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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Flug seine Hosen und Stiefel umkreisten.
    »Es gibt Dinge, die ich wohl tun kann«, fuhr Caolle in einem Ton fort, der frei von Überheblichkeit war. »Aber nicht einmal um des Lebens meines obersten Gebieters willen kann ich meine Waffe gegen eine Frau oder ein Kind richten.«
    Der Herzog des Nordens gestattete sich einen aufgebrachten Blick auf die unerwünschte Gefangene, die sorgsam vertäut im Sattel des ermatteten Wallachs saß. Sie hatte braunes Haar, ordentlich frisiert, und war gewiß recht attraktiv, wenn sie nicht gerade dreckig und vollkommen erschöpft war. Die rotumrandeten Augen, die finster über das Tuch hinausblickten, das sie zum Schweigen brachte, zeigten sich voller Angst und ergrimmter Abwehr. Ein etwa drei Jahre altes Kind hielt sie an ihrer Schulter, ein zweites schlief in einer Satteltasche, den schmutzigen Daumen zwischen den Lippen.
    »Sag es mir nicht«, stichelte Jieret, während er sich mühte, ihrem bösen, stechenden Blick auszuweichen. »Sie schreit, sobald du den Knebel entfernst, und sie hat versucht, dir ein Messer in den Rücken zu rammen.«
    »Nun, ich habe immerhin ihren Bruder getötet«, gestand Caolle. Er schüttelte sein Haar aus, und Wassertropfen flogen in alle Richtungen, als wäre er ein Hund, der sich nach einem Bad ausgiebig schütteln mußte. »Unsere Vermutung war wohl begründet. Jeder Fahrer in dem Wagenzug wußte von Jaelot. Die Neuigkeiten werden sich nicht lange geheimhalten lassen.«
    Jieret hatte nichts anderes erwartet. Zu der Frau sagte er: »Du kannst dich frei bewegen, aber nur, wenn du meine Männer in Ruhe läßt.«
    Sie warf den Kopf zurück und ihre Blicke waren scharf wie Dolche. Vermutlich war sie davon überzeugt, vergewaltigt oder allein und ungeschützt in dieser Wildnis zurückgelassen zu werden. Beide Möglichkeiten schienen in Gesellschaft von Männern, die zugesehen hatten, wie jede Frau im Strakewald von den Städtern gnadenlos ermordet worden war, durchaus plausibel. Die Anzahl der Clanangehörigen war so weit geschrumpft, daß jedes Kind ein wahrer Segen wäre, ganz gleich, ob gestohlen oder gewaltsam gezeugt. Nur die hilflose Qual beim Gedanken an seine Mutter und seine Schwestern, die Opfer grausamster Brutalität geworden waren, hielt Jieret auf der Seite moralischen Anstands aufrecht. Er streckte die Hand aus, ergriff Caolles tropfnassen Ärmel und zog ihn aus dem Tal hinaus.
    Kaum waren sie außer Hörweite der Gefangenen, sagte er: »Einer von uns muß Arithon suchen.«
    »Und wie soll das vonstatten gehen?« Caolle wischte sich einen Tropfen Feuchtigkeit vom Kinn und zuckte zusammen, als die kleinen Kratzer auf seiner Haut zu brennen begannen. Nach dem Zustand seiner Handgelenke zu urteilen, hatte die Frau nicht nur gekratzt, sondern auch meisterhaft zugebissen. Caolle, der es nicht gewohnt war, in peinlichen Situationen ertappt zu werden, ließ die Schultern hängen wie ein Bär und stürzte sich ergrimmt auf seinen Einwand. »Nach der Katastrophe, die unser Gebieter in Jaelot entfesselt hat, hat der Statthalter unzählige bewaffnete Patrouillen ausgesandt. Weder sie noch ihre Kopfjägermeuten mit ihren Treibern und den dreiundzwanzig Hundekoppeln konnten auch nur ein königliches Haar ausfindig machen.«
    Zu abgehärtet, nicht zu wissen, welche Mittel notwendig gewesen sein mußten, diese Information zu erhalten, überging Jieret diesen Punkt fraglos. »Die gnädige Frau Maenalle, Dienerin von Tysan, hat um ein Treffen in einer kleinen Bucht im Golf von Stormwell gebeten. Da Sethvir von Althain es für angemessen hielt, ihre Anfrage weiterzuleiten, können wir davon ausgehen, daß ein Bote Arithons ebenfalls zugegen sein wird.«
    »Gut, dann laß mich gehen«, sagte Caolle, weitaus zu lebhaft für einen Mann, der gerade erst eine anstrengende Reise hinter sich gebracht hatte.
    Jieret bedachte ihn mit einem bösartigen Grinsen. »Keine Chance. Da du uns drei zusätzliche Mäuler angeschleppt hast, die wir satt bekommen müssen, darfst du hierbleiben und die Folgen ertragen. Die Tugend dieses armen Dings obliegt nun deiner Obhut. Ich werde schnell und unbelastet reiten müssen. Selbst mit Glück und gutem Wetter werde ich die Nordküste kaum vor Wintereinbruch erreichen können.«
    »Ath, Junge«, protestierte Caolle. »Mich kannst du doch besser entbehren.«
    »Nein.« Nicht minder entschlossen, als es sein Vater einst war, ließ Jieret sich nicht beirren. »Arithons Sicherheit ist unser beider Leben wert. Er ist alles, was den

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