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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Geschäft? Ihr solltet Euch schnell entscheiden, denn unser zukünftiges Verhältnis hängt davon ab, wie zuverlässig Ihr Euer Wort haltet, weil meine eigenen Pläne sich geändert haben.«
    »So plötzlich?« Sarkasmus vertrieb ihre feindselige Haltung. »Nun hast du mich durch meine eigene Neugier geschlagen. Erreichst du mit deinem zungenfertigen Verhandlungsgeschick immer so einfach, was du willst?« Der Schlüssel hatte die ganze Zeit über in ihrer Hand gelegen. Neugierig zu erfahren, ob seine Reflexe scharf genug waren, ihn nicht in die See fallenzulassen, warf sie ihn mit aller Kraft.
    Gezwungen, zuzuschnappen wie ein halbverhungerter Wolf, gelang es Arithon gerade noch, ihn zu fangen. »Das war einfach?« Er lehnte sich zurück, öffnete das Schloß und betrachtete ein wenig verärgert sein Fußgelenk, das von der Schelle wundgescheuert war. »Ath behüte! Laßt mich nur nicht hören, was Ihr für hart haltet. Besonders, da ich den Drachen brauche, um meine Schätze ohne mich aus dem Norden zu holen.«
    Dhirken errötete. Vor der versammelten gaffenden Mannschaft sprachlos vor Staunen, schlug sie beide Hände vor das Gesicht. Als Arithon ihr die Freundlichkeit erwies, nicht zu lachen, wandte sie sich ruckartig ab, um eine Unsicherheit zu verbergen, die ihr so unangenehm war, daß sie lieber gestorben wäre, als irgend jemanden daran teilhaben zu lassen. »Das nenne ich Vertrauen. Vielleicht weit mehr, als ich verdiene.«
    Arithon erhob sich. »Das aber werde ich entscheiden müssen.«
    Wiewohl sie sich seiner Freiheit lebhaft bewußt war, als würde ein Feuer hinter ihrem Rücken brennen, hielt Dhirken ihr Gesicht weiterhin abgewandt. Nur ihre angespannten Muskeln und ihr eiserner Wille verhinderten ein Zittern, als sie, ohne ihn anzusehen, auf ihn zutrat, ihre Hand in seine zarten Finger führte und den Schlüssel wieder an sich nahm. Die Tatsache, daß ihre schweißnasse Haut trotz der Hitze eiskalt war, konnte seiner Aufmerksamkeit kaum entgangen sein. Eingekreist von alten Ängsten, die hervorzulocken sie ihm niemals die Möglichkeit bieten durfte, trat sie zurück, um ihre Haltung frostiger Distanziertheit wieder aufzubauen. »Du könntest alles verlieren.«
    »Ich habe schon zweimal alles verloren«, sagte Arithon, und seine vorangegangene Unbekümmertheit schien der lebendige Beweis seiner Worte zu sein.
    Plötzlich schien das Deck zu klein zu sein; oder seine Anwesenheit gleich neben ihr nahm zuviel Raum ein. Sie wirbelte herum, sich zu entfernen, die Faust mit dem Schlüssel so fest gespannt, daß die Knöchel weiß hervortraten, während sie den anderen Arm erhoben hatte, um Fragen abzuwehren.
    Arithons Berührung hielt sie zurück, ein Hauch an ihrer Wange, ausgeführt, ohne nachzudenken, nur ein Ausdruck tiefempfundener Sympathie.
    Unwillkürlich zuckte sie einen halben Schritt zurück, und das erwachende Verständnis hinter seinem festen Blick erschreckte beide. »Ach, die Dämonen sollen deine verdammte Bardengabe holen«, schnappte Dhirken, während die Furcht vor seinem Geschlecht und seiner erotischen Anziehungskraft wie Feuer in ihren Adern brannte und ihre Worte zu einem klirrenden, mühsamen Flüstern verkamen.
    Die Gerüchte handelten sie als Mörderin, die den Schurken ausgeweidet hatte, der ihr das ererbte Schiff hatte stehlen wollen; doch die schmutzige Wahrheit war weitaus schrecklicher. Als Leidtragende, die eine vernichtende Lektion über das Überleben erhalten hatte, konnte sie keines Mannes Mitgefühl gebrauchen.
    Mochte die geheime Scham, die nun durch reine Empathie in Gefahr war, genug Schmerz beinhalten, sie zu zerstören, war doch auch Arithon keineswegs unversehrt. Geblendet von der Macht eines Meisterbarden, die er erst zu kurz sein eigen nannte, sie zu steuern, verlor er die Kontrolle über all die sorgfältig angelegten Ausflüchte. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte Dhirken ihm direkt ins Herz, und sie sah weit mehr, als ihr lieb war.
    Welche Rolle er auch bei der Schlacht im Strakewald gespielt haben mochte, trug er doch die Narben eines noch vernichtenderen Verlustes. Er hatte überlebt, was nicht zu schlichten war. Darum würde er ihre Schwäche gewiß nicht schmähen; zu groß war sein Herz, sie zu seinem Vorteil auszunutzen.
    Einen verdächtigen Glanz in den Augen, die Kehle gleichsam zugeschnürt im Angesicht der Schmach, mußte sie ihre neugierige Mannschaft verscheuchen. Dhirken verfluchte sein selbstloses Schweigen, das ihre Unabhängigkeit unberührt

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