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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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entdeckt hätte, meine Liebe, so hätte ich die Truppen deines Bruders bereits in Marsch gesetzt, ganz gleich, ob der Winter das Land mit Eis überzieht.« Ganz entgegen der unter den hochwohlgeborenen Jünglingen gängigen Mode benutzte Lysaer kein Duftwässerchen, und er brauchte auch keines. Allein seine Nähe ließ Taliths Haut erglühen. Es drängte sie sehr, das schwere Gewicht ihres Mantels abzustreifen, und doch, sie wagte es nicht.
    Sanft berührte er ihren Arm und drehte sie zu sich herum. Selbst nach fünf Jahren raubte seine Schönheit ihr noch immer den Atem. Golden glänzte sein Haar im flackernden Schein der Laterne, deren Licht anmutig die perfekten Wangenknochen und das wundervoll geformte Kinn dieses Mannes mit der ebenso natürlichen wie königlichen Haltung umspielte. So sehr sich die städtischen Kavaliere auch bemühten, ein solches Verhalten nachzuahmen, es mangelte ihnen doch stets an der nur ihm eigenen Majestät.
    Plötzlich, so offen und direkt, wie es kein in Etarra geborener Mann je gewagt hätte, umfaßte der Prinz ihr Gesicht und küßte sie.
    Leidenschaft erfaßte sie und verwirrte ihre Gedanken.
    Irgend etwas erregte ihn. Seine Hände zitterten, und seine Augen sogen ihren Anblick mit kaum verhohlener Vorfreude gierig in sich auf.
    Von seinem geheimnisvollen Verhalten angestachelt, ihn mit Blicken zu betrachten, die Männer in die Knie zu zwingen imstande waren, löste sich Talith von ihm und strich sanft über den juwelenbesetzten Ärmel seines Wamses. »Was hast du erfahren?«
    Lysaer lachte und ließ seine perfekten Zähne aufblitzen. »Die besten Neuigkeiten. Vergiß den Herrn der Schatten und seine Magie.« Der Eifer ließ ihn über seinen ärgsten Feind sprechen, ohne dabei wie gewohnt die Stirn in sorgenvolle Falten zu legen. »Der Gouverneur von Korias hat sich endlich entschlossen, mein Gesuch anzunehmen. Avenor und seine Ländereien werden mir gehören.« Er ergriff ihre Handgelenke und wirbelte sie herum, während neben ihnen die Insekten in ihrer blinden, nächtlichen Suche nach Licht gegen den gläsernen Lampenschirm prallten. »Nun können wir unsere Verlobung bekanntgeben. Das heißt, falls du bereit bist; einen Prinzen zu ehelichen, der zwar einen Titel, aber keine Untertanen hat und dessen Ländereien längst von der Natur zurückerobert worden sind.«
    Schaudernd blickte Talith in die saphirblaue Tiefe seiner Augen. »Wo du auch hingehst, werden die Menschen dir Untertan sein«, sagte sie. »Nicht allein dieser altersschwache Diener, der seinen Enkeln bis zu seinem Tod voller Stolz von deinen Tricks erzählen wird. Denke nicht, daß ich an bedeutungslosen Anstandsformeln festhalten werde.«
    Er streckte die Hand aus und strich eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, aus ihrer Stirn, ehe er wie hemmungslos begann, die juwelenbesetzten Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen. Keiner von ihnen bemerkte die verräterische Stille der Würfelspieler im Wachraum, als sich eine Flut lockigen Haares, das im Licht der Lampe rotgold leuchtete, über seine ringgezierten Finger ergoß. Sanft berührte Lysaer ihre Brauen mit den Lippen. »Doch ich kann auch keinen Grundbesitz als Geschenk Lord Diegans annehmen.« Sein Mund wanderte liebkosend über ihre Wangen. »Nicht, wenn ich ihm seine einzige und wunderbare Schwester abspenstig machen will.« Er erreichte ihren Mundwinkel. Als sich ihre Lippen in Erwartung seines Kusses öffneten, hielt er noch einmal für eine letzte Erklärung inne. »Ich werde diese Stadt dennoch plündern. Das Juwel des Wiederaufbaus von Avenor soll mir deine Hand sein. Ich gebe dir mein Wort als ein Prinz, daß deine Schönheit und deine Kinder der Reichtum des Thrones von Tysan sein werden, und sie werden diejenigen sein, denen mehr als allem anderen meine Sorge gelten wird.«
    Nun endlich kostete er sie wirklich.
    Weiter unten auf der Brustwehr klatschte ein Wachmann mit großen Augen Beifall und brach in lautes Jubelgeschrei aus. Lysaer neigte ihnen den Kopf in höflicher Geste zum Salut, ehe er sich abwandte und den braunen Samt ihres Mantels zurechtzupfte, um das Gesicht seiner Geliebten vor den Blicken der Gaffer zu schützen.
    Talith schmolz in seinen Armen, jeder Nerv in ihrem Leib war gespannt, bereit, sich seinem Begehren hinzugeben. Mochte sie sich auch wünschen, ihr Herz wäre nicht verloren; mochte sie Kummer leiden, sagte ihr doch ihre weibliche Intuition nur allzu deutlich, daß die bevorstehende Hochzeit sie eines Tages zerstören würde, so

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