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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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bemüht, sie zu beruhigen. Iyats hatten selbst von den Zügeln in ihren Händen Besitz ergriffen und waren ausgesprochen eifrig damit beschäftigt, die Schnallen zu lösen. Schlangengleich wand sich sodann das befreite Leder um Handgelenke und Fesseln. Während die Tiere furchtsam brüllten und die Gefangenen mit ihren Ketten um sich schlugen, zogen die gefesselten Gardesoldaten ihre Dolche. Sie bückten sich, um sich den Weg freizuschneiden, und traten und schlugen dann nach den abgetrennten Lederstücken, die madengleich über ihre Waden krochen.
    »Männer, laßt die Gefangenen Aufstellung nehmen!« brüllte der gequälte Hauptmann.
    Während seine Truppe mit Hilfe von brutalen Stößen und Schlägen die aufgeregt stolpernden Zwangsarbeiter zusammentrieb, brach ein beachtliches Stück der Schutzmauer zusammen. Felsbrocken lösten sich und flogen wie Schleudergeschosse durch die Luft.
    »Zurück!« schrie der Wachoffizier. »In das Torhaus! Die Talismane werden uns dort vor den Dämonen schützen.«
    Breitbeinig, die Füße fest auf dem Boden, stand der Wahnsinnige Prophet im sicheren Abstand in der Nähe des einstürzenden Strombrechers und lachte hinter den rötlichen Fransen seine Bartes. Mochten die kleinen Zinnfetische, die an den Eingängen der Torhäuser baumelten, auch einst Macht besessen haben, zu beschützen, so hatten Zeit und Verschleiß die Magie doch längst erschöpft. Der verbliebene Rest reichte vielleicht, einen Iyat abzuwehren; niemals konnte er ein Hindernis für ein ganzes Rudel darstellen, das wild entschlossen war, Unheil anzurichten. Entgegen der allgemein vorherrschenden Meinung brachte das Klirren und Klingeln windgepeitschter Zinnstreifen keine schützenden Vibrationen hervor; allenfalls taugten sie zur Vorwarnung, doch die Iyats würden sie unbeschadet passieren können. Aus leidvoller Erfahrung wußte Dakar, daß die Iyats, nachdem sie die berauschende Energie magischer Kräfte an seiner Aura gekostet hatten, ihn nun aller Wahrscheinlichkeit nach noch tagelang auf Schritt und Tritt verfolgen würden.
    Reuloser Anstifter, der er war, spannte er seine Halsmuskulatur, um dem Zerren an seiner Gefangenenkleidung entgegenzuwirken, die ein kleinerer Iyat offensichtlich in eine Garotte umzuwandeln gedachte. Mit seinen Ketten marschierte er zwischen den geborstenen Wagen hindurch über die dampfenden Fäkalienhaufen hinweg, die die verängstigten Ochsengespanne hinterlassen hatten, und er war außerordentlich froh gestimmt. Im Gefängnis schmutzige Lieder zu singen, war der harten Arbeit, die eines Mannes Gebeine schnell zu Fischfutter zermahlen konnte, bei weitem vorzuziehen; seinen sicheren Faulenzer-Status zurückzugewinnen, war ihm sogar die Quälereien dieser stürmischen Dämonenplage wert.
     
    Vier Tage später schritt Arithon, der sich mit einem der Unteroffiziere der Bogenschützen Jaelots im Schießen maß, über den Übungsplatz, um den Punktestand abzulesen, den seine Pfeile erzielt hatten.
    Ein Gardesoldat außer Dienst winkte ihm von dem Tor auf der anderen Seite des Platzes aus zu. »Hey, Minnesänger, schon gehört? Der fette Kerl, für dessen Auslösung dein Meister spielen muß, muß keine Zwangsarbeit mehr verrichten!«
    Eingehüllt in einen fadenscheinigen, braunen Mantel und bis zu den Knöcheln im windgepeitschten Frühlingsgras versunken, das sich endlich seinen Weg durch den Schlamm erkämpft hatte, schob Medlir seine Kapuze zurück. Augen, so ungleichmäßig gesprenkelt wie die flechtenverkrustete Mauer hinter seinem Rücken, weiteten sich unter seinen hochgezogenen Brauen. »Du sprichst von Dakar? Was gibt es zu berichten?«
    Seine Schießkumpane versammelten sich neugierig. Ihre Sandkübel waren leer und die Schäfte ihrer Pfeile lugten noch immer aus den Strohzielscheiben hervor. Das Silber, das sie verlieren würden, wenn die Punkte erst gezählt wären, ließ sie jede Abwechslung willkommen heißen.
    Inzwischen fähig, über die qualvollen Ärgernisse jenes Nachmittages zu lachen, kam der Gardesoldat, der eben seinen Dienst im Kerker beendet hatte, zu ihnen herüber, wobei er sich seinen spitz zulaufenden Helm unter den Arm klemmte. »Der dumme Kerkermeister mußte ihn freigeben, hatte keine andere Wahl. Abgesehen davon, daß er verrückt ist, ist der fette Bursche auch eine atmende, wandelnde Versuchung für streunende Dämonen. Er zieht sie an wie ein Magnet Eisen, und nicht ein verfluchter Talisman in der ganzen Stadt hat die Macht, sie abzuwehren.« Nun bei

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