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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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den Zielscheiben angelangt und Soldat genug, auf einen Blick den Punktestand abzulesen, schlug er Medlir auf die Schulter. »Du gewinnst? Damit? Gegen unsere langen Bogen?«
    »Zumindest bisher.« Der Minnesänger verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. Lange, geschmeidige Finger lösten die Sehne aus dem Hornbogen und reichten die Waffe dann einem Pagenjungen, der sie in das öffentliche Waffenlager zurückbringen sollte. »Du hast Dakar nicht zufällig den Namen des Gasthauses genannt, in dem wir logieren?«
    Der schroffe Humor des Gardesoldaten bekam einen bösartigen Zug. »Im Kerker konnten wir ihn nicht lassen, wer bleibt da schon noch übrig? Ich hoffe, es überfordert eure Geduld nicht, wenn eure Stiefelschnüre jeden Morgen aufs neue verknotet sind.«
    »Meine gewiß.« Mit gespannter Fröhlichkeit begann Medlir zu lachen.
    Ein pikantes Geheimnis behielt er wohlweislich für sich: zur Kunst eines Meisterbarden gehörten Harmonien, deren besondere Resonanz dazu diente, Dämonen abzuwehren. Halliron hatte seinem Schüler verboten, in der Öffentlichkeit zu spielen; der alte Mann selbst weigerte sich standhaft, irgendwo aufzutreten, bis es die Bedingungen des Handels mit dem Gericht von Jaelot erforderlich machten. Wenn die Stadt nun infolge Dakars Einkerkerung von Iyats heimgesucht wurde, so würden sich der Meisterbarde und sein Schüler in ihre Dachstube zurückziehen und von dort aus gemeinsam die Verwüstungen würdigen.

 
Geisterhafte Spuren
     
    Aus weiter Ferne von einem Ruf des Hüters im Althainturm berührt, weckt ein Rabe mit aufgeregtem Flügelschlag einen Zauberer der Bruderschaft, der die Steifheit seines von alten Wunden gezeichneten Körpers ignoriert und sich von seinem Lager erhebt, einen abgetragenen schwarzen Umhang überwirft und gen Osten über die Radmoorstraße zu der von Zauberbannen geschützten Feste am Rande der furchtbaren Sümpfe von Mirthlvain reist …
     
    In den Westgebieten wird derselbe Ruf von einem anderen magischen Geist gehört, der dort Wache über die Enklave der Zauberinnen hält; besonders aber über eine Novizin mit dunklem kastanienbraunen Haar und einem reinen Herzen, die in dem Netz allumfassender Intrigen gefangen ist, das den Herrn der Schatten umgibt …
     
    Weit außerhalb der Einflußsphäre Atheras und der Bibliothek des Hüters von Althain gleitet das Bewußtsein eines körperlosen Zauberers aus einer eisgebundenen Welt, gefesselt unter brütendem Nebel; und als sein Sein sich einen Weg durch die Leere bahnt, die das Nichts zwischen den Sternen mit eisiger Kälte erfüllt, fürchtet er schon, daß der nächste Ort, an dem er seine Suche fortsetzen wird, um die Geheimnisse des Nebelgeistes zu enthüllen, ebenso leblos und verlassen sein wird wie der vorangegangene …

 
4
AUFRUF ZUR SAMMLUNG
     
    Einige Tage, nachdem der Kurier des Clans sein Nest im Turm verlassen hatte, legte sich Sethvir, der Hüter von Althain, ein frisches Blatt Pergamentpapier zurecht. Einen Ellbogen auf einen dicken Wälzer über Himmelsmechanik gestützt, der von Planeten und Sternensystemen kündete, die sich weit außerhalb der Welt befanden, in der er sich gerade aufhielt, dachte er nach. Mit gewohnheitsmäßiger Hektik schärften seine Hände währenddessen die Spitzen seiner Schreibfedern in einer Weise, die an einen Duellanten erinnerte, der eifrig damit beschäftigt war, seine Klinge zum Kampf zu wetzen. Dann, während sich seine Linke mit festem Griff um einen Teebecher schloß, schrieb der Zauberer die Botschaft nieder, die die Dienerin Tysans Arithon s’Ffalenn zukommen lassen wollte. Schließlich fügte er noch eine Inventarliste an, die ganze zwölf engbeschriebene Seiten füllte. Maenalle hatte an die aufgeführten Gegenstände gedacht, doch die Liste war zu lang, als daß ein Kurier sie sich hätte merken können. Er durchwühlte eines seiner Regale und zog schließlich aus einer Büchse mit allerlei Krimskrams ein abgenutztes Siegel hervor, das er dazu nutzte, das Dokument mit dem Wappen der einstigen Prinzen von Camris zu verschließen, dem Wappen, in dessen Namen Maenalle diente.
    Allmählich neigte sich die Nacht dem Ende zu, und draußen, hinter den Fenstern begann der Morgen der Tagundnachtgleiche des Frühjahres, ein Tag, an dem sich die Zauberer traditionell zu einer Versammlung zusammenzufinden pflegten.
    Der Hüter des Althainturmes verstaute den fertigen Brief in der Tasche, die er bereits anläßlich dieses Ereignisses gepackt hatte, und stieg

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