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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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wurde durch seinen Mangel an Geld gestärkt, während er sich fluchend und mit den Ellbogen stoßend einen Weg durch die Horden der Nachtschwärmer bahnte, um Arithon nicht aus dem Auge zu verlieren.
    Klein und unverschämt flink auf den Beinen, war der s’Ffalenn-Prinz imstande, sich wie ein Aal durch das Gedränge zu schieben. Er hatte sich bereits beim Wirt Gehör verschaffen können, einem riesigen Mann, dessen Wangen von einem Geflecht roter Adern durchzogen waren und dessen Haltung sich durch einen Buckel auszeichnete, der ihm aus seiner Zeit als Schiffskoch geblieben war. Die beiden Männer waren in ein Gespräch vertieft, und Dakar war nicht davon überzeugt, ob er es mitanhören wollte, kämpfte doch gerade in ihm die gewohnheitsmäßige Neugier gegen einen frischen, tiefgreifenden, giftigen Haß.
    Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß die Trinklieder und das Gelächter sowie die Aufschreie gezwickter Barmädchen selbst seine größte Anstrengung zum Scheitern verurteilt hätten. Der Hochsommer war eine ungesunde Zeit, die Tavernen von Seehafen auszuprobieren. Innerhalb der Steinwände der Kielwassertaverne staute sich die erdrückende, feuchte Hitze, und oberhalb der von Messernarben gezeichneten Balken, die die Decke stützten, fand ein weiterer, mordsmäßiger Tumult statt. Der Klaustrophobie und nüchterner Langeweile anheimgegeben, löste Dakar sämtliche Verschnürungen seines Hemdes, riß Kragen und Ärmelstulpen auf und stemmte seinen massigen Leib gegen einen Pfosten. Dort wartete er zunehmend ungeduldig, ohne dem Spott Beachtung zu zollen, den seine unordentliche Kleidung erregte; wie es schien, hatten die Hühner der Kräuterhexe seinen Hosenboden mit ihren Schnäbeln in Fetzen gerissen. Dieses Pech sollte ihn kaum bekümmern, wie Dakar schmollend feststellte, schließlich würden die salzige Luft und die modrigen Schiffe einem Mann so oder so die Hosen am Leibe verfaulen lassen.
    Etwas, das Arithon sagte, veranlaßte den Wirt, erfreut zu nicken. Seine lautstarke Antwort war unüberhörbar. »Kapitän Dhirken? Vom Schwarzen Drachen? Die Mannschaft ist hier, gewiß. Ihr Kapitän bevorzugt den Tisch in der Ecke, wo die Luft nicht so stickig ist.«
    Ein Geldstück wechselte den Besitzer, und Arithon trat zurück, wobei nur seine schnellen Reflexe ihn vor einem Zusammenstoß mit dem überquellenden Mieder einer Dirne bewahrten. Grinsend nahm er ihre Enttäuschung zur Kenntnis. Dann ließ er ein halbes Silberstück in ihr Dekollete gleiten, ehe er der Verlockung vergnügt entfleuchte. »Hast du gehört?« rief er Dakar zu. »Gut, dann komm mit!«
    Während er sich zwischen zwei streitsüchtigen Schauermännern hindurchzwängte, bemühte sich der Wahnsinnige Prophet entschlossen, ihm zu folgen. Doch die Lücke erwies sich als zu klein, um seinen fetten Leib passieren zu lassen. Abgeschnitten und zwischen nach Teer stinkenden Zechbrüdern hin- und hergestoßen, verrenkte er sich fluchend den Hals und fand schließlich das besagte Fenster, das von den verwitterten Brüsten einer hölzernen Meerjungfrau und einer Gruppe Kalfaterknechten, die sich gegenseitig am Arm hielten und übermütige Lieder sangen, begrenzt wurde. Die Scheiben in dem verfallenen Rahmen waren mit einer dicken Schmutzschicht überzogen und gesprungen, nachdem das ermüdete Holz des Rahmens sich verzogen hatte.
    »Frische Luft«, grollte der Wahnsinnige Prophet unhörbar. »Wußte nicht, daß es in dieser Hafenstadt etwas anderes als den Gestank von Kielräumen und Fischen zu riechen gibt.«
    Inzwischen hatte Arithon auch die letzten Schritte bis zu dem Tisch überwunden. Wie durch ein Wunder ergatterte er mit einem einzigen Blick einen freien Stuhl. Er setzte sich gegenüber einer Dirne mit einem Zopf schwarzer Haare, der bis auf die Hüfte reichte, und begann sofort zu sprechen.
    Mittlerweile ausgedörrt genug, seinen Entschluß, nicht zu trinken, bitter zu bereuen, konzentrierte Dakar seinen finsteren Blick auf den Herrn der Schatten, doch es gelang ihm nicht, dessen Aufmerksamkeit zu erringen. Daß der verfluchte Prinz scheinbar entschlossen war, am Abend nach Hallirons Tod zu schäkern, war jedoch eine Schwäche, die ihm durchaus noch zum Vorteil gereichen konnte, besonders, da das Schiff, auf dem er zu segeln gedachte, in dieser Spelunke ein Objekt des öffentlichen Interesses war.
    Unter seinem Bart verzogen sich Dakars Lippen zu einem Lächeln, das an einen Barrakuda erinnerte. Abschätzig musterte er die grölende

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