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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schachfigur gewesen war, die den Plan des Feindes mit strategisch vorteilhaften Zügen vorangetrieben hatte. Der Aufstand im Kielwasser hatte Arithon keineswegs Probleme bereitet, sondern ihm direkt in die Hände gespielt.
    Das verhüllte, zerbrechliche Instrument in Dakars Armen war das einzige, was ihn davon abhielt, gewalttätig zu werden. Sein Haß steigerte sich zu ganz neuen Ausmaßen, doch er richtete sich in gleichem Maße auf seine eigene Person, war er doch einer List zum Opfer gefallen, die so durchtrieben war, daß er schlicht nie an diese Möglichkeit gedacht hatte. Sprachlos, atemlos, geschlagen genug, sich aus purem Zorn gegen das eigene Schienbein zu treten, torkelte er wortlos voran. Durch den Gastraum des Kielwassers, über schlaffe, schnarchende Leiber stolpernd, vorbei an unzähligen Sitzbänken, erreichte er endlich die Tür und die nächtliche Luft auf der Straße. Direkt hinter ihm, unheimlich still für einen schwerbeladenen Mann, folgte Arithon mit Kapitän Dhirken auf der Schulter.
    »Eine Frau«, grollte Dakar. Sein Bart und seine Haare verfingen sich in dem Durcheinander der Schnüre und Beschläge des Waffengurtes. Dennoch wandte er sich für den Fall, daß er nur träumte oder krank war, noch einmal um, um sich über seine Lage zu orientieren, doch die beiden Gestalten, die aus dem betäubenden Dunkel in der Taverne heraustraten, waren entmutigend real. »Euer Nacken wird steif werden, wenn Ihr sie auf diese Weise mitschleppt«, erklärte er schließlich mit einem Gefühl wenig hilfreicher Befriedigung.
    Arithon grollte ihm nicht. »Ich werde froh sein, wenn das alles ist, was mir zustößt.« Als Dakar sich einen Weg zu den Kais bahnen wollte, deutete er, behindert durch seine Last, mit dem Kinn zur anderen Seite. »Nein, erst linksherum. Ich muß noch etwas aus meinem Quartier holen.«
    Dakar warf ihm einen verdutzten Blick zu.
    »Navigationsinstrumente«, stichelte Arithon sanft. »Karten. Wie konntest du das nur vergessen? Sie sind doch das wichtigste bei diesem ganzen schmutzigen Spiel.«
    Was, wie Dakar wußte, kaum die ganze, unschuldige Wahrheit sein konnte; nicht, wenn der Verbrecher Arithon s’Ffalenn hieß, ein Mann, dessen Motive so wirr und durchtrieben waren, daß der Herr des Schicksals selbst Schwierigkeiten hatte, sie zu enträtseln.

 
Der Schwarze Drache
     
    Kapitän Dhirken erwachte mit Kopfschmerzen. Noch bevor sie die Augen geöffnet hatte, erkannte sie bereits am Brausen des Kielwassers, daß ihre Brigg auf See war und gute Fahrt machte. Das Segel ächzte, als der Schwarze Drache sich nach Backbord legte. Da ihre Ellbogen und Hüften nicht auf der Leeseite der Koje klebten, schloß Dhirken, daß das Wetter mild sein mußte. Die Brise, die durch das Gitter der Luke über ihrem Kopf hereinströmte, roch trocken und versprach keine baldige Auffrischung. Spritzwasser, das vom Ruder aufstieg, und das gespannte Knirschen der Taue wiesen darauf hin, daß sowohl Stagsegel als auch Marssegel gesetzt waren. Ihrem Schiff so nahe wie andere Frauen ihren Liebhabern, wußte sie, daß das Hauptsegel ein wenig mehr gebraßt werden müßte, um die Trimmung des Klüvers auszubalancieren.
    Von der Gewohnheit getrieben, machte Dhirken Anstalten, sich zu erheben, als eine männliche Stimme scharfe Befehle erteilte. Ihr Maat gehorchte. Füße donnerten über Deck, als die Matrosen sich in Bewegung setzten, den Anordnungen Folge zu leisten. Gleich darauf erklang das Kreischen der Brasse am Hauptsegel, die über eine Rolle getrimmt wurde. Der Drache schwankte kurz und kam wieder zur Ruhe, fügsam wie eine geprügelte Magd legte sich das Schiff harmonisch in die vorgesehene Richtung in den Wind.
    Sonderbar, dachte Dhirken, noch immer schlaftrunken, als ihre Füße die kalten Planken berührten. Ihr Maat war nie imstande gewesen, so geschickt mit dem Ruder umzugehen. Sie lehnte sich an ein Schott und stellte verwirrt fest, daß sie in ihren Kleidern geschlafen hatte, was nicht gerade zu ihren Gewohnheiten zählte, soweit sie sich nicht durch schweres Wetter bewegten. Die Armschoner, die sie für ihren Landüberfall gewählt hatte, hatten sich schmerzhaft in ihre Seite gebohrt, und ihr Haar, das sich aus dem Zopf des Vortages gelöst hatte, roch nach altem Tabakrauch.
    Die Stimme auf Deck erteilte ein weiteres Kommando, und endlich erwachte die Erkenntnis, daß diese Stimme zu keinem der Offiziere an Bord des Drachen gehörte.
    Explosionsartig begann Dhirken zu fluchen, jedoch ohne ihre

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