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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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hervor, als er sagte: »Das mag der Herr des Schicksals wissen! Auf jeden Fall ist Arithon ein rachsüchtiger Bastard mit einer selbstgerechten Abneigung gegen Schnaps und Frauen und alles, was Freude macht. Lieber würde ich mit Dharkaron, dem Racheengel, trinken als mit ihm.«
    »Aha«, sagte Medlir lächelnd. Er schlug die Augen auf, und seine Iris leuchtete im schwächer werdendem Feuerschein auf. »Wenn Ihr fürchtet, Asandir könnte Euch erwischen, warum begleitet Ihr uns dann nicht einfach? Wir reisen in bequemen Etappen durch die Ebenen und hinunter in den Süden nach Shand.« Er erhob sich, streckte sich und stellte die halbgelehrte Flasche in geselliger Manier neben Dakars linkes Knie. »Die Kälte setzt Hallirons Fingern zu, und zu viele Stunden des Spiels gehen über seine Kräfte. Wir bleiben nur selten länger in einer Taverne, aber als unser Gast würdet Ihr nicht nur Bier, sondern auch die meisten anderen Bequemlichkeiten, die Ihr Euch wünschen mögt, umsonst bekommen.«
    »Oh, welch Wonne!« Dakar lachte, leerte seinen Kelch und leckte sich die Tropfen süßen Nasses von seinen Schnurrbarthaaren. »Die Glücksgöttin selbst hat mich geküßt.« Seinen Dank lallend hob er die Karaffe und schenkte sich nach. Er kostete den Branntwein so lange aus, bis er unter der Bank zu einem reglosen Häufchen zusammenbrach.
     
    Mit schmerzendem Kopf und einer Zunge, die sich anfühlte, als wäre sie in alte Felle gewickelt, erwachte der Wahnsinnige Prophet. Wenn die Glücksgöttin ihn in der Nacht auch geküßt haben mochte, so hatte es ihr anschließend wohl gefallen, ihm des Morgens auf dem Kopf herumzutrampeln. Pfirsichbranntwein verursachte einen Kater, der sich mit den schlimmsten Qualen Sithaers messen konnte. Er hätte sich nicht schlechter fühlen können, hätte ihm jemand ein paar Schermesser bis zum Heft in beide Augen gerammt.
    Sein Unbehagen wurde nicht gerade gelindert durch die Tatsache, daß er, eingezwängt zwischen allerlei Gepäckbündeln, in einem niedrigen, holpernden Beförderungsmittel hockte, das derzeit gerade bergab rollte. Kies und Schotter spritzten rasselnd unter eisenbeschlagenen Rädern davon, die genug Lärm machten, es mit einem Mühlrad aufzunehmen. Irgend etwas Hartes bohrte sich in seine Rippen, während der Wind, der nach Fichten und frischem Eis roch, ihm erbärmliche Kälteschauer über den Leib trieb. Dakar stöhnte jämmerlich.
    »Oh, deine Neuerwerbung ist doch noch am Leben«, stellte jemand vergnügt fest. »Sollen wir eine Pause machen und ihm ein Frühstück anbieten? Aber vielleicht solltest du ihn erst einmal fragen, ob er pinkeln muß.«
    Dakar riß gewaltsam die verklebten Augen auf. Ächzend nahm er den Anblick der von immergrünen Bäumen und Sträuchern begrenzten Serpentinenstraße zur Kenntnis. Sofort legte er seinen Kopf zurück, nur um seinem Nacken die schmerzhafte Bekanntschaft mit einer flachen Pfanne zu gewähren. Verführt von Medlirs süßer Zunge und unvorsichtigem Alkoholkonsum, lag er in Hallirons Ponywagen. In einer Taverne im Hinterland ohne Geld gestrandet zu sein, erwies sich nun im nachhinein als durchaus lohnend.
    Der Branntwein hatte ihm böse Träume beschert.
    Durch den Schlaf gehetzt von einem Mann mit einer flinken Zunge, grünen Augen, schwarzem Haar und den scharfen Zügen des königlichen Geschlechtes derer zu s’Ffalenn, fragte sich der Wahnsinnige Prophet verwundert, was seinen Geist getrieben haben mochte, ihn mit seinen Erinnerungen an den Herrn der Schatten zu piesacken. Ruckartig blieb der Ponykarren stehen, was seine Gedanken ebenfalls zu einem Stillstand zwang. Jemand, der zwar nicht viel größer, aber doch entschieden umgänglicher als seine Nemesis war, fragte: »Müßt Ihr Pipi?«
    Dakar rieb sich den Schlaf aus den Augen. Medlir beugte sich über den Rand des Wagens und betrachtete ihn mit seinen trüben, graubraunen Augen, ein mitfühlendes Lächeln auf den Lippen. »Ich nehme an, Ihr fühlt Euch nicht sehr wohl. Wer hätte auch gedacht, daß Ihr den Heldenmut besitzt, die Karaffe bis auf den letzten Tropfen zu leeren.«
    »Wenn da noch eine zweite gewesen wäre, dann hätte ich sie ebensogut auch noch leeren können. Ihr würdet das auch tun, wenn Ihr den Mann kennen würdet, den ich beschützen soll«, fügte Dakar dann mit dumpfem Trotz hinzu. »Aber da Ihr mich fragt, die Büsche sind gewiß eine sehr gute Idee.«
    Medlir öffnete die hintere Klappe, deren Befestigungen, Bretter und Angeln gemeinsam einen

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