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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Anordnungen geräuschlos Folge zu leisten. Als sie gerade dabei war, die letzten Lederverschnürungen zu schließen, betraten ein barfüßiger, stämmiger Takler und der muskulöse Smutje des Drachen ihre Kajüte, und ein Schwall salziger Seeluft strömte herein.
    Zwischen ihnen, bleich und naß wie eine geknackte Auster, hing Dakar, der Wahnsinnige Prophet. Ein Geschirrtuch, das zwischen seinen Zähnen steckte, hinderte ihn am Schreien, und seine beiden Handgelenke waren mit Tauen gebunden, denen er trotz all seiner Mühe nicht entschlüpfen konnte.
    »Gut gemacht!« Dhirken grinste, und ihre Zähne blitzten in der Finsternis auf. »Packt ihn auf den Hocker. Wir werden sehen, ob er gewillt ist, zu reden.«
    Weit weniger behutsam als ein Beutel Biskuit wurde Dakar auf dem Hocker abgeladen, auf dem er sogleich zusammenbrach, als bestünden seine Beine aus Pudding. Kaum hatte der Koch ihm das Tuch aus dem Mund gerissen, da begann er auch schon zu stöhnen und versuchte zu erbrechen, ohne jedoch noch etwas im Magen zu haben. Die Schneide von Dhirkens Messer, die an seinem Hals lag, vermochte ihn kaum stärker zum Schwitzen zu bringen, tropfnaß wie er bereits allein von seinem Leiden und dem salzigen Wasser war, das vom Bug aufspritzte.
    »Wer ist dieser schwarzhaarige Aufschneider, und was will er mit meinem Drachen?« drang Dhirken ohne Umschweife in ihn.
    »Ach, Kapitän, es war vergebene Mühe, ich weiß.« Atemlos mit den Augen rollend unterbrach er sich, als ein neuer Krampf seinen Leib schüttelte. »Aber auf meine Weise habe ich alles getan, Eure Mannschaft vor dem Herrn der Schatten zu schützen.«
    Die Verwunderung ließ Dhirkens Zorn nur um so heißer erglühen. »Herr der Schatten? Herr der Schatten! Du sprichst von diesem irrsinnigen Prinzen, der Etarras Armee niedergemetzelt hat? Sehe ich so dumm aus, als würde ich solchen Unsinn glauben?« Drängend schob sich das Messer näher an seine Kehle. »Dieser unverfrorene kleine Saitenzupfer, der das Kommando über meine Brigg an sich gebracht hat, ist alles andere als ein Zauberer von königlichem Blute.«
    »Verzeiht mir.« Dakar krümmte sich, bis seine Stirn zwischen seinen Knien lag. Gedämpft beleidigt murmelte er in den Stoff seiner Hose: »Ich lüge gut genug, wenn es notwendig ist, aber niemals, wenn es um diesen Mann geht.« Obwohl seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt waren, gelang es ihm, eindrucksvoll mit den Schultern zu zucken. »Sein Gezupfe hat Euch eingefangen. Er verfügt über die Magie eines Barden, mit der sich nur wenige messen können. Aber das ist noch lange nicht alles. Seht nur hinaus. Es ist dunkel, obwohl die Nacht längst vorbei ist. Arithon hat geschickt seine Schatten gesponnen, um Euch glauben zu machen, Ihr könntet die Küste sehen, aber wo seht Ihr wirklich das Festland?«
    Ein eisiger Schauer beeinträchtigte nun zum ersten Mal Dhirkens gelassene Haltung, während ihr Smutje ein Zeichen machte, das Böse abzuwehren. Nervös genug, sich mit seiner eigenen Meinung vorzuwagen, sagte der Takler: »Der Kapitän ist ein bißchen wunderlich, das habe ich doch gleich gesagt. Verdammt soll ich sein, daß ich nicht früher gemerkt habe, was hier nicht stimmt, aber jetzt, da ich davon höre, weiß ich es. Die Luft riecht einfach fremd.«
    Dhirken legte ihre Klinge an das faltige Fett hinter dem Ohrläppchen ihres Opfers. »Ich sollte dir gleich hier die Kehle aufschlitzen. Verdammt sollst du sein. Du hast mir einen Haufen Probleme bereitet.«
    »Tötet lieber Arithon statt meiner«, schlug Dakar vor, den Krämpfe schüttelten, die eine Enthauptung vergleichsweise gnadenvoll erscheinen ließen. »Ich wette, ich hasse ihn mehr, als Ihr es tut.«
    »Ich wette nicht«, entgegnete Dhirken knapp.
    Inmitten des blutigen Tumults in der Kielwassertaverne hatte sie einen so entschlossenen Eindruck gemacht; hier, in dem überfüllten Quartier, das so asketisch war, daß es kaum bewohnt erschien, wirkte sie ebenso bedrohlich auf Dakar, wie ein brennendes Anmachholz, das sich einem Haufen trockenen Reisigs näherte. Geschwächt durch die Seekrankheit zitterte der Wahnsinnige Prophet. So sehr er sich auch bemühte, so wenig war er imstande, sich vorzustellen, welch weiblicher Zorn sie bewegen mochte.
    Dann, mit einer Bewegung, welche die Luft selbst erschütterte, zog der Kapitän des Drachen sein Messer zurück. Aus Gewohnheit betastete sie eine alte Narbe, die aus ihren Armschonern hervorlugte. »Du kannst dich auf eines gewiß verlassen«,

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