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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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kehrtmachte und den Horizont nach irgendeinem Hinweis absuchte. Nun erkannte sie die mißliche Lage voller Schrecken; es war, wie der fette Mann gesagt hatte, die See streckte sich endlos in alle Himmelsrichtungen dahin.
    Wasser bildete eine flache Linie bis hin zum entferntesten Horizont, und nirgends eine Spur von Land.
    Nur für eines Augenblicks gab sich Dhirken dem Gefühl von Verlorenheit hin. Dann verbarg das Umschlagen erschlaffter Segel ihre zerrütteten Nerven, und der Umfang der akuten Probleme, in der die Brigg sich in diesem Augenblick befand, überlagerte alles andere. Sie wirbelte zu ihrem Maat herum, der nun mit der verzweifelten Haltung eines geschlagenen Hundes all seine Konzentration auf das Ruder richtete und den Eindruck eines Mannes vermittelte, der überall sein wollte, nur nicht dort.
    »Wo ist das Logbuch?« Sie mußte schreien wie eine Harpyie, um sich in dem Lärm der windgepeitschten Takelage Gehör zu verschaffen. »Wo liegt unser Ziel? Geschwindigkeit? Kurs? Wie lange sind wir schon unterwegs, und wie ist unsere Position?«
    Der gewaltige Mann blies sich die Schweißtröpfchen von seinem Schnurrbart, ehe er antwortete. »Euer Handel«, stammelte er dann. Er war zu groß, sich eindrucksvoll zu ducken, also sah er sich nach seinen Kameraden um. Als keiner vortrat, ihm zu Hilfe zu eilen, schluckte er und sprach ohne jede Unterstützung: »Der fremde Käpt’n hat navigiert.«
    »Bei allen Dämonen!« Pfeifend schnellte Dhirkens Entermesser vor. Erst direkt vor dem ungeschützten Leib ihres Maats hielt sie in der Bewegung inne. »Wir können inzwischen überall in der Eltairbucht sein!«
    Der Maat wagte nicht, die Waffe anzusehen, die direkt vor seinem Herzen zitterte. Unfähig, etwas zu sagen, kratzte er sich mit dem Daumen an seinem zerfetzten Ohrläppchen, während seine Glatze die Sonnenstrahlen reflektierte.
    Schließlich stürmte der Kapitän davon, und ihr grellrotes Hemd wurde von der steifen Brise an ihren Leib gepreßt, so daß ihre kleinen Brüste deutlich hervortraten. Mit einer Schimpftirade schmutziger Flüche trieb sie die Lackel im Hintergrund an, Kübel und Bimsstein wegzuräumen und in die Takelage zu klettern, um die Segel einzuholen. »Ein bißchen hurtig, ihr Mistkerle! Für jeden Faden, der aus meinem Großsegel ausfranst, ziehe ich einem von euch die Haut mit der Peitsche vom Arsch!«
    Endlich frei, ihre miserable Laune an dem eigentlichen Verursacher auszutoben, stemmte sie sich gegen das Schlingern der Brigg. Lichtreflexe blitzten von ihren beschlagenen Armpanzerungen auf, als sie ihr Entermesser hob und die Spitze an die Schnüre führte, mit denen der Hemdkragen ihres Gefangenen verschlossen war. »Glaube nur nicht, du könntest dich aus dieser Sache einfach so herausreden. Ich war gestern abend im Kielwasser nicht betrunken, und du hast mich genau verstanden, als ich gesagt habe, daß nur ein Tor deine Bedingungen annehmen könnte.«
    »Ah«, grunzte Arithon angespannt, als einer der Matrosen noch heftiger an seinem Arm zerrte. »Da Ihr mir aber keine Antwort gegeben habt, ist es nur fair, wenn ich mein Angebot wiederhole.«
    Dhirken bewegte ihre Waffe. Eine Verschnürung riß auf und offenbarte ein dreieckiges Stück weicher Haut. »Wie kommst du darauf, daß dir außer deinen Eiern noch irgend etwas geblieben wäre, was du mir anbieten könntest?«
    »Nun, zunächst einmal weiß ich, wo wir sind.« Unter seinem Kinn zerriß eine weitere Schnur. Arithon rührte sich nicht, selbst als Dhirkens Klinge tiefer glitt, sich im weißen Leinen verhakte und es schließlich auftrennte. Die See hob die Brigg auf eine gewaltige Woge und ließ sie dann in das Wellental niederstürzen. Gischt spritzte auf das Deck und benetzte die Matrosen, und Dhirkens scharfe Klinge hinterließ einen frischen, blutigen Kratzer auf Arithons Haut.
    Die Wunde schließlich erfüllte Arithon mit glühendem Unwillen. »Nur weiter, ein bißchen tiefer«, forderte er sie heraus. »Dann werdet Ihr in meinem Wams ein Pergament von Sethvir finden, das meinen Wert bis ins kleinste Detail auflistet.«
    »Sethvir?« Dhirken streckte die Hand aus, suchte und zog ihre Klinge so heftig durch den Stoff, daß er bis zu den Hüften entkleidet vor ihr stand. »Sethvir von Althain? Was ist der anderes als eine Legende, die Mütter ihren plärrenden Gören erzählen?«
    »Seht doch selbst«, entgegnete Arithon, dessen Augen angesichts der Tatsache, daß er ohne eine Waffe in der Falle saß, nicht minder gefahrvoll

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