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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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unheilvollen Mächten.
    Dann erreichte die Flut frühmorgendlichen Sonnenlichtes ihren Höhepunkt und zog vorüber, Stille senkte sich über den Runenkreis, und der Hüter von Althain war fort. Luft, aufgewirbelt durch sein Verschwinden, fegte über einen Sims mit schauerlichen Statuen, ehe sie wie zermürbt wieder zur Ruhe kam.
     
    Dreihundertachtzig Wegestunden südöstlich des Turmes öffnete Sethvir die Augen. Noch immer erschaudernd unter der Einwirkung der magischen Reaktion, saugte er Luft in seine Lungen, die so feucht war wie der Nebel über einem faulen Tümpel und den Geruch von Fäulnis und Moder mit sich trug. Der Zauberer rümpfte die Nase. »Ich hatte ganz vergessen, wie die Methinsel stinkt.«
    »Ist das wirklich möglich?« Sein Gastgeber, der meisterhafte Zauberbanner Verrain, stand aufrecht vor ihm, vor der Feuchtigkeit durch einen schlammverkrusteten, braungestreiften Mantel geschützt. »Ich war nicht sicher. Ich bin wohl schon zu lange hier.« Volle Lippen, die einst den hübschesten Mädchen von Daenfall sanfte Seufzer abgerungen hatten, verzogen sich nun zu einem Ausdruck humorloser Ironie. »Seid mir willkommen in den Sümpfen von Mirthlvain.«
    Sethvir gönnte seinen verwusten Sinnen einen Augenblick Zeit, sich wieder zu sammeln, ehe er das flechtenverkrustete Muster des Kraftkreises verließ, der um Jahrhunderte älter war als jener im Kellergewölbe des Althainturmes. Im güldenen Licht der Kerze neben dem Tor ergriff er die Hände des Zauberschülers, der weit länger über die Gefahren gewacht hatte, die sich in den Sümpfen von Mirthlvain verbargen, als man irgendeiner Seele zumuten mochte.
    »Hast du Tee?« fragte der Bruderschaftszauberer.
    Sein beinahe furchtsamer Ton entlockte Verrain ein Grinsen. »Meine Vorratskammer ist wohlgefüllt.« Er ging über die gemauerte Treppe voran, in der die Feuchtigkeit und zahllose Tritte ihre Spuren hinterlassen hatten. »Die anderen erwarten Euch bereits oben.«
    Gemeinsam erklommen sie die Treppe in der Finsternis, durch die das leise Tropfen herabfallender Kondenswassertropfen hallte. In einem kahlen Raum am Ende eines Ganges erklangen die zornigen Schreie einer eingesperrten Kreatur, deren Echos an den Nerven zerrten und dem warmblütigen Zuhörer das Haar zu Berge stehen ließen.
    »Kartheels?« erkundigte sich Sethvir.
    »Ein brütendes Paar.« Verrain öffnete eine Tür, deren rostige Angeln schauerlich kreischten. Dann ergriff er seinen Stab grauer Asche, während das hereinfallende Tageslicht die Narben der Angriffe von Zähnen und Klauen hervorhob, die seine Hände bedeckten. »Eine neue Mutation, fürchte ich.«
    »Kaum«, murmelte Sethvir, »jedenfalls nicht, wenn die, die du gefangen hast, amphibisch sind und neben den üblichen giftigen Stacheln auch über Fänge und Schwimmhäute an den Pfoten verfügen.«
    Verrain blickte ihn überrascht an, und seine Augen waren so leer, als absorbierten sie jegliches Licht. »Dann habt Ihr also schon früher Mutationen mit Beinen gesehen?«
    »In der Tat, das habe ich. Allerdings ist das nun schon fünftausend Jahre her.« Besorgt spannte der Zauberer die Riemen seiner Reisetasche. »Gewiß sah ich sie nicht mehr, seit die Haßgeister, die diese Abweichungen verursacht haben, in der Rockfellgrube eingesperrt worden sind.«
    »In den Aufzeichnungen in der Bibliothek sind sie nicht aufgeführt.« Verrain zog den Kopf ein, um unter den sonderbar niedrigen Torbögen zur nächsten Halle hindurchzugehen. Eine der vielen streunenden Katzen der Methinsel huschte vorbei, als er die Tür zu einem weiteren Treppenhaus öffnete.
    »Nein, das tun sie wohl nicht.« Ohne weitere Umschweife wechselte Sethvir das Thema. »Es gibt einen überaus wichtigen Grund, warum wir diesen Ort für unser Treffen zur Tagundnachtgleiche gewählt haben.«
    Je weiter sie hinaufstiegen, desto heller wurde es, und die Luft war warm von den Strahlen der von Wolken verschleierten Sonne. So weit im Osten war der Morgen bereits seit Stunden vergangen. Die Fenster hinter den rautenförmigen Gittern gaben den Blick auf die Schieferdächer und Terrakottaschornsteine der Inselfestung frei, die von gelben Moosen und Pilzen bewachsen waren. Gekachelte Wasserläufe, gespeist von Wasserspendern in Form steinerner Dämonenbildnisse, senkten sich zum Ufer eines Sees hinab, an dem Lilienpflanzen in dichten Büscheln wuchsen. Weiter hinten kräuselte der Wind die silbrig funkelnde Oberfläche tieferer, dunklerer Gewässer. In der Ferne war die

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