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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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drängend. »Wenn du mit mir segeln willst, dann komm. Ich breche jetzt auf.«
    Die Augen noch immer verquollen, blinzelte Dakar erneut. Gepeinigt legte er die Hände auf seinen aufgeblähten Bauch, doch nicht vorsichtig genug, mußte er doch sogleich rülpsen, was den Nachgeschmack des Kabeljaus wieder auf seine Zunge brachte. »Ihr habt das ganze Haus mit Eurer Meisterbardengabe in den Schlaf gezaubert, prinzipienloser Bastard, der Ihr seid.«
    »Du hast zuviel gegessen«, konterte Arithon.
    »Und was ist mit denen?« Mit einer unsicheren Geste deutete Dakar auf die anderen Gäste, die schnarchend auf den Tischen lagen.
    »Branntwein oder Bier, was macht das schon? Der Drache wird jedenfalls bereit sein, den Anker zu lichten. Kommst du nun mit oder bleibst du?«
    »Komme.« Mühsam kam Dakar auf die Beine. »Und wenn ich nur mitkomme, um Euch für diese Tat noch leiden zu sehen.«
    Mildes Gelächter verhöhnte seine Worte. »Mach dir darum keine Sorgen. Dhirkens Mannschaft wird mir vermutlich an die Kehle gehen, noch ehe du richtig wach bist.« Arithon winkte lebhaft mit einer Hand, die aus einem Ärmel mit fest verschnürter Manschette hervorlugte. »Willst du mir helfen?«
    Dakar starrte angestrengt in den beinahe dunklen Raum, bis er im schwachen Schein der flackernden Flamme die zusammengesackten Schultern Dhirkens entdeckte. Ihre Hände mit den derben, kurzgeschnittenen Fingernägeln, die gebräunte Haut ihrer Wange, der prachtvolle, windzerzauste Zopf, alles lag auf dem Tisch inmitten des verschütteten Rums und der herumliegenden Münzen. »Dharkaron! Ihr seid wirklich auf Ärger aus. Wie habt Ihr sie dazu gebracht, den Auftrag zu übernehmen?«
    »Das habe ich nicht.« Rasch, doch ohne gehetzt zu erscheinen, ergriff Arithon ein Handgelenk mit Knochen, so dünn wie Eisenbolzen, und zerrte den Kapitän auf der Bank in eine aufrechte Haltung. Ihr Körper fiel behaglich nach hinten, räkelte sich an seiner Brust, und der straff gespannte Stoff ihrer Tunika offenbarte die Rundungen kleiner Brüste.
    »Tja, damit wäre diese Frage jedenfalls beantwortet, ohne daß du deine Eier dafür riskieren mußtest«, sagte Arithon.
    Er verzog die Lippen zu einem kurzen Grinsen, löste das schwere Entermesser und warf Waffengurt, Messer und seine Lyranthe in Dakars Arme. Dann bückte er sich und lud sich die Frau in Seemannsmanier über die Schultern. Im ersten Augenblick brachte ihr Gewicht ihn zum Stolpern. Mit locker herabbaumelnden Händen und Füßen, die Hüften dicht an seinem Nacken, war die erschlaffte Gestalt der Frau, die größer als er selbst war, nicht einfach zu balancieren. Mit seinen Schultern verlagerte er ihren Leib, um sich die Last zu erleichtern, und selbst diese geringe Veränderung seiner Haltung wurde von einem süßen, metallischen Klimpern begleitet.
    Der Boden rund um den Tisch war mit Silber bedeckt, Münzen aus den Gießereien eines ganzen Dutzends verschiedener Hafenstädte: die Huldigung der Nachtschwärmer im Kielwasser, erwiesen einem Meisterbarden, dessen nächtliche Darbietung sie erfreut hatte. Beinahe, als wäre er ob der Großzügigkeit seines Publikums verlegen, verlagerte er noch einmal das Gewicht der Last auf seinen Schultern. »Damit sollte ich wohl meine Rechnung beglichen haben. Der Wirt dürfte mehr als zufrieden sein, meinst du nicht?«
    Dakar starrte ihn an, die Augen so rund wie die einer Natter und die Brauen zu einem Ausdruck ungewohnter Nachdenklichkeit verzogen. »Dhirken«, sagte er. »Wenn Ihr ihre Hilfe wolltet, warum habt Ihr Euch den ganzen Ärger nicht erspart und ihr einfach eine Lüge erzählt?«
    »Weil ich nun einmal ihr Vertrauen benötige.« In den grünen Augen zeigte sich ein Ausdruck gezügelter Erwartung, die ein Gesunder einem schwachsinnigen Blinden entgegenbringen mochte, bis die Stille schließlich zu lang andauerte. »O Dakar«, sagte der Herr der Schatten, und sein Ton troff nur so vor beißender Ironie.
    »Euch vertrauen? Beim Streitwagen Dharkarons!« Dakar atmete tief ein, brannte förmlich darauf, sich in eine Tirade zu stürzen, und hielt dann doch inne. »Ihre Männer«, erklärte er schließlich nach einer bedeutungsschwangeren Pause. »Dafür werdet Ihr sie loswerden müssen.«
    Arithon wartete nur still, so heimtückisch wie ein langsam wirkendes Gift.
    »Oh, was seid Ihr doch für ein Bastard«, keuchte Dakar, als ihm bewußt wurde, daß sein Zorn beabsichtigt genährt und schließlich benutzt worden war, daß er nichts weiter als eine

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