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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Straße nach Camris erreicht haben.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Mit einer scharfen, zornigen Bewegung brachte er die Herdplatte zum Schwanken, der kleine Beutel fiel um, und die Nüsse fielen in hohem Bogen in die Asche. »Du führst Reichtümer mit dir, eine Stadt zu gründen, und …«
    »Und was?« Lysaer streckte sich, küßte Taliths Wange und gab ihr Gelegenheit, sich zurückzuziehen, ehe die Debatte Kreise ziehen konnte, die den Herrn der Schatten mit einschlossen. Nun allein dem Tadel ihres Bruders ausgesetzt, zeigte sich Lysaer ungerührt. »Dies ist Tysan. Meine Ahnen haben dieses Reich regiert.«
    »Weswegen der Gouverneur von Erdane Befehl gegeben hat, dich zu ergreifen und zu vierteilen!« Sosehr er auch in seiner Samtkleidung schwitzte, ertrug er doch lieber dieses Unbehagen, als dem Bauernmädchen Gelegenheit zu wenig schmeichelhaften Vergleichen zu geben. »Die Fanatiker in seinem Rat werden Truppen schicken, deine Leibwache niederzumetzeln, ehe du in ihre Stadt ziehen kannst.«
    Vorwurfsvoll blickte Lysaer ihn an. »Das ist mein Volk, Diegan. Egal, was ich tun muß, um nach Erdane zu gelangen, und wenn meine Truppen Zuflucht unter Teppichen und hinter Windschutzwänden aus Tuch suchen müssen, die aus unserer besten Seide geschnitten wurden, ich werde dieses Land nicht so schnell bereisen, daß ich unterwegs nicht Kenntnis von den Belangen meines Reiches erhalte.«
    »Zu Sithaer mit deinen königlichen Prinzipien. Selbst mit einem Schwachsinnigen kann man besser diskutieren!« Lord Diegan erhob sich, und das Klirren seiner Sporen mischte sich mit dem Krachen der Nußschalen unter seinen Sohlen, als er am Feuer vorbeischritt, um seinen Zorn draußen weiter zu pflegen.
     
    Langsam zog der Troß die Küste hinauf in Richtung Dyshent, über Straßen, in denen die Holzfällerschlitten in der vergangenen Saison tiefe Furchen zurückgelassen hatten. Während dichter, schwarzer Rauch aus den Meilern zur Verkohlung der Buchenstämme über den Häusern hing, bezogen die Gardisten des Prinzen Quartier in Höfen, auf denen die Gerber ihre Lohe aufgestapelt hatten, oder sie schliefen zwischen den beladenen Wagen ihres Trosses, die inmitten großer Holzstapel abgestellt worden waren. Ohne den Handwerkern, die seinem Gefolge vor die Füße spuckten, die mindeste Beachtung zukommen zu lassen, besuchte Lysaer die Gildehäuser und die Stadtregenten. Gold verschaffte seinen Offizieren Unterkunft in Hütten, die der Lagerung wertvollen Holzes dienten, während seine wohlanständigen Manieren die Gemahlinnen der Ratsherren in seinen Bann schlugen. Diegan wartete nervös, während seine Offiziere auf ihren Schlaf verzichten mußten, um die Soldaten davon abzuhalten, Ärger zu provozieren; doch die tiefsitzende Abneigung gegen das königliche Blut Tysans führte wider Erwarten nicht zu Streitereien.
    Lysaer verabschiedete sich von dem Rat Dyshents und ritt voller Stolz seinem Troß voran.
    Noch immer nicht besänftigt, drängte Diegan sein Pferd, mit Lysaers Reittier Schritt zu halten. »Das hier ist nicht Isaer oder Erdane. Dort werden ein paar kostspielige Geschenke nicht ausreichen, den Menschen die Köpfe zu verdrehen.«
    Inzwischen waren die spitzen Dächer der Sägemühlen der Stadt außer Sichtweite. Vor ihnen erstreckten sich unzählige Wegstunden endloser Niederungen. Runde Hügel, bedeckt von dichtem Gestrüpp, bargen die Steinbrocken einer Ruine aus dem Zweiten Zeitalter, und grüne Ranken bitteren Weines erstickten die Überreste eingestürzter Bogengänge unter ihrem Laub. In dieser Gegend, in der des Nachts fahle Irrlichter im Nebel flackerten und die Geister längst verstorbener Paravianer umgehen sollten, begegneten sie keinem Stadtgeborenen. Im Sattel seines schlammverkrusteten Schlachtrosses zog Lysaer die Zügel an, während hinter ihm aufgeregte Rufe dem Wagenzug mit Verspätung zu halten befahlen.
    Aufrecht, eingehüllt in einen Kapuzenumhang, den er mit einer Saphirbrosche verschlossen hatte, wartete Lysaer, während der Nebel immer dichter wurde. »Bist du für oder gegen mich?« fragte er leise.
    Lord Diegan ignorierte die Kälte, die sich einen Weg entlang seiner Wirbelsäule bahnte. Er bemühte sich redlich, seinen Zorn nicht zu verlieren, dem Blick standzuhalten, der ihn gefangennahm und sein Herz durchbohrte. Als überfiele ihn ein plötzlicher Schmerz, übermannte ihn sein Gefühl und zwang ihn zur Wahrheit. »Ich fürchte um dich, mein Freund. Du bist der einzige Mensch in

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