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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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dem Schluß, daß des Prinzen eigensinnige Marotten besser der erfahrenen Diskretion seines Hauptmanns überlassen blieben.
     
    In diesem Augenblick saß der befehlshabende Offizier der herbeigebetenen Truppen staunend auf seinem Schlachtroß. Soldat genug, sich ganz auf die Aktivitäten der neuen Rekruten Avenors zu konzentrieren, rieb er sich mit der Rückseite seines schuppigen Panzerhandschuhs über das mit Bartstoppeln bedeckte Kinn, während er die Pfeilsalven beobachtete, die in ebenmäßigem Flug auf ihre Ziele abgeschossen wurden. Nur wenige trafen nicht. Allein der Anblick dieser Präzision war zermürbend.
    Auf dem Exerzierplatz übten sich Lanzenreiter, deren Beweglichkeit im Sattel atemberaubend war, obgleich sie durch die Infanteristen gestört wurden, denn diese brachen zwischen ihnen ein Feldlager einschließlich Waffenzelte und Feldküche ab, um gleich darauf zornige Wehrübungen abzuhalten.
    Für einen Hauptmann, der sich vom Söldner zum Kommandeur einer Garnison hochgedient hatte, war dieser Anblick ehrfurchtgebietend, war neiderzeugend, und gewiß erfüllte er ihn mit einer profunden, von weichen Knien begleiteten Erleichterung, wußte er doch, daß er diesen herausragend gedrillten Kohorten niemals in Feindschaft gegenüberstehen mußte.
    »Gnädiger Ath, seht Euch das nur an«, murmelte der Soldat, der seine Zügel hielt. »Sie benutzen ein Bollwerk aus nassen Fellen, in dem sie ihre brennenden Pfeile versenken.«
    Karfaels Hauptmann drehte sich im Sattel um und hielt dann inne, als ein Mann, den er nicht erkennen konnte, Hals über Kopf durch die untätigen Reihen seiner Gardisten stürzte. Ein lauter Ausruf folgte, und gleich darauf brach ein Chaos aus. Dann hatte der Läufer, dessen Leib tropfnaß und mit schwarzem Schlamm verschmiert war, die Garnisonssoldaten passiert. Das schweißnasse Hemd auf seinen bebenden Schultern wogte wie ein Bauernkittel um seinen Leib und fiel unordentlich über seine Hüften. Von Kopf bis Fuß zerzaust, stürmte der junge Mann geradewegs in das Durcheinander gefesselter Gefangener.
    Er hielt ein gezogenes Schwert in der Hand.
    In bequemer Haltung beim Faulenzen überrascht, hievte Karfaels kräftig gebauter Hauptmann sein Knie vom Sattelknauf. Mit dem typischen, kühl-vornehmen Interesse, das allen Städtern zu eigen war, unterließ er es zunächst, seinen Männern den Befehl zum Eingreifen zu erteilen. Jeder erfahrene Soldat wußte um die bösen Folgen, die die Heimtücke der Barbaren der Wälder zu zeitigen imstande war. Wenn nun ein bewaffneter Irrer einen persönlichen Rachefeldzug startete, so würde es den Soldaten fraglos gefallen, sich den Spaß eine Weile anzusehen, ehe sie eingriffen.
    Doch als die Klinge des Eindringlings pfeifend durch die Luft sauste, brachte sie den Gefangenen keine Wunden bei, sondern durchtrennte die Fesseln an ihren Händen.
    Das Bellen aus der Kehle des bulligen Hauptmanns schnitt durch das nervenzerfressende Hämmern der Steinmetzfäustel. Eher würde er sämtliche Barbaren in ihrem eigenen kalten Blut liegen sehen, als zuzulassen, daß auch nur einer von ihnen entkam. »Wer ist dieser Parvenü? In Aths Namen, holt ihn da raus!«
    Vier Gardisten seiner Truppe reagierten sofort. Sie sprangen von ihren Pferden und drängten sich durch den unruhigen Haufen der Gefangenen, doch als sie sich näherten, stürzte sich der Übeltäter mit zornigem Gebrüll auf sie. »Bei Ath, unserem Schöpfer, das ist eine Schmähung!« Jammernd wirbelte das Schwert durch die Luft. Erschrockene Soldaten und halbnackte Clanblütige zuckten zurück, um der scharfen Klinge zu entgehen, die sie aufzuschlitzen drohte. »Ich will hier keine Sklaven haben! Niemand wird Avenor in Ketten dienen!«
    Der Aufruhr zog die Blicke der Mauerbauer auf sich. Steinmetze und Eseltreiber ließen ihre Arbeit ruhen, während die Lanzenreiter auf ihren Rössern aufhörten, ihre Kräfte zu messen, um wie gebannt den Vorgängen zu folgen.
    Ohne sich um die Beobachter zu kümmern, taub für einen fragenden Ruf, der über das Getümmel drang, stürmten noch mehr Soldaten aus Karfael herbei, den Angreifer zurückzuschlagen, während ihr Hauptmann seine Entrüstung laut herausbrüllte. »Was bedeuten dir diese nutzlosen Wichte? Wen interessiert es schon, wenn sie gleich hier zugrunde gehen? Wenn der Prinz sie in Empfang genommen hat, soll er sie mit Ketten binden, die einem verweichlichten Trottel mehr Widerstand entgegenbringen.«
    Der edle Retter schleuderte eine wirre Woge

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