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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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werden, bezahlte er den Kopfjägern eine Prämie, sobald der Schrecken dieser Nacht bekannt würde. Doch weit schlimmer und weitreichender wären die Folgen, würde die Armee Etarras Arithon finden und, gemeinsam mit dem neuformierten Heer Avenors, das sich ihnen unvermeidlich anschließen würde, trotz dieser grausigen Vorsichtsmaßnahmen, die sie heute treffen mußten, gegen ihn aufmarschieren. Maenalles Berichte aus Tysan waren Anlaß zu größter Sorge. Die Armee, die Lysaer aufgebaut hatte, den Herrn der Schatten niederzustrecken, versprach ein unbarmherziger Gegner zu sein, der keinen Verbündeten der Clans lebend entkommen lassen würde.
    »Wir müssen uns überlegen, wo wir uns treffen wollen«, sagte Jieret schließlich.
    Wie stets war Caolle in Gedanken schon vorangeschritten. »Bei den Farlfelsen, tief im Ödland von Daon Ramon.« Dorthin würde ihnen kein Söldner folgen, und selbst die Fährtensucher der Kopfjäger würden nur mit größtem Widerwillen diesen Ort aufsuchen, an dem einst Paravianer getanzt hatten. Von den alten Steinmetzarbeiten, die die umliegenden Hügel krönten, hieß es, sie würden von Spukerscheinungen heimgesucht.
    Mit der Aussicht auf einen harten, staubigen Ritt auf einem Pferd von unbekannten Qualitäten umfaßte Jieret die Handgelenke seines Kriegerhauptmannes und verabschiedete sich rasch. »Bring es schnell zu Ende«, bat er, gequält flüsternd.
    Dann ging er davon; unheimlich ruhig erschien sein Schritt für einen Mann von so schlaksiger Statur. Caolle erinnerte sich, daß sich Jierets Vater ebenso bewegt hatte, doch das war keineswegs verwunderlich. Beide hatten das Kundschaftertum nach seinen Anforderungen auf seinen Knien erlernt. Von Zeit zu Zeit plagte ihn Kummer, waren doch manchmal selbst die intensivsten Lektionen in der Kunst des Überlebens nicht genug. Mochten sie auch jeden Vorteil aus ihrem Geblüt und ihrer Erfahrung herauswinden, so gab es doch keine Gewähr dafür, daß dieser letzte Nachfahre eines Herzogsgeschlechts lange genug leben würde, um zu heiraten und seinerseits einen Nachkommen aufzuziehen.
    Wenn Etarras Armeen sich erst in Marsch setzten, so mochten all ihre Hoffnungen, die Clans unter der Herrschaft eines Hohekönigs aus dem Geschlecht der s’Ffalenns zu Ithamon wieder aufleben zu lassen, verloren sein.
    Eine Brise erfaßte das Anstoß erregende Pergament und jagte es über das Gras. Caolle bückte sich, Stahl klirrte grimmig, und er spießte die Botschaft mit der Spitze seines Schwertes auf. Er würde die Schrift verbrennen und anschließend seinen Dolch auf dem Schleifstein wetzen. Es machte keinen Unterschied, daß ihr Prinz und Gebieter es niemals gutheißen würde, wenn Blut um seinetwillen vergossen wurde. Arithon von Rathain war nicht hier, seine Zustimmung zu verweigern. Caolle schüttelte die verstörende Erinnerung an grüne Augen ab, die zuviel gesehen hatten, und eine Bürde lastete auf seinem Gewissen, die für viele zu schwer wäre, seiner Hoheit je wieder in die Augen zu sehen.
    »Zu Sithaer mit dir, Prinz«, murrte der Kriegerhauptmann in seinen Bart. »Wenn solche Spitzfindigkeiten so wichtig sind, dann hättest du uns besser am Ufer des Tal Quorin zum Sterben zurückgelassen.«
    Während Jieret seine Männer in samtschwarzer Nacht herbeirief, sich zu sammeln, und das Klirren von Kandarenringen und Steigbügeln durch die Dunkelheit drang, als die Kundschafter die Gurte spannten, um sich auf den Weg zu machen, zog Caolle das offizielle Schreiben mit einem schauerlichen Rascheln von der Klinge seines Schwertes. An sein eigenes Leben stellte er keine Ansprüche, die über das blutige Erbe hinausgingen, das seit dem Aufruhr auf den Angehörigen der Clans lastete. Dennoch hatte er in den Klauen der Armee Etarras eine gänzlich unwillkommene Lektion erhalten: Er wußte, daß manches Verbrechen wider die Natur existierte, das mit keiner noch so überwältigenden Waffengewalt korrigiert werden konnte.
    Daß Arithon von Rathain die Verantwortung der Krone übernehmen sollte, während ein grausamer Fluch auf ihm lastete, war eines davon. Das weitaus geringste, das ein Untergebener von Caolles Charakter tun konnte, war es, ein paar städtische Kehlen aufzuschlitzen.
    Der Kriegerhauptmann ergötzte sich keineswegs am Morden, aber als ein Mann, der viel zu viele Tote hatte begraben müssen, aufgeschlitzt und ihrer Skalps beraubt von mordenden Kopfjägern, empfand er bei seinem Tun nur wenig von der zermürbenden Bürde, die auf Arithons

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