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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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hinzu: »Das kann nicht Euer Ernst sein.«
    Arithon leitete seinen Wallach im Schrittempo wieder zur Straße zurück.
    »Ich verstehe nicht, was Atemnot in rotem Samt mit dem Ausspionieren einer schwer bewachten Festung zu tun hat«, brachte Dakar mühevoll hervor, während sein Pferd den Kopf senkte, um zu einem erneuten Bocken auszuholen. »Man kann graue Haare bekommen, während man darauf wartet, daß Ihr eine einfache Frage beantwortet.«
    »Du mußt als Händler auftreten«, entgegnete Arithon nebulös genug, selbst die Geduld eines Felsens zu überfordern. »Hast du die Gerüchte nicht gehört? Parrien s’Brydion braucht ein Brautgeschenk, um einer Dame den Gedanken schmackhaft zu machen, in ein Kriegslager einzuheiraten.«
    Dakar blinzelte, überdachte die Information, und ahnte, gleichsam als hätte ihn ein Windstoß mit Gewalt in die Leibesmitte getroffen, daß sich hinter dieser Aussage ein Plan von weit größerem Umfang verbergen mußte. »O nein!« Gepeinigt nieste er, um sich von dem staubigen Geruch des Heus zu befreien. »Nicht Eure Kronjuwelen. Ihr könnt nicht ernsthaft vorhaben, dem Bruder des Herzogs die Smaragde von Rathain zu verkaufen.«
    »Nun, ich glaube kaum, daß die s’Brydions ihre Zeit mit Fälschungen vergeuden würden«, entgegnete Arithon sachlich. »Da wir keine Zeit haben, uns ein anderes Vorspiel einfallen zu lassen, müssen es eben die Juwelen tun.«
    Dies war gewiß nicht der geeignete Augenblick, Arithon die Information zu kredenzen, nach deren Enthüllung er mit größter Wahrscheinlichkeit angelte: daß für die Belange der Bruderschaft die Kronjuwelen von Rathain weit mehr als nur sentimentalen Wert besaßen. Diese Smaragde bestanden tatsächlich aus einem ganzen Satz machtvoller Kraftsteine, deren geheimnisvolle Eigenschaften für zukünftige Generationen bewahrt werden mußten. Umsichtig ob der Macht und Lehre, über die Arithon bereits verfügte, hatten die Zauberer die Steine eifrig mit Schutzbannen belegt, um ihre Geheimnisse vor dem Prinzen zu bewahren.
    Erneut fluchte Dakar über die heiklen Schwierigkeiten, die seine Pläne begleiteten, während der Schweiß in Strömen über seinen Rücken rann. »Ihr habt keinen Sinn für das Vermächtnis, das Ihr mit Eurem Plan aufs Spiel setzt. Nicht einer von diesen Steinen kann jemals ersetzt werden.«
    »Dann solltest du sie teuer verkaufen.« Arithon trieb sein Roß zu einem forschen Galopp.
    Während Dakar in stiller Furcht schmorte und mit Zügeln und Absätzen darum kämpfte, sein halsstarriges Pferd im Zaum zu halten, begrüßte der Herr der Schatten den Morgen so feurig wie unbekümmert, ein flottes Lied auf den Lippen.

 
Kettenfaden – Schußfaden
     
    Im Herbst, inmitten der Stadt Etarra, erträgt ein Kopfjäger in gereizter Stille die samtenen Kleider, die, erforderlich anläßlich eines Staatsempfangs, ein trauriger Ersatz für Waffen und Kettenhemd sind; indes trampelt der Lordgouverneur, dessen Spitzenkragen unter seinem Doppelkinn zerknittert, wie ein Ochse über die kostspieligen Teppiche und beklagt sich heftig: »Woher soll ich denn wissen, warum die Kuriere aus dem Osten sich verspäten? Es könnte am Wetter liegen. Es könnte an der Luft liegen. Aber vermutlich liegt es an den barbarischen Plünderern, und es obliegt doch wohl den Pflichten deines Hauptmanns, sich um derlei Dinge zu kümmern …«
     
    Abend verdunkelt das Rockfelltal, und wenn auch der Frost wie in jeder Herbstnacht das Eichenlaub mit Reif überzieht, rühren Fuchs, Luchs und der nachtaktive Hase sich nicht aus ihren Höhlen; denn der Gipfel des Berges, der über dem Tal aufragt, liegt unter einem unheimlichen Schimmer magischer Mächte, als die Zauberer Asandir und Luhaine sich an die Arbeit machen, die Schutzbanne zu reparieren, die Desh-Thiere gefangenhalten …
     
    In der Zitadelle zu Alestron teilt ein Hauptmann mit sandfarbenem Haar seine Männer ein, die Festungsanlage zu bewachen, in der sich die herzogliche Waffenkammer befindet; derweil schiebt in der großen Halle der stämmige Herzog die Schnauze seiner bevorzugten Bulldogge von seinem Knie und ruft nach seinen Brüdern, sie mögen dem fetten Händler den Zutritt gestatten, der am Tag zuvor gekommen war, mit seinen Smaragden hausieren zu gehen …

 
GLOSSAR
     
    ADRUIN – Küstenstadt in Ost-Halla, Melhalla. Einer von zwei Orten an der Mündung eines schmalen Meeresarmes, die sich in einem schwelenden Konflikt mit den Brüdern s’Brydion aus Alestron befinden, im dem es

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