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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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dünn gesät, und nicht eine befand sich innerhalb eines Tagesrittes von der nächsten befestigten Stadt.
    Als die Sonne hinter den Wipfeln verschwand und purpurne Schatten die Straße in ihren eisigen Griff nahmen, begann Halliron vor Kälte zu zittern. Seine Nase war leuchtendrot, seine Augen glänzten, und selbst die dicksten Decken vermochten ihm keine Erleichterung zu verschaffen. Medlir sagte nichts, doch er betrachtete seinen Meister voller Sorge, als sie eine Pause einlegten, um die Pferde zu tränken.
    Endlich seinem eigenen Elend unterlegen, kapitulierte Halliron. »Schon gut, in Ordnung. Wir werden in Jaelot rasten, damit du dich nicht mitten in der Wildnis um einen Invaliden sorgen mußt.«
    »Wieso sorgen?« Medlir zog die schlammverkrustete Decke über die Knie des Meisterbarden. »Wenn diese Städter wirklich einen so abscheulichen Geschmack haben, dann kann ich sie sicher mit den Balladen zufriedenstellen, die wir in der Hafenspelunke in Werpoint gehört haben.«
    Hallirons Erwiderung bestand aus einem erstickten Husten. Was auch immer er gedacht haben mochte, ging in Dakars Possen unter, der bereits zum zweiten Mal bei dem Versuch, wieder auf seinen braunen Wallach zu steigen, von demselben Steinbrocken herunterstürzte.
    »Ihr werdet Euch noch den Hals brechen, wenn Ihr so weitermacht«, rief Medlir, während er dabei war, den Packriemen des Ponys ein Loch enger zu schnallen.
    Schnaubend, mit rotem Gesicht und gewiß nicht in der Stimmung, sich mit der Kritik eines Mannes abzugeben, der nichts von dem schweren Los der Fettleibigkeit verstand, kletterte Dakar zurück auf den Felsbrocken. »Seit wann versteht Ihr denn etwas von Pferden?«
    »Vielleicht waren meine Eltern Nomaden«, sagte Medlir.
    »Hah!« Der Wahnsinnige Prophet balancierte gefährlich auf einem Bein. »Eher schon Füchse. Ihr drückt Euch ja geschickt darum, etwas über Euch selbst zu erzählen.«
    Ein oberflächliches Lächeln huschte über Medlirs Gesicht, während er gleichzeitig treuherzig die Augenbrauen hochzog. »Füchse beißen.«
    »Wunderbar. Ich weiß selbst, daß ich neugierig bin.« Er balancierte sein Gewicht aus, beugte sich vor, griff zu, und sein Roß tat einen holprigen halben Schritt vorwärts. Wie durch ein Wunder landete der Wahnsinnige Prophet trotzdem im Sattel, beide Hände in die Mähne des Tieres verkrallt, um nicht auf der anderen Seite wieder herunterzurutschen. Als das Tier sich schließlich bereitfand, mit dem Tänzeln aufzuhören, fügte er hinzu: »Die Gesellschaft von Feenhuf gefällt mir besser.«
    »Feenhuf? Der da?« Halliron streckte seine Nase unter der Decke hervor und fixierte mit zweifelndem Blick die Hufe, die so rund und eingekerbt wie eine Fleischplatte waren.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Dakar sichtlich verstimmt. »Der Name paßt doch gut zu ihm, findet Ihr nicht?«
    Schließlich, als die Schatten mit der grauen Dämmerung verschmolzen, die schon bald darauf von dem Nebel verschluckt wurde, der aus der Bucht heraufzog, setzten sie ihre Reise fort.
    Als sie endlich die Straßenbiegung vor den großen Toren Jaelots umrundeten, war es bereits dunkel. Die Stadt auf der schnabelförmigen Landzunge, die sich in die Bucht hinaus erstreckte, war von schwarzen Felsmauern umgeben. Fackeln brannten in eisernen Körben an achteckigen, schieferbedeckten Wehrtürmen, auf denen schauerliche Monster aus Stein thronten, die lauernd ihre widerwärtigen Zungen über den aus weißem Quarz gemeißelten Torpfosten ausstreckten. Auf den Pfosten prangten Wappen, die wilde Löwen darstellten, von denen ein jeder eine Schlange im Maul trug.
    »Häßlich.« Während verborgene Zinnstreifen, die zur Abwehr böser Geister gedacht waren, im Wind klimperten, betrachtete Halliron, mittlerweile quengelig vor Müdigkeit, voller Abscheu die Schnitzereien. »Die paravianischen Tore, die aus Achat gewesen sein sollen, und deren Gewicht so gut ausbalanciert war, das sie bei der leisesten Berührung aufschwangen, haben sie abgerissen.«
    »Das war eine Festung aus dem Zweiten Zeitalter?« fragte Medlir. »Wie erstaunlich, daß sie noch bewohnt ist.« Besänftigend hielt er das wilde Pony an, als die Torwache sie schroff anrief. Ohne den Kommentar seines Meisters mitanhören zu können, war Medlir gezwungen, zu antworten. »Wir sind Wandersleute, zwei Minnesänger und ein Freund. Wir hatten nicht die Absicht, hier zu halten, aber der alte Mann braucht dringend den Schutz einer Herberge.«
    »Dann wartet neben dem Tor.« Der

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