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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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bewundere Arithon ebenso, wie es mein Vater getan hat, obwohl die Gabe der Hellsichtigkeit, die unserem Geschlecht zu eigen ist, uns beide davor gewarnt hat, daß meine Familie im Dienste unseres Prinzen sterben würde.«
    »Ich habe Euren Prinzen einmal getroffen«, gestand Maenalle. »Wenn ich ihn auch nie Magie oder Schatten wirken sah, so möge Ath mir dennoch die Gnade erweisen, mich nie wieder auch nur mit seinem Verstand messen zu müssen.«
    So wehmütig wie verständnisvoll entgegnete Jieret: »Wie auch immer Ath entscheidet, wenn mein Gebieter seinen Weg gefunden hat, so werdet Ihr vermutlich verschont bleiben. Ich bin überzeugt, daß er Zufriedenheit im Verborgenen finden wird.«
    Niemand, weder der zynische Caolle noch die Dienerin Tysans, verschwendete Atem, sich mit dem Offensichtlichen auseinanderzusetzen: Eines Tages mußten Prinz Lysaers öffentliche Präsenz und sein tückisches Charisma die Oberhand erringen. Dann würde Arithon von Rathain aufwachen oder gewaltsam aus seiner gefälligen Haltung geprügelt werden.

 
Gewährung
     
    Talith, die Schwester des etarranischen Gardekommandanten, konnte sich erinnern, wie der Frühherbst den Duft von reifen Äpfeln in die Stadt getragen hatte. Mühsam waren sie auf Bauernkarren über unebene Paßstraßen in die Stadt gezerrt worden. Dort wurden sie auf den Märkten abgeladen und auf Sackleinen gehäuft. Gelangweilte Knaben aus reichem Hause vergnügten sich damit, die älteren Kavaliere nachzuahmen und die Apfelberge umzustoßen. Vögel zankten sich um die von Wagenrädern zerquetschten Früchte, und der Wind, der eisig von den Bergen herabwehte, wirbelte seine Last fliegenden Herbstlaubes durch die Straßen.
    Seit der Gefangennahme des Nebelgeistes waren die Erträge der Obstgärten gestiegen, doch Etarra hatte noch viel weitreichendere Veränderungen erlebt.
    Getrieben von der Furcht vor Schatten und Magie, angespornt durch die versprochene Unterstützung durch die Macht des Lichtes, das allein vor den Schatten schützen und sie vertreiben konnte, war es einem Mann und seiner brillanten Staatskunst gelungen, die gegnerischen politischen Gruppen zu einer Allianz zu führen. Allein dem Engagement Lysaer s’Ilessids war es zu verdanken, daß die vormals unvereinbar zerstrittenen Stadtregierungen in den Grenzen Rathains gemeinsam auf dasselbe Ziel hinarbeiteten. Dem Wunder dieser neuen Harmonie folgte eine noch nie dagewesene Kooperation. Jede Garnison des Nordens sandte Truppen, um Etarras Feldzug gegen die barbarischen Clans zu unterstützen, die dem flüchtigen Herrn der Schatten Zuflucht gewährt hatten.
    Äpfel wurden inzwischen in Fässern gelagert, um Diebstählen vorzubeugen, und der Wechsel der Jahreszeiten füllte die Straßen, die breit genug waren, auch den größten Wagenzügen Raum zu bieten, mit unzähligen Kutschen, die ganze Schiffsladungen an Vorräten, Ausrüstungsgegenständen und Waffen für die Quästoren transportierten. Inmitten der Paßstraßen nutzte die reichste Handelsstadt des Kontinents ihre Schätze, um ein Kriegerlager während des Winters zu versorgen. Auf den Heufeldern nahe der Mauern erhob sich ein Wirrwarr aus Offiziersbaracken, Ausrüstungszelten und Mannschaftsquartieren, aufgeteilt in einzelne Blocks, von denen ein jeder beinahe wie eine Straße durch die Standarten und sonnengebleichten Banner der Soldaten gekennzeichnet war. Der Rauch der Schmiedefeuer, der den Stadtbewohnern mit jedem Jahr vertrauter geworden war, legte sich über die Dächer der Häuser und verdichtete sich in der Abenddämmerung zu einem blauen Nebel.
    Der gnädigen Frau Talith war das Aufsehen zuwider, daß die zurückkehrenden Armeen erregten. Sie mochte weder lautstark brüllende Männer noch Salons voller Frauen, die in nervöser Verzweiflung auf Neuigkeiten hofften. Daß jener Zauberer von königlichem Blute, den zu besiegen Etarras neues Heer ausgezogen war, bisher nicht wieder aufgetaucht war, trug nichts dazu bei, das Unbehagen der Menschen auf den Straßen zu besänftigen: Seine Magie und seine Schatten hatten vor fünf Jahren in Deshir das Leben von siebentausend Männern gefordert. Noch immer hielten Kummer und Furcht die Menschen gefangen, und das vergangene Grauen würde niemals vergessen werden. Die überlebenden Garnisonssoldaten hatten ihren schwärenden Zorn genährt, indem sie die restlichen Verbündeten Arithons grausam niedermetzelten. Clanblütige Barbaren wurden systematisch verfolgt und in ihren Verstecken in der

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