Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Clans an Hoffnung geblieben ist. Du wirst bleiben und die Straßen belagern, und du wirst diese Frau festhalten, bis die Dinge, von denen sie weiß, allgemein bekannt sein werden. Wenn das Glück gegen uns ist, so wird das nicht lange dauern. Nur zu bald, mein lieber Hauptmann, wirst du die Gelegenheit bekommen, auf die du so lange schon wartest. Allzu schnell werden wir das Gleichgewicht der Kräfte in der Fehde mit Etarra neu ausbalancieren müssen.«
Doppelzüngigkeit
Als die Nachricht vom Althainturm durchdrang, derzufolge Dakar Alestrons bewachte Waffenkammer nach Schwarzpulverwaffen durchsuchen sollte, traf sie den Wahnsinnigen Propheten in seiner üblichen Position an Bord, über die Reling des Schwarzen Drachen gebeugt, an. Selbst halbbenommen vor lauter Seekrankheit, verfluchte Dakar noch die Probleme, die der Auftrag mit sich bringen würde.
Der herrschende Teir’s’Brydion besaß das Gemüt einer Schlange und drei jüngere Brüder, deren Manieren gegenüber Fremden blutrünstigem Argwohn nahekamen. Jeder Narr, der sich ihrer Zitadelle mit der Absicht näherte, sich in ihren Waffenkammern herumzutreiben, würde sich vermutlich im Jenseits wiederfinden, noch ehe er auch nur einen einzigen Blick hätte wagen können.
Von seinem leidenden Magen des Atems beraubt, sein Schicksal zu beklagen, wünschte Dakar dem Hüter des Althainturmes die Pocken an den Leib, bis ihm ein Gedanke gleich einer göttlichen Erleuchtung dämmerte und ihm bewußt wurde, daß er all sein Elend auf einen einzigen Schlag loswerden konnte.
Der Wahnsinnige Prophet hustete, und sein Bart teilte sich zu einem Lächeln krokodilartiger Bosheit. »Oh, das ist perfekt«, erklärte er den plätschernden Wellen des schaumigen Kielwassers. Wie bequem es doch wäre, würde dem Herrn der Schatten, überrumpelt durch einen Auftrag der Bruderschaft, etwas zustoßen. Asandir konnte kaum jemandem Vorwürfe machen, wenn die Brüder s’Brydion den Prinzen von Rathain zu Hackfleisch verarbeiteten; und dank der Seekarten und der Navigationsinstrumente, die Sethvir ihm zum Geschenk gemacht hatte, würde Arithon mit seinem heiklen s’Ffalenn-Gewissen in schwere Bedrängnis geraten, versuchte er, sich den Wünschen der Bruderschaft zu verweigern.
Gewohnheitsmäßig erging sich Dakar in Gesangseinlagen, während er seine Pläne schmiedete. Heiser von den Tagen magenzerfetzender Seekrankheit, doch ausgelassen und in euphorischer Vorfreude, summte er schräge Liedchen in schauerlichen Tonlagen, bis der Smutje Bursche schickte, ihn so lange mit Erbsen zu bewerfen, bis er sich aus der Nähe der Kombüse verzogen hatte.
Die Schwarze Drache segelte derweil auf hoher See weiter in Richtung Farsee. Arithon war an die Pfosten der hinteren Reling gefesselt. Weil der Koch sich hartnäckig geweigert hatte, einen Gefangenen zu füttern, hatte der Kapitän widerwillig gestattet, daß er seine eigenen Hände benutzte. Wo jeder andere Mann in seinem Stolz verletzt wäre, als die Handfesseln gegen Fußketten ausgetauscht wurden, blieb Arithon noch immer gelassen. Seine Ruhe und Geduld erschienen ganz ungezwungen, selbst während der nervenaufreibenden Lektionen in der Kunst der Navigation, die er Dhirken erteilte.
An ruhigen Tagen fertigte er Kopien der nautischen Karten an, die er von Sethvir erhalten hatte. Matrosen, die zwischen ihren Diensteinsätzen faulenzten, scherzten miteinander und starrten ihm über die Schulter, während der nervöse, tölpelhafte Zahlmeister ihn mit Kohlestiften und Tinte versorgte und mit endlosen Fragen belästigte. Die anhaltende Liebenswürdigkeit, mit der Arithon seinen Wissensdurst stillte, veranlaßte Dakar zu weiterem Mißtrauen.
»Vertraut mir, er hat Übles im Sinn«, behauptete der Wahnsinnige Prophet beharrlich, wann immer er jemanden fand, der ihm Gehör schenkte. Als er sich damit an Dhirken wandte, stocherte sie lediglich mit einem geschnitzten Elfenbeinkeil zwischen ihren Zähnen herum und verbarg ihre Gedanken hinter wachsamen Augen.
Objekt sämtlicher Wetten und Spekulationen auf dem Vorderdeck, blieb Arithon doch vollkommen gelassen. Nur einmal, als der stete Spritzwasserregen aus Salzwasser drohte, ihm Entzündungen zu verursachen, hatte er keine andere Wahl, als frühzeitig zu weichen und sich seines zerfetzten Hemdes zu entledigen. Die Fesselwunden auf seinen Gliedern waren längst verheilt und gaben den Blick auf ältere, häßlichere Narben frei, die er aus tiefster Seele zu verbergen wünschte. Als die
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