Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
zuvor hatte Dakar die Stiche und das Kribbeln in vollen Zügen genossen, das seine Haut überzog, als sich die Geister wie rasend an der Energie seiner Aura labten. Wo einer war, da folgten auch andere. Iyats reisten bevorzugt in Horden. Kribbelnd brannte sich ihre Gier durch seine magischen Sinne, und Dakar erkannte auf die Sekunde genau, wann die Dämonen, die voller Vergnügen von seinen Almosen tranken, begannen, über ihren Energiebedarf hinaus gierig an ihm zu saugen. Stöhnend suchte er nach einem Halt und richtete sich auf, wobei er genug Theater machte, um die Aufmerksamkeit des Aufsehers auf sich zu ziehen.
    Ausnahmsweise waren die lauten Flüche und barschen Befehle ihm gerade recht, und Dakar ließ sich bereitwillig von dem Wachsoldaten herumstoßen. Schikaniert, verflucht und von unduldsamen Speerschäften vorangetrieben, ließ er sich in das Gewirr der Arbeiter zerren, die nun nicht mehr damit beschäftigt waren, die Wagen zu entladen, sondern stöhnend und hart arbeitend die schweren Steinblöcke auf die eingestürzte Schutzwand hievten. Der Geruch von Salzwasser und feuchter Wolle mischte sich mit dem Dunst des Schweißes, während Seile in Flaschenzügen kreischten und Steine knirschend über andere Steine rutschten. Mitten im erhitzten Gedränge der angestrengten Leiber, gezwungen, seinen Teil der Last zu tragen, leckte sich Dakar das getrocknete Blut von den Zähnen und stoppte das Rinnsal ausströmender Energien.
    Die unsichtbaren Geister zogen sich über ihm zu spiralförmig verzerrten Winden zusammen. Sie stießen und rüttelten ihn, zogen in Anfällen offensichtlichen Ärgers an seinen Haaren. Als er sich weigerte, nachzugeben und ihren Bedürfnissen noch weiter zu entsprechen, gaben sie sich ihrem gewohnten Hang hin, zu piesacken, zu frustrieren, zu ärgern, um so viel Energie wie nur möglich aus den herumirrenden Emotionen zu schöpfen, die sie jedem verfügbaren Opfer abrangen.
    Kaum einen Lidschlag später brach das Chaos unter den Arbeitern an der Mauer aus.
    Steinsplitter und Felsbrocken wirbelten durch die Luft, prallten klirrend gegen die Helme der Offiziere und bombardierten gnadenlos die zwangsverpflichteten Arbeiter. Schmerzhaft getroffen und vollends überrascht ließen die Männer schreiend von ihren Lasten ab. Mit einem schauerlichen Kreischen kamen die gehauenen Gesteinsblöcke außerhalb der Flucht zum Liegen, ehe sie mit einem gewaltigen Donnern herabfielen und die Mauer erbeben ließen. Granit schabte über Granit und löste kleine Brocken aus dem Felsen, die davongeschleudert wurden und sich in das Fleisch der Gefangenen bohrten. Männer husteten, fluchten und spuckten Staub und kleine Steinchen aus, während die älteren Granitblöcke, die so oder so schon von den Stürmen und dem Eis des letzten Winters geborsten waren, sich lösten und donnernd und dröhnend in die aufspritzende Brandung stürzten.
    Obwohl weit und breit kein Wind spürbar war, richtete sich eine Wasserhose aus dem Meer auf. Schrill fauchend schlängelte sie sich durch die milde Luft. Aufgeschreckt wich das Ochsengespann des Führungswagens zurück. Schwer stemmten sich ihre kraftvollen Muskeln gegen das Hemmnis aus Leder und Deichsel, während hinter ihnen das stabile Fuhrwerk gegen eine Felswand gedrückt und zerquetscht wurde. Ächzend verwandelte sich der Wagenboden in ein Wrack gesplitterten Holzes. Der nächste Rollwagen wurde durchgeschüttelt und rutschte mit zwei Rädern in einen Riß im Pflaster, und die Naben brachen unter dem Kreischen abgescherter Achsnägel.
    Einige Meter entfernt schienen sich drei unerschütterliche Fahrer einen Kampf mit ihren Stachelstöcken zu liefern, ehe sie zu Boden gingen.
    »Ath, verschone uns!« rief der diensthabende Hauptmann. Zu spät wich er der heranrollenden Welle aus, die ihre Gischt über seinen Rücken ergoß. Tropfnaß, mit hochrotem Gesicht und offenbar bereit, aus purem Zorn zu töten, hüpfte er von einem Bein auf das andere. »Wir werden von einer verdammten Dämonenplage heimgesucht!« Der Speer in seiner Hand wurde lebendig und verspürte einen unwiderstehlichen Drang, sich herabzuneigen und auf die Innenseiten seiner Unterschenkel einzuschlagen.
    Inzwischen aus unzähligen kleineren Wunden blutend, warfen die Soldaten ihre Speere von sich, um die Hände frei zu haben, den Hagel kleiner Kieselsteine abzuwehren. Gleichzeitig bockten die Ochsen und versuchten, sich ihrer Geschirre zu entledigen, und gepeinigte Fuhrmänner eilten herbei, darum

Weitere Kostenlose Bücher