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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Herumfingern wäre so unbeholfen, daß es selbst den größten Stümper beschämen müßte, von einem Publikum ganz zu schweigen.«
    »Ja, das war damals.« Halliron wischte sich die triefende Nase ab. »Und du hast immer noch eine Menge zu lernen.«
    Ausrüstung und Zaumzeug klirrten, während Wagenführer ihre Peitschen knallen ließen, um ihre Ochsengespanne davon abzuhalten, in die Spuren der Pferde zu treten und sich die Beine zu brechen. Inzwischen behielt Medlir Dakar scharf im Auge. Er thronte auf einem knochigen, braunen Wallach, den er beim Würfelspiel mit den Söldnern gewonnen hatte. Die Kreatur, die es eher gewohnt war, Gepäckriemen zu tragen, an denen Töpfe und allerlei Gerät befestigt waren, als sich mit Sattel und Reiter abzuplagen, schielte, hatte knotige Kniegelenke und einen ebenso haarlosen Schwanz wie eine Ratte. Das Pony war gut beraten, dem Tier argwöhnisch zu begegnen. Eher eine Strafe als ein zuverlässiges Transportmittel, veränderte der Braune sein Verhalten wie ein Wetterhahn die Richtung, wechselte bei jedem Umschwung zwischen freundlichem und bösartigem Gebaren hin und her.
    Seine kurzen Schenkel taten ein Übriges, Dakars so oder so stümperhafte Reiterei zu erschweren, mußte er sich doch abplagen wie ein Ringkämpfer, um den aufgeblähten Bauch seines Reittieres zu umspannen. Während er zusah, wie das unbeholfene Paar mitten durch die Packpferde und Rollwagen schwankte, die Zügel locker und den Hufschlag stets von dem empörten Schwung dieses lächerlichen, nackten Schweifes begleitet, hatte Medlir Mühe, nicht zu kichern.
    Halliron sah aus, als wäre er in Gefahr, seine Lippen abzubeißen, bis er sich schließlich darauf besann, sein Amüsement hinter seinen Decken zu verbergen.
    Das letzte beladene Maultier des Zuges ging an ihnen vorbei, während der Wallach mal links, mal rechts herum schwenkte, als litte er unter Zweifeln, für welche Richtung er sich entscheiden sollte. Dakar versetzte ihm mit den Enden der angezogenen Zügel einen derben Hieb auf den Rumpf, der besser zu einer Gans gepaßt hätte, doch das Ergebnis war verheerend. Der schmale, knochige Kopf auf dem gedrungenen Nacken ruckte herum, und das Tier starrte mit einem vollkommen fassungslosen Blick auf die Stelle, an der es das Leder getroffen hatte.
    Medlir schloß die Augen, um die Lachtränen zurückzuhalten.
    »Was ist hier so lustig?« heulte Dakar. Mit den Absätzen trat er dem Tier in die fleischlosen Rippen und ruderte so lange mit den Ellbogen, bis es ein paar Schritte voranschlenderte, die jedoch in keiner Weise irgendeiner Gangart ähnlich waren. Medlir keuchte heftig in die nasse Mähne des Ponys, ehe er sein Kinn unter seinem Schal vergrub und stur geradeaus starrte. »Aber nein«, sagte er und umfaßte mit mannhaftem Bestreben seinen Leib. »Niemand lacht hier. Halliron hat einen furchtbaren Husten. Möglicherweise habe ich mich angesteckt.«
    Dakars Entgegnung löste sich in wilden Flüchen auf, als das ausgelassene Scheuen des Wallachs die gesamte Breite der Straße beanspruchte. Mit starrer Miene führte Medlir das Pony von seinem Warteplatz in einem Klettengebüsch fort, während Halliron sich schnaubend die tränenden Augen wischte. »Ath, jetzt habe ich Bauchschmerzen.«
    Spät kam die Sonne heraus und tauchte den Nebel in goldene Farbe, als sie ihre Reise fortsetzten. Möwenschwärme hoben sich in die Lüfte und flogen mit der Seebrise über das flache Land. Zu ihrer Rechten hingegen wechselten Berge und Täler mit steilen Hängen einander ab, bewachsen mit immergrünen Pflanzen, manche von Bächen und Wasserfällen gespeist, andere durchbrochen von kleinen, tiefen Seen, die wie poliertes Mondgestein glänzten.
    Das Land war schön, aber verwildert. Die Ausläufer des Gebirges zeigten sich vernarbt von vergangenen Steinschlägen, und ihr Gefälle war zu steil, Pflanzen den nötigen Halt zu bieten. Unter dem klaren Himmel, der von transparentem Aquamarinblau war, schienen die Stürme so fern, die ohne jede Warnung von der Bucht aus hereinbrechen konnten und salzige Gischt gegen die Berghänge trieben. Bäume und Sträucher hatten manchen Zweig verloren, und die der See zugewandten Felsbrocken boten nicht einmal Flechten Halt. Die Unwetter zur Tagundnachtgleiche waren imstande, ganze Gehöfte in einer einzigen Nacht niederzureißen, und die Gebäude wurden häufig aus angespültem Strandgut und Planken untergegangener Schiffe wieder aufgebaut. Herbergen und Poststationen waren hier nur

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