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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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mir erwarten. Mir soll es recht sein, solange sie dafür bezahlen. Allerdings bin ich der ewigen Hühnersuppe allmählich überdrüssig.«
    Zu spät für ängstliches Zögern, mußte Dakar erkennen, daß er herumgerissen und von Händen, die sich wie stählerne Klammern um seinen Arm legten, hereingezerrt wurde.
    Die Kräuterhexe schob ihn auf einen Hühnerkäfig und trat ihre Tür mit der Ferse ihres nackten, knochigen Fußes zu. Dann trommelte sie mit ihren mageren Fingern auf ihre Oberschenkel, während sie ihren neuesten Klienten durch die Schwaden des Kräuterrauches hindurch betrachtete. Der Gestank aus den Gerberfässern und von den Fleischabfällen kroch unerschrocken durch den Moschushauch ihres Parfüms. Während er gequält nach Luft schnappte, erkannte Dakar, daß die vollgestopfte kleine Hütte, von dem Käfig, auf dem er saß, abgesehen, ausgesprochen sauber, wenngleich sonderbar möbliert war. Kisten und Taubenkäfige stützten eine Tischplatte und eine Pritsche, auf der Webdecken lagen, wie die Schäfer sie benutzten. Kräuterbündel hingen an den Deckenbalken, und ihre Schatten vermengten sich mit denen der Talismane aus Filz und Perlen und der getrockneten, gelben Klauen mumifizierter Vogelkrallen.
    »Mein Warenangebot«, gestand die Alte mit sprödem Humor. Sie bückte sich und griff nach einem Cloisonnégefäß mit Weihrauch. Mit einem Fingerschnipsen und einem Zauberspruch, der in undeutlichen Konsonanten über ihre Lippen kam, entzündete sie ein neues Räucherstäbchen. Dann blies sie in die Glut, um sie anzufachen, und wedelte mit den Fingern in Richtung ihrer Artefakte. »Größtenteils Talismane, die die Matrosen vor dem Ertrinken schützen sollen. Spare in der Zeit, so hast du in der Not, sollte ich wohl zugeben, und die Hühnerfüße geben dem Ganzen einen netten Hauch des Geheimnisvollen.« Sie zuckte die Schultern. »Tharidors vornehme Gesellschaft hält nicht viel davon, Geld für Magie auszugeben.«
    Nervös zappelnd hockte Dakar wie ein Häufchen Elend auf dem Lattenkäfig, in dem die Vögel eingesperrt waren. Er bemühte sich, überallhin zu sehen, nur nicht auf die Frau, die beständig murmelnd um ihn herumwirbelte und rote Symbole mit ihrem Weihrauch zeichnete. Gleich einer Dämonenschrift stieg Rauch von dem Räucherstäbchen auf, der von der Zugluft verwirbelt und davongeweht wurde. In der Dunkelheit des Raumes waren der Hauch von Zauberei, der jeden der schauerlichen Talismane umgaben, für die magische Wahrnehmung klar erkennbar. Diese Hexe verrichtete ihr Werk mit Blutmagnetismus und den tiefen irdenen Mysterien, die durch die Wurzeln unheimlicher Pflanzen drangen. Mondenschein entblößte die Wards, die über ihrer Hütte lagen, und andere unreine Dinge, die die verworrenen Siegel der Korianizauberinnen vergleichsweise klar und sauber erscheinen ließen.
    Von zunehmenden Unbehagen bedrückt, suchte Dakar nach Ausreden, um aus der Baracke zu verschwinden. »Ich bin nicht davon überzeugt, daß du mir helfen kannst.«
    Ruckartig richtete sich die Greisin auf und begann krächzend zu fluchen. Ihre Augen schimmerten so unheilvoll wie die einer Ratte, als sie das Räucherstäbchen in eine Messingschale stieß, die in den Schädel eines Vogels eingelassen war. »Gewiß kann ich das nicht!« Ihre gespreizten, gekrümmten Finger durchdrangen den letzten Hauch verfliegenden Rauches. »Auf dir liegt die Magie der Bruderschaft! Wie kannst du es wagen, mich so in Gefahr zu bringen und von mir zu verlangen, daß ich einen Bann breche, mit dem Asandir selbst dich belegt hat? Nun, ich werde mit dieser Art der Magie sicher nicht herumspielen, liegt doch dieser Bann auf deinem eigenen Versprechen.«
    Hühner zeterten wild flatternd, als er sich umwandte, um sie anzusehen. »Das ist unmöglich. Ich habe nie …« Dann brach er ab, als die Erinnerung in sein Bewußtsein stieg, und er biß sich erschrocken auf die Unterlippe.
    Unter ihrem wahnsinnigen Geflecht unordentlicher Haare blickte die Alte auf den Mann mit dem niedergeschlagenen Gesichtsausdruck herab. »So«, schlußfolgerte sie. »Du sitzt also in der Falle. Und du kannst niemandem außer deiner eigenen Dummheit einen Vorwurf daraus machen.« Ihre Knie unter dem Rehleder krachten geräuschvoll, als sie sich zur Seite beugte und aus einer Kiste einen buntgefärbten Satz Knöchelbeine hervorzog. Sie spuckte auf sie, um sie zu befeuchten, rollte sie in ihrer Handfläche umher und warf sie klappernd zu Boden.
    Der letzte rollte gegen die

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