Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
üben, als ihm lieb war, und sein Sehvermögen war nun so gut wie das eines Seemannes.
Eine barsche Stimme hinter ihm brüllte: »Du!« Gleich darauf schlug der Schaft eines Speeres auf seinen Schultern auf. »Zurück zur Arbeit! Und ein bißchen plötzlich!«
Der Wahnsinnige Prophet stolperte voran und wäre beinahe gestürzt. Statt dessen prallte er mit der Schulter gegen einen Steinblock, der eben von dem Wagen herab auf Rollen geladen wurde, mit deren Hilfe er weitertransportiert werden sollte. Der Wagen knirschte. Die gewaltige Masse gehauenen Granits kam in Bewegung, kippte und fiel schließlich herab. Die Stützpfähle, die nicht sofort zu Sägespänen zermahlen wurden, verloren den Halt, während die Männer fluchend aus der Gefahrenzone sprangen. Die langsamsten unter ihnen rieben sich zornentbrannt ihre aufgeschlagenen Schienbeine.
»Schon wieder der fette Bastard!« kreischte der Pikenier, dessen Aufgabe es war, das Abladen der Steinblöcke zu überwachen.
Beleidigt und mit großen Augen blickte Dakar an den lockeren Stofflagen herab, unter denen er einst einen stattlichen Bauch gepflegt hatte. »Fett?«
Eine gepanzerte Hand versetzte ihm einen klirrenden Hieb an das Kinn. »Hier wird nicht geredet, sondern gearbeitet. Los jetzt, oder du wirst gleich mit eingemauert.«
Dakar taumelte auf weichen Knien, ehe er eindrucksvoll auf seine Kehrseite fiel, und nicht einmal die Schläge mit dem Speer vermochten ihn wieder aufzurichten.
»Bei allen Dämonen!« Der Wachhauptmann war herbeigeeilt, und das hochtönende Klirren seiner Rüstung hob sich klar und deutlich von dem tieferen Rasseln der Ketten ab. »Bringt ihn raus zur Brandung. Das kalte Wasser wird ihn schon wieder auf die Beine bringen.«
Zwei Gefangene wurden herbeigerufen, Dakar aus der Reichweite der Arbeitsgruppe zu entfernen. Ausgebreitet lag er am Rand der Schutzmauer, nurmehr ein zerknitterter Haufen schmutziger Lumpen, zerschlagen und offenbar benommen, doch sein Gesicht war mit gespannter Aufmerksamkeit den Brechern zugewandt, die unter ihm gegen die Mauer schlugen. Endlich rührte er sich wieder, doch nicht etwa wegen des Sprühregens, der auf ihn herniederfiel, sondern weil er schließlich doch entdeckt hatte, wonach er in den weißschäumenden Wogen gesucht hatte.
Es waren tatsächlich Dämonen hier, draußen, inmitten der Wellen, ritten sie die heraufziehende Flut, um sich wieder aufzuladen. Energiegeister, beheimatet in Athera, die sich von der Kraft der brechenden Wassermassen nährten, unsichtbar für das menschliche Auge, waren sie nur daran zu erkennen, daß die Wellen, auf denen sie im hereinströmenden Wasser der Bucht ritten, sich auftürmten und zusammenstürzten, ohne dabei Spritzwasser freizusetzen. In der alten paravianischen Zunge wurden sie Iyats genannt, doch ihr unermüdlicher Drang, Unheil zu stiften, hatte ihnen den Beinamen Gauner eingebracht.
Dakar verzog die Lippen in seinem zerschlagenen, blutenden Gesicht zu einem böswilligen Lächeln. Er stöhnte gekünstelt, rollte sich herum und stützte sich auf seine Unterarme. Dann, die Augen geschlossen und mit einer Miene vorgeblichen Leidens, sammelte er seine Fähigkeiten als Zauberbanner und baute in seinem Inneren einen geballten, wirbelnden Kern konzentrierter Energie auf. Schlampig, wie man es nur einem Anfänger zutrauen mochte, ließ er die Kraft in seine Aura einfließen. Dieser verfehlte Zauber war unbedeutend, sogar harmlos, kaum mehr als das Aufblitzen einer statischen Entladung aus einem Stück Eisen in trockener Kälte. Doch Dakar wußte aus Erfahrung nur zu gut, daß selbst der kleinste Fehler in der Handhabung magischer Kräfte für den Appetit eines hungrigen Dämons eine unwiderstehliche Verlockung darstellte. In der Vergangenheit hatte er oft genug darunter leiden müssen, wenn sein nachlässiger Umgang mit seinen magischen Übungen die Geister dazu verführt hatte, ihn zu quälen. Sosehr Asandir sich auch mühte, seine Leistungen zu verbessern, so sehr sperrte sich Dakars Handlungsweise gegen jegliche Korrektur. Immer und immer wieder war er zu einem Magneten für die unersättlichen Geister geworden.
Er fühlte ein Schaudern in der Luft, als die Iyats seine verlockende Präsenz wahrnahmen. Nicht länger stürzten die Wogen zusammen, ohne Wasser zu verspritzen, statt dessen setzten sie einen Sprühregen wilder Ausgelassenheit frei, als die Kreaturen sich von ihrem Zeitvertreib lösten und sich an die Signatur verirrter Energie klammerten, Nie
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