Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
Männer, die sich in der besten Ecke des Raumes ausbreiteten, angeführt von einem bärbeißigen, von Schwertwunden gezeichneten Hauptmann, der eine Platte mit geröstetem Truthahn vernichtete und eine Pfeife rauchte, bis die Luft um ihn herum von stinkendem Qualm erfüllt war. Noch immer in Kettenhemden und rostverschmutzten Tuniken, tranken und spielten die Soldaten, während Dakar sie mit Begeisterung anfeuerte.
Zwischen klirrender Ausrüstung, klappernden Würfeln, verbissenen Flüchen, sarkastischen Verunglimpfungen und dröhnendem Gelächter kam es zu dem unvermeidlichen Austausch von Neuigkeiten.
»Ihr kommt von Norden«, bellte der Hauptmann quer durch den Raum Medlir zu. Kurz unterbrach er sich, um seine Zähne von Knorpeln zu befreien. »Was habt Ihr gehört? Wir sind unterwegs nach Etarra. An den Häfen heißt es, der Prinz des Westens würde Schwertkämpfer für sein Gefolge anheuern.«
Medlir zuckte nur freundlich mit den Schultern, während seine Hände träge mit den Saiten spielten. »Warum sollte er das tun? Der Rat der Stadt sorgt doch gut für ihn. Das letzte, was ich gehört habe, war, daß er der schönen Schwester des Garnisonskommandanten noch lange nicht überdrüssig sei.«
Wie ein Bär beugte sich der Söldnerhauptmann vor. Durch seine Vorderzähne, zwischen denen Zahnstocher und Pfeife klemmten, sagte er: »Der Mann, den die Kopfjäger ausgeschickt haben, Rekruten zu werben, sagte, Prinz Lysaer besäße eine Besitzurkunde für die Ländereien von Avenor, ausgestellt vom Gouverneur von Korias.«
Der silbrige Klang der Noten veränderte sich, wurde dünner, heller, irgendwie spröder. »Wenn das stimmen sollte, so kann die Urkunde kaum echt sein.«
Niemand nahm an dieser Bemerkung Anstoß. Atheras Meisterbarde war ein Hüter der Tradition, der oft in Fragen des Rechts zu Rate gezogen wurde. Als sein gewählter Nachfolger mußte Medlir auf den Tag hinarbeiten, an dem der Titel ihm zufallen würde.
»Pah, Schwerter werden diese Frage entscheiden, nicht Papier.« Der Söldnerhauptmann schleuderte den Zahnstocher fort und nahm die Pfeife aus dem Mund, die eine Weile geglimmt hatte, ehe sie erloschen war. »Wenn wir dort für eine Stellung im Winter bezahlt werden können, wären wir Narren, nicht hinzugehen und uns einmal umzuschauen. Schlimmstenfalls müssen wir den Winter in Etarra verbringen, ehe wir uns für die nächsten Feldzüge bei Pesquil verdingen können.«
»Nun, dann wünsche ich Euch viel Glück«, sagte Medlir mit einem leisen Lachen. »Avenor ist eine Ruine. Eine dieser alten Stätten, der sich die Menschen wegen des Spuks nicht zu nähern wagen. Da mag schon Geld auf Euch warten, falls es Euch gefällt, Euch als Maurer zu verdingen.«
»Seid Ihr dort gewesen?« Der Söldnerhauptmann starrte den Minnesänger durch die züngelnde Flamme seines Feuerholzes hindurch an.
»Nein.« Medlir spielte eine muntere Gigue, deren Takt er mit dem Fuß mitschlug, und seine Augen funkelten auf eine Weise, die nicht zu seiner vorherigen Stimmung passen wollte. »Möge Ath dafür Sorge tragen, daß ich diesen Ort niemals sehen werde.«
Am folgenden Tag zog die Dämmerung grau, dunstig und regnerisch herauf, und von der Küste wehte ein kalter Ostwind herüber. In der niedrigen Küstenregion schlug der Winter nur mäßig zu. Milde Luft, die von Norden über die Meeresströmungen herangeführt wurde, sorgte vereinzelt sogar für recht warme Tage. Vor Jaelot war die Straße nur noch ein schlammiger Pfad, durch den sich Wagenräder saugend und schmatzend ihren Weg bahnten, während hier und da eingesunkener Schotter unter ihnen knirschte. Medlir ging neben dem Kopf des Ponys und hielt die Zügel ruhig in der Hand, während das Tier sich mühevoll Wegstunde um Wegstunde über den rutschigen Grund vorankämpfte. Halliron saß auf dem Kutschbock, eingewickelt in fadenscheinige Decken, und sah sehr müde aus.
»Ich verspüre nicht den mindesten Wunsch, in Jaelot Station zu machen«, meinte er ungewohnt nörgelig. »Die Stadt ist ein Sündenpfuhl der Geschmacklosigkeit. Ich will nicht, daß du hier dein Talent vergeudest.«
»Das ist doch immerhin einmal etwas anderes.« Medlir führte das Pony samt Wagen an den Straßenrand, um einen Wagenzug mit Südfrüchten und Seidenballen auf seinem beschwerlichen Weg passieren zu lassen. Über die Rufe der Wagenlenker hinweg sagte er: »Ich erinnere mich, vor nicht langer Zeit ganz andere Töne von dir vernommen zu haben. Da meintest du, mein
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