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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Stadtmauer Jaelots steht der Mann, der Prinz und Flüchtling ist, der Herr der Schatten und Schüler des Meisterbarden, im eisigen Wind, der von der See herüberweht, und er sendet eine Anfrage an Sethvir, den Zauberer der Bruderschaft und Hüter des Althainturmes; und seine Botschaft steht nicht in Tinte auf Pergament, er schreibt sie in seinem eigenen Blut auf einen Schieferstein, trocknet sie über lebendigen Flammen und wirft sie in die heranrollenden Wellen der Flut …

 
3
SCHANDE
     
    Als spontanes Geschenk des Lordgouverneurs von Etarra, ausgesandt zu der Ruinenstätte, die Prinz Lysaer wieder aufbauen wollte, saß Lord Diegan, ehemaliger Kommandant der Stadtgarde, auf seinem glänzendbraunen Schlachtroß und starrte durch die Wimpel hindurch, die dem schwerfälligen Zug nach Avenor voranflatterten. Der scharfe Wind, hoch oben im Mathorngebirge, war noch immer so beißendkalt wie im tiefsten Winter; und ähnlich ungnädig blickten Lord Diegans Augen, trostlos und matt wie schwarzes Eis.
    Noch immer trug er die Kleidung eines etarranischen Lebemannes. Zorn begleitete jeden seiner Atemzüge, doch fünf Sommer in der Wildnis, während ihrer Feldzüge gegen die Barbaren in den Wäldern, hatten ihn gelehrt sich zu beherrschen. Er wußte, wann Kühnheit ihm nichts einbringen würde. So meisterhaft ein Mann sich aber auch beherrschen mochte, war doch der Streit der vergangenen Nacht recht heftig gewesen, und erneut bedachte Lord Diegan den blonden Prinzen zu seiner Linken ganz unwillkürlich mit einem finsteren Blick.
    Lysaer s’Ilessid, für die Reise bekleidet mit blaugefärbtem Veloursleder und einem Umhang aus geölter Wolle, den Kopf mit einem samtenen Hut geschützt, unter dem sein Haar wie gekämmter Flachs hervorlugte, richtete seine Zügel und begann ganz plötzlich, großmütig zu lächeln. Den Blick stets nach vorn gerichtet, als wäre die Straße hinter ihm nicht erfüllt von knirschenden Wagen, knallenden Peitschenschlägen und den Flüchen gelangweilter Fuhrmänner, sagte er: »Immer noch wütend? Nun, auf diese Weise wird dir zumindest nicht kalt.«
    Viel zu aufgebracht, nicht auf diese Provokation zu reagieren, fühlte Diegan, wie sein Pferd unter ihm erschreckt zu tänzeln begann. Zusätzlich verärgert, daß er sich zu einem unbedachten Sporentritt hatte hinreißen lassen, rief er: »Ich kann einfach nicht glauben, daß du meine Schwester Talith in diese Sache hineinziehst.«
    Lysaer wandte ihm sein Gesicht zu. Augen, so strahlend wie Gletschereis, streiften Diegan mit einem kurzen Blick. »Sei vorsichtig. Laß mich nicht auf den Gedanken kommen, daß du mir die Leichtfertigkeit zutrauen würdest, sie grundlos in unnötige Gefahr zu bringen.«
    Hätte Diegan nicht beide Hände gebraucht, sein aufgeschrecktes Pferd zu beruhigen, er wäre zornig genug gewesen, den Prinzen zu schlagen. »Warum in Aths Namen hörst du mir dann nicht zu?« Es hatte keinen Zweck, die Fakten zu wiederholen, über die sie sich zuvor gestritten hatten: daß die Statthalter im Königreich Tysan den Schrecken nicht erlebt hatten, den der Herr der Schatten mit seiner Macht herbeiführen konnte; für diese Männer war das Massaker, das im Strakewald eine ganze Armee vernichtet hatte, nur eine Geschichte aus zweiter Hand. Für sie waren die fragmentarischen Überreste der Archive, die den Aufruhr überstanden hatten, bei welchem die Hohekönige Atheras zu Fall gebracht worden waren, von weit größerer Bedeutung. Gleich, ob auch manche Gilden und Handelsverbände noch über das Wissen darüber verfügten, daß dieselben Barbarenclans, die heute ihre Güter plünderten, einst ihre Städte regiert hatten, brachten doch die Briefe, die die Advokaten des Statthalters von Erdane geschrieben hatten, die Problematik klar zum Ausdruck: Das Blut der s’Ilessids machte Lysaer zum rechtmäßigen Thronerben, und keine Stadt in Tysan legte Wert darauf, sich wieder der Herrschaft einer Krone zu unterwerfen.
    Zu erhitzt, sich noch weiter zurückzuhalten, wütete Diegan: »Du weißt hoffentlich, daß man dich gefangennehmen und als Dissidenten ächten wird. Vermutlich werden sie dich in Isaer den Bulldoggen der Kopfjäger zum Fraß vorwerfen. Bei allen Qualen Sithaers, allein dein verstaubtes Recht, die Treue der Clanblütigen einzufordern, macht dich schon zu einer lebenden Verkörperung der Furcht dieser Menschen vor einem Umsturz. Es gefällt mir nicht, zusehen zu müssen, wie zweihundert etarranische Soldaten ihr Leben geben, um dich

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