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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schultern lastete.
     
    Die Sonne überzog die Berge, die sich nebelhaft am Horizont abzeichneten, mit grell orangefarbenem Licht. Regendurstige Erde zerbröckelte, und Staub wirbelte zwischen den ausgedorrten, gelben Grashalmen auf, die das hügelige Gelände in einem vergangenen Zeitalter mit einem hüfthohen grünen Teppich bedeckt hatten. Hatte einst das Gras des Weidelandes unter dem leichtfüßigen Tanz der Einhörner geraschelt, so erbebte der trockene Boden des Ödlands von Daon Ramon nun unter dem donnernden Hufschlag eines näherkommenden Reiters.
    Caolle hatte die Farlfelsen erreicht. Seine verspätete Ankunft trug wenig dazu bei, Jierets gereizte Stimmung zu lösen.
    Kaum erfuhr er auf dem Megalithen, den er zum Zwecke einer besseren Aussicht erklettert hatte, daß sein Kriegerhauptmann sich näherte, da fluchte er schon in den wolkenlosen Himmel hinein. »Bei Dharkaron, der hat Nerven, einfach anzunehmen, daß wir immer noch hier lagern.«
    Staubtrockene Flechten verwehten mit der Brise, als der Herzog des Nordens herabstieg, dem Mann gegenüberzutreten, der ihm die Nachricht von der Ankunft Caolles gebracht hatte. Es war einer der Kameraden, einer von vierzehn Knaben, die das Gemetzel im Strakewald überlebt hatten und gemeinsam mit ihm aufgewachsen waren.
    »Wir haben ihm doch ein Pferd gelassen«, zürnte Jieret, wütend, nun da sich seine Sorge als unbegründet erwies. »Im Sattel hätte er uns bereits vor drei Tagen erreichen müssen.«
    »Nun, er ist nicht allein.« Blond und unbeschwert streckte sich der Kamerad, der ihm diesen Leckerbissen dargeboten hatte, und sein poliertes Schwert glänzte in der Sonne, während die Eisenbeschläge seiner Rüstung zu stumpf waren, das Licht zu reflektieren.
    Mit einem leisen Knurren biß Jieret die Zähne zusammen. Streitlustig schritt er den grasbewachsenen Hügel hinab in die Schatten des Tales, in dem seine Männer drei Tage und Nächte auf dem harten Stein geschlafen hatten, ohne auch nur ein Feuer zu entzünden. Wenn auch keiner von ihnen einen paravianischen Geist erblickt hatte, so kündete dieser Ort dennoch von einer Präsenz, die sich tief ins Herz bohrte und einen Mann sentimental und voller Sorgen zurückließ.
    Das Pferd, das gerade erst angekommen war, stand ein wenig entfernt von den anderen. Durch das Netzwerk dürrer, verkrüppelter Erlen hindurch sah Jieret das Tier, dessen Zügel zu einer Führungsleine geknotet worden waren und auf dessen Rücken ein Reiter hockte, der zu schmal war, um sein Kriegerhauptmann zu sein.
    »Mögen die Dämonen über uns kommen, ich habe es mir doch gedacht!« schrie er, ehe er den Hügel förmlich hinunterflog. Wohlwissend, daß sich sein Zorn nur verstärken würde, würde er zögern, hastete er direkt durch die jungen Triebe der Bäume hindurch, ohne auch nur einen von ihnen zu brechen.
    Sein Kriegerhauptmann hatte ihn dennoch gehört. Müde genug, die Schultern hängenzulassen, saugte er einen Mund voll Wasser aus seinem Schlauch und spuckte es sogleich wieder aus, um seine Zunge vom Staub zu befreien. »Sie hat zwei Bälger.«
    Knietief im halbverdorrten Gras, umgeben von einem wilden Schwarm Schnabelkerfe, blieb Jieret stehen.
    Ein Blick auf Caolles angestrengt steife Haltung, und der letzte Rest seines Zorns verebbte. »Ich dachte, in diesem Wagenzug wären nur Männer unterwegs gewesen.«
    Der Kriegerhauptmann grunzte nur, hob seinen Wasserschlauch und entleerte ihn über seinem Kopf. Kleine Rinnsale verfärbten das Haar, das die Farbe von geschliffenem Eisen hatte, dunkel und liefen langsam über die Furchen in dem Gesicht herab, das in diesem Augenblick einen gehetzten Eindruck machte.
    Seine Augen, glanzlos wie Kohlestücke, blickten Jieret offen an. In all den Jahren seit der Tragödie vom Strakewald hatte niemand ihn mit jenem Tag konfrontiert, an dem sein Wort Arithons Flehen überstimmt hatte, die Kinder des Clans von dem schicksalhaften Ufer des Tal Quorin fernzuhalten. Seit jener Schlacht, die das sommerliche Moos mit dem Blut der nächsten Generation getränkt hatte, war Caolle der letzte, der vergessen würde, welche Folgen seine persönliche Fehleinschätzung nach sich gezogen hatte. »Sie haben sich in aufgerollten Teppichen versteckt, aber sei unbesorgt, ich habe dafür gesorgt, daß sie die Toten nicht zu Gesicht bekommen.«
    Jieret schloß die Augen und fand irgendwie die Kraft, seine Zunge im Zaum zu halten, während noch mehr Insekten, aufgeschreckt durch Caolles Wäsche, in holprigem

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