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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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auf den Beinen sein mochte, an einem Frauenkörper fanden seine Finger stets ihren Weg.
    Das Weibsbild reagierte mit einem empörten Zischen. Mit einem Stoß beförderte sie den Wahnsinnigen Propheten rückwärts auf die ungepolsterten Holzbohlen der Sitzbank. Pfeifend entwich die Luft seinen Lungen, und er machte sich gelangweilt erneut daran, seinen massigen Leib wieder aufzurichten.
    »Du sollst dir auf dem Eis die Knochen brechen«, schnappte die Magd. Sie riß das Tablett wieder an sich, was die billigen Tonkrüge mit einem entrüsteten Klappern quittierten. »Wenn du zurückkommst, wird die Tür verschlossen sein, und ich wünsche dir, daß du dir die Eier abfrierst.«
    Dakar litt zu sehr, als daß er ihr noch eine würdige Revanche liefern konnte. Also stemmte er seinen Bauch hinter dem Tisch hervor und bahnte sich schwankend einen Weg zur Tür. Als er die Gruppe neben dem Kamin passierte, begleiteten erneut beifällige Rufe den Flug eines Pfeiles. Der Eseltreiber hatte wieder einmal ins Schwarze getroffen.
    »Soll ich doch nach Sithaer verdammt sein«, rief der Gerber, rot wie eine Runkelrübe vor lauter Zorn. »Du bist genauso hinterhältig wie dieser Schattenmeister!«
    Dakar wandte sich schwankend um, wobei er gegen den Türpfosten knallte. »Kaum«, belehrte er jeden, der weise genug war, ihm zu lauschen. »Jener ist nicht der Mann, der sich mit harmlosen Spielen zufriedengibt. Seine Tücke treibt seine Opfer zur Raserei. Sie ist geschaffen, Feinde zu töten.«
    Doch des Wahnsinnigen Propheten lehrreiche Worte wurden lediglich durch die Warnung eines anderen Mannes beantwortet: »Sprecht seinen Namen nicht aus! Wollt ihr ihn etwa herbeirufen und Unglück über uns alle bringen? Zauberer hören es, wenn man ihre Namen ausspricht, und ich habe gehört, in Deshir soll es ein abgebranntes Gebiet geben, auf dem die Gebeine der Soldaten liegen und das nie wieder grüne Bäume hervorbringen wird.«
    Gerade wollte Dakar sich umdrehen, um dem Mann zu widersprechen, da gab die Türklinke unter seiner Hand nach. Die Tür, an die er sich gelehnt hatte, schwang plötzlich weit auf, und Dakar stürzte stolpernd hinaus. Der schmerzliche Schock der Berührung ließ ihn auf jaulen, als seine beiden Füße bis zu den Knöcheln in grauem Schlamm versanken. Keine Stiefel, erinnerte er sich. Wieder hineinzugehen, um sie zu suchen, erschien ihm der Mühe dennoch nicht wert, war seine Hose doch so oder so bereits naß.
    Der Boden im Hof der Taverne war mit einer gleichmäßigen Eisschicht überzogen, die keine Spuren von Wagenrädern aufwies. Wenn es nicht gerade von Osten her stürmte, verirrten sich Reisende auf der Straße von Eltair nur selten auf die Nebenroute, die durch die Gebirgsausläufer führte. Bedrängt von der steifen Brise, die direkt von den Gipfeln der Skyshielberge herabwehte und das Schild an der Baracke des Böttchers klappernd in Schwingung versetzte, überdies gepeinigt von dem niedergehenden Schneeregen, rutschte Dakar schwankend seinem Ziel entgegen. Er kollidierte mit einem Stapel Feuerholz und einem Wassertrog und stellte fluchend fest, daß Bergdörfer wahrhaft zu unzivilisierte Orte waren, um sich mit den bösartigen Folgeerscheinungen gebrauten Hopfens abzuplagen.
    Nur knapp ernstlichen Erfrierungen entronnen, ging er wirren Kopfes mit von der feuchten Luft gekräuselten Haaren zurück zur Tavernentür. Er hatte so lange in dem Waschraum Zuflucht gesucht, bis die Kälte ihn beinahe umgebracht hätte. Nun bereitete er sich darauf vor zu flehen, sollte das Barmädchen noch immer erbost sein. Aber die Tür war nicht verschlossen. Erfüllt von tiefster Erleichterung und so verstohlen, wie es sein Zittern nur erlaubte, schob er sich in den Gastraum hinein.
    Niemand nahm Notiz von ihm.
    Wegen des Aufruhrs, den ein neuer Gast heraufbeschworen hatte, war die Tür offengeblieben. Nun saß der schlanke, ältere Herr, heftig umsorgt, neben dem Kamin. Der Wirt war höchstpersönlich aus seinen Privaträumen herausgekrochen, sich um diesen Gast zu kümmern, und selbst das übellaunige Barmädchen war mit Begeisterung dabei, eilig neue Kerzen zu entzünden, um den Gastraum freundlicher zu gestalten.
    Vermutlich ein reicher Mann, der sich im Sturm verirrt hatte und hier gelandet war, dachte Dakar zunächst, bis ihm bewußt wurde, daß sogar die Pfeilewerfer in stummer Ehrfurcht herumstanden, ohne ihren Münzen auf dem Tisch noch irgendwelche Beachtung zu schenken.
    »Mögen mich die Dämonen holen. Ich hätte nie

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