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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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offenen Haares zurück. Eingekreist von Soldaten, deren Waffen auf allen Seiten zwischen den schmutzigen, geschwächten Leibern ihrer Gefangenen hervorlugten, rammte er sein Schwert in die trockene Erde, öffnete seine Manschettenschnüre, rollte die schmutzigen Ärmel auf und streckte seine entblößten Handgelenke vor. »Nun, dann werdet Ihr mich wohl auch in Ketten legen müssen!« wütete er. In dem erschreckenden, eisigen Gletscherblau seiner Augen, die sich scharf von seiner sonnengebräunten Haut abhoben, blitzte eine unmißverständliche Warnung auf, die geneigt war, seinem Gegenspieler die Haare zu Berge stehen zu lassen. »Kein Mann, der in diesem Reich geboren ist, soll wie ein Tier festgezurrt werden, solange mir nicht das gleiche Schicksal widerfährt!«
    »Sollen die Dämonen mich holen, ein Philanthrop!« Der Hauptmann der Garde verdrehte die Augen zum Himmel, sichtlich erfreut, der Aufforderung nachkommen zu können. Er streckte die Füße aus und schob seine Stiefel wieder durch die Steigbügel, ohne sich um die Aufregung zu kümmern, als seine Männer den Eindringling ergriffen und ihn inmitten des Sklavenzuges Clanblütiger festhielten.
    Die Tat rief nur wenig Widerstand hervor. Die Hälfte der Barbaren war verwundet; die anderen waren zu benommen und erschöpft von dem langen Marsch, um ernsthaft Ärger verursachen zu können. Der großgewachsene Kundschafter, den die Männer beiseite stießen, um Platz für den Fremden zu schaffen, konnte wegen einer Schwellung im Gesicht fast nichts mehr sehen. Geradezu rührend ehrerbietig sprang er sogleich zur Seite, als ein Leutnant mit einem Streitkolben auf ihn zu kam. Es dauerte nicht lang, da fand sich der blonde Aufrührer an den Händen gefesselt, die Ellbogen hinter dem Rücken zusammengeschnürt, wieder.
    »Was geht hier vor?« verlangte eine autoritäre Stimme aus dem Hintergrund zu erfahren. »Euer Hoheit?«
    Zwar war sich der Hauptmann der Garnison von Karfael der umstehenden Gaffer wohl bewußt, doch kannte er seine Aufgaben gut genug, den Blick nicht von seinen Männern abzuwenden. Als sie den neuen Gefangenen sicher vertäut hatten und wieder Haltung annahmen, rief er, ohne sich umzuwenden: »Wo ist der berühmte Prinz von Avenor? Wir haben ihm ein Geschenk gebracht. Und mit ihm einen Mangel an Disziplin.«
    Die näherrückenden Menschen verunsicherten sein Schlachtroß. Mit geschickten Gebärden beruhigte der Gardehauptmann das Tier aber wieder. Da er jedoch befürchten mußte, daß das kriegsgeübte Pferd austreten könnte, was ihn als Abgesandten beschämen würde, brüllte er erzürnt: »Falls euer Prinz nicht zugegen ist, so schickt nach ihm.«
    Bewegung kam in die Gefangenen. Der gefesselte blonde Aufständische, kam näher, soweit es die Taue erlaubten und erhob sein schlammverkrustetes Antlitz. Im allgemeinen Gedränge von seinen eigenen Fesseln einen halben Schritt zurückgezerrt, neigte der hochaufgeschossene Barbar mit dem verquollenen Gesicht spöttisch den Kopf zur Seite. »Ihr wünscht die Anwesenheit des Prinzen Lysaer s’Ilessid? Nun, wenn mich mein Augenlicht nicht trügt, so steht er bereits vor Euch.«
    Mit wachsendem Entsetzen blinzelte der Hauptmann von Karfael die schmuddelige Gestalt an, die auf seine Anweisung hin Mißhandlungen ausgesetzt war. »Ihr?« sagte er. »Der Prinz des Westens?«
    Lysaer bedachte ihn mit einem Blick, erzürnt genug, frische Milch gerinnen zu lassen. »Sage deinem Statthalter«, erklärte er in einem Ton erboster, königlicher Arroganz, »er mag die Clanblütigen, die Reisende berauben, bekämpfen und im Kampf töten. Wenn sie schuldig sind, mag er sie seiner Gerichtsbarkeit unterwerfen und exekutieren. Aber ich werde keinen Gegner der zivilisierten Gesellschaft in Ketten legen und zur Sklavenarbeit mißbrauchen.«
    Der stämmige Hauptmann schwang sein Bein über den Sattelknauf und stieg von seinem Pferd. »Euer Hoheit, ich bitte Euch, vergebt mir meine Unwissenheit.« Ohne darauf zu warten, daß sein Knappe sich um sein Roß kümmern würde, bemühte er sich um beschwichtigende Worte und zog seinen Dolch. »Laßt mich Eure Fesseln lösen.«
    »Jetzt nicht.« Mit einer Selbstbeherrschung, derer ein gefesselter, schmutziger Mann kaum mehr fähig sein sollte, verlangte er nach Wiedergutmachung. »Zuerst soll jeder einzelne Clanblütige hier freigegeben werden. Zum Ausgleich Eurer Vermessenheit, ohne meine Zustimmung das Recht in Avenor nach Eurem Ermessen auszulegen, werden sie frei sein, ihrer

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