. Wenn Ihr eines Mannes Bier nicht vertragt, so solltet Ihr Euch auf frischen Apfelsaft beschränken.«
    Während er langsam die geweiteten Augen wieder von dem Stück Metall abwandte, das sich in den Tisch gebohrt hatte, hüstelte Dakar in den Stoff seines Ärmels. »Nun, dann probiert selbst einen Schluck.« Mit dem Unterarm schob er den Krug hinüber. »Ich werde anständig sein und mich für mein Benehmen entschuldigen, wenn dieses Gebräu Euch nicht ebenso höllisch den Mund verätzt.«
    Die Würfel der Matrosen klapperten noch einmal, ehe sie unbeachtet zur Ruhe kamen. Neben dem Herd beugten sich graubärtige Müßiggänger neugierig vor, als der Wirt nach dem Krug griff. Wenngleich ein wenig zurückhaltender, beobachteten doch selbst die Händler begierig, wie er den Krug mit einem einzigen Zug leerte. Dann seufzte er, die Züge verhärtet vor Abscheu, als er sich den Schaum aus dem Bart leckte und den leeren Krug mit dem Rand nach unten neben den aufrecht aus der Tischplatte ragenden Heischspieß donnerte. »Ihr habt eine lebhafte Phantasie von der Art, die nur Ärger bringt, und den kann ich hier nicht gebrauchen.«
    Eine kurze Bewegung seines Kopfes rief zwei gewaltige Schläger herbei, die in einer Ecke gesessen hatten, welche Dakars Aufmerksamkeit entgangen war. Diese beiden packten seine Ellbogen mit eisenhartem Griff und warfen ihn gewaltsam hinaus.
     
    Stunden später, den Rumpf in der Gosse geparkt, drei Fingerknöchel ihrer Haut beraubt und mit einem pulsierenden Schmerz gestauchter Rippen im Leib, tastete Dakar vorsichtig die Schwellung über seinem blau-schwarz angelaufenen Auge ab und kam nicht umhin, anzuerkennen, daß er jämmerlich geschlagen war. Er hatte Bierfässer und Weinhändler überall in Tharidor aufgesucht und nicht einen trinkbaren Tropfen gefunden. Die Trinker dieser Stadt hatten ihn auf ihren abendlichen Runden zu ihrem bevorzugten Spottobjekt erwählt, bis die letzte Taverne, die er aufgesucht hatte, den Gerüchten Beachtung geschenkt und ihm den Einlaß so vehement verwehrt hatte, als wäre er ein geisteskranker Bettler.
    Das Fleisch, das er sich zum Trost bei einer Wurstbraterei einverleibt hatte, versetzte seinen Magen in ebenso heftige wie rebellierende Bewegung. Da er nun gelernt hatte, sich vor gekränkten Wirten zu hüten, behielt Dakar seine Klagen für sich. Als seine empfindsamen Innereien sich erbost verkrampften, unterdrückte er mühevoll Tränen des Zornes, bezahlte sein kaum angerührtes Mahl, ehe er dem verwunderten Wursthändler die Kehrseite zuwandte und sich an den Rinnstein setzte, um sich zu sammeln.
    Erfüllt von düsteren Gedanken und in miserabler Stimmung wog der Wahnsinnige Prophet die Schwere der Verlockung ab, sein Leid zwischen parfümierten Laken in einem Hurenhaus zu lindern. Doch allein der Gedanke an die Behaglichkeit in den Armen einer bezahlten Hure jagte ihm ein unangenehmes, warnendes Stechen

Weitere Kostenlose Bücher