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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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dieser Mächte ihm Kopfschmerzen bereitet hatte, als er noch einen Leib sein eigen genannt hatte. Nun, als ein Geistwesen, empfand er diese Gewalten wie Insekten, die mit ihren dornigen Beinen an Nerven zerrten, die er nicht mehr besaß.
    Nur methodisches Arbeiten bot ihm nun noch Zuflucht vor der Pein. Die nebelgebundenen Wesenheiten, die die Paravianer vertrieben hatten, waren noch immer hier, lebendig, ruhelos und zu gefährlich, zu bösartig, sie einfach nur vertrauensvoll ihrem Schicksal zu überlassen.
    Desh-Thiere lag eingekerkert hinter drei Lagen Gestein, eingebunden in magische Versiegelungen, deren eine jede dazu gewirkt worden war, auch dem grauenvollsten Ausbruch eingesperrter Energien standzuhalten. Diese Fesseln waren nicht in einer Weise verschlungen wie die Verteidigungsbanne über dem Althainturm, sie erlaubten es einem geschulten Magier nicht, hindurchzuschlüpfen und ungehindert hinauszugelangen. Die Bande, die über dem Nebelgeist lagen, hielten alles Lebendige auf, gleich, ob umschlossen von Fleisch und Blut oder unbekleidet als reiner Geist.
    Um die Unversehrtheit des vollständigen Wards zu sondieren, blieb Luhaine keine andere Wahl, als sich in absoluter Stille zu vertiefen und eine gewissenhafte Bestandsaufnahme der Vibrationen durchzuführen, die von den Verankerungen der Magie im unwandelbaren Felsen des Rockfellgipfels abstrahlten. Er mußte lauschen, entwirren und jede einzelne der sagenhaften Signaturen überprüfen, die seine Brüder gewirkt hatten. Jedes winzige Teilchen gewobener Energien mußte kontrolliert und kartographiert werden, die Resonanz jedes Siegels, jeder Rune erschöpfend bis in ihre entlegensten Querverbindungen auf Anomalien geprüft werden.
    Die Konstruktion verbreitete eine gefährliche Aura, eine ruhelose Ausstrahlung, die gewaltig genug war, Schmerzen auszulösen, ausreichend, um eine verheerende Wirkung auf Fleisch und Knochen zu erzielen. Nicht minder unangenehm durchdrang die schaurige, entsetzliche Präsenz das Sein Luhaines, verzerrte seine Aura zu einer Dissonanz gleich einer Flamme, die über offenliegende Nervenenden streicht.
    Asandirs komplizierte Arbeit hatte den kalten Stein gezwungen, sich zu öffnen, Form und Umgebung zu verändern. Sein Wirken blieb so deutlich erkennbar wie der Flug einer Schwalbe oder der Schweif eines niedergehenden Meteors. Kharadmons kapriziöse Energien hingegen umschmeichelten ein rauhes Chaos, bis es sich zu einer Ordnung formte, um dann Wellen weißen Lichtes über Zeit und Dimension zu schicken, die Wardglyphen in ein stabiles Gleichgewicht zu bringen.
    Würde dieser extravagante Geist derzeit in Athera weilen, gewiß wäre er unangemeldet hereingeplatzt, um irgendeinen vernichtenden Kommentar abzugeben.
    Luhaine drängte den Schmerz vergangener Niederlagen fort. Verärgert, daß die Rivalität, die ihn und Kharadmon verband, sich über einen verirrten Gedanken einschleichen und ihn ablenken konnte, baute er seine zerrüttete Konzentration wieder auf. Dieser aufdringliche Geist verdiente es kaum, vermißt zu werden, und die Gefahr, daß die Suche nach den Ursprüngen des Nebelgeistes, die ihn weit über die Grenzen Atheras hinausgeführt hatte, für ihn in einer Tragödie endgültiger Stille enden mochte, verwehrte sich weiterer Gedanken. Ein Zauberer, der mit Vorliebe einen so bösartigen Mangel an Manieren zur Schau stellte, dürfte wohl kaum beim Übertreten der Grenzen zwischen den Welten vom Weg abkommen. Eine Gefahr, die Kharadmon in Mitleidenschaft ziehen wollte, mußte schon von gewaltigem Ausmaß sein.
    Luhaine distanzierte sich von seinen Sorgen, indem er sich ganz der beschwerlichen Langeweile seiner Arbeit hingab.
    Die Energiebande, die von einkerkernden Resonanzen erfüllt waren, erklangen noch immer vollkommen balanciert und makellos. Erneut pikiert, angesichts der meisterhaften Machtströme, die auf so respektlose Weise mit dem Ornament verwoben waren, das eines der Schutzsiegel Kharadmons abschloß, wiederholte Luhaine verärgert seinen letzten Schritt. Kriechend, kaum spürbar, glitt eine Bewegung durch seine langsam tastende Aufmerksamkeit.
    Als wäre er mitten in weichem Gras in einen Dorn getreten, hielt er inne, ging wieder zurück, und überprüfte den Bereich, den er eben erst bearbeitet hatte, noch einmal.
    Die magische Struktur leuchtete unversehrt, nichts befleckte ihre Symmetrie.
    Luhaine konzentrierte sich. Während die Energien, die die Massen des Rockfellgipfels in das Sein riefen, im

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