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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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falls du sie hören willst: Dhirken ist ein affektiertes Püppchen, das jeder anständige Mann einfach umpusten kann, und die Mannschaft des Drachen? Nur ein Pack stammelnder Waschlappen, die sogar mein lahmer kleiner Bruder mühelos besiegen kann.«
    »So, meinst du?«
    Einer der ehemaligen Kartenspieler rappelte sich auf die Füße, und seine Messingohrringe blitzten im Lampenschein auf. Seine Fäuste, wohlgefüllt mit gewonnenen Münzen, schwangen nun drohend wie Knüppel durch die Luft.
    Das Gesicht verfärbt wie eine Runkelrübe, ließ der kahle Maat des Drachen in wilder Kampfeslust seine schnellen, starken Fäuste sprechen.
    Pfiffig, wenn es darauf ankam, ließ sich Dakar flach zu Boden fallen. Die harte Faust pfiff direkt über seinen wirren Haarschopf hinweg und landete mit dumpfem Aufprall auf einem der Zuschauer hinter ihm. Einer, dessen lahmer kleiner Bruder sich als beweglich wie eine Schlange und begnadet im Umgang mit einem Messer erwies.
    Nun gab es kein Halten mehr. Dies waren die Docks von Seehafen, hier gehörten Raufereien ebenso zu den körperlichen Reflexen wie das Atmen. Röhrend kam Bewegung in die Umstehenden, die sich sogleich freudig an dem Kampf beteiligten. Harmlose Gäste, die in dem Kreuzfeuer gefangen waren, liefen umher wie ein Haufen Krabben, furchtsam bestrebt, sich hinter Tischen und Tresen Deckung zu suchen. Die härtesten Männer hingegen brachen ihre Krüge entzwei und stürzten sich mit diesen scharfkantigen Waffen laut heulend in das Getümmel.
    Von einem Atemzug zum nächsten hatte sich der überfüllte Gastraum der Kielwassertaverne in ein Tollhaus verwandelt, das es an Hemmungslosigkeit ohne Einschränkungen mit einem ganzen Rudel Dämonen aufnehmen konnte. Huren rafften Kleider und Unterröcke, zogen verborgene Knüppel oder zierliche, perlenverzierte Dolche hervor. Teller segelten durch die Luft und krachten gegen die Wände; Leiber wurden herumgeworfen und donnerten auf Stühle herab, und alles, was nicht festgezurrt war, wurde zerfetzt und als Schlagwaffe benutzt. Vom Gebrüll ihres ersten Maats herbeigelockt, stürzten sich die angegriffenen Matrosen des Schwarzen Drachen wie rasend in den Kampf, einem Blutvergießen durchaus nicht abgeneigt. Faustschläge, gegrunzte Schmerzenslaute und der Wettstreit des Kampfgebrülls vernichtete jegliche zivilisierte Konversation, als Dakar sich, auf allen vieren krabbelnd, mit einem überheblichen Lächeln auf den Lippen in Sicherheit brachte.
    Nun sollte Arithon versuchen, Kapitän Dhirken zu überzeugen. Seine Leber würde im Handumdrehen zu Krabbenfutter verarbeitet werden.
    Neben dem zur Straße weisenden Fenster blickte die ungerührte Meerjungfrau dem Wirt der Kielwassertaverne aus farblosen Augen entgegen, der sich gleich einem Rammbock durch das Gedränge schob, um jemandem an dem Tisch gegenüberzutreten. Während schrill vorgetragene Fragen sich zu einem Streit entwickelten, blieb Arithon nur reglos wie eine Katze sitzen, sein Gesicht eine einzige Maske versteckter Ironie.
    Selbst an seinem Aussichtspunkt auf dem Boden versetzte dieser Anblick Dakar einen Stich verborgener Furcht. Nachdem die Wogen des Kampfes nun hinter ihm lagen, erhob er sich wieder, duckte sich unter einer fliegenden Flasche hinweg und wich einem Haufen zersplitterter Stühle aus. Jemand hatte ein Entermesser gezogen; im Kampfeslärm, durch den lautstark das Feuerwerk der Obszönitäten aus weiblichem Munde hallte, spitzte er die Ohren, um der Auseinandersetzung am Tisch zu folgen.
    Der Wirt verlangte Bezahlung für den angerichteten Schaden, und die Summe, die er nannte, war unverschämt genug, damit ein erstklassiges Bordell neu auszustatten.
    »Nun hört aber auf«, sagte Arithon, und in seiner rhythmischen Sängerstimme schwang ein unverkennbarer Ton des Amüsements mit. »Ihr seid die Verhaltensweisen von Seeleuten doch gewohnt. Diese Taverne hat schon Hunderte solcher Tollheiten überstanden. Jeder Mann, der Augen hat zu sehen, kann unschwer erkennen, daß das Holz in diesem Gastraum erst vor kurzer Zeit die Sägemühle verlassen hat.«
    Hinter dem Wirt, der sich breitbeinig vor dem Tisch aufgebaut hatte, bearbeitete ein Matrose die Deckenbalken mit seinem Taklermesser, wobei er jemanden am Boden mit gebrüllten Verwünschungen bedachte. Schmähungen hallten von dort zurück. Der Kandelaber schwang hin und her, löste sich aus seiner Verankerung und sauste herab. Der spektakuläre Knall, den der Aufprall auf dem Tresen verursachte, bereitete

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