Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior
nicht in erster Linie durch die alten Verwundungen bedingt war, schob Sethvir die Hände in seine Ärmelstulpen und sagte vorsichtig, aber laut: »Nein. Ich habe noch nichts gehört.«
Dieser Zwischenruf betraf Kharadmon, ihren körperlosen Bruder, der ausgesandt worden war, jene Welten zu begutachten, die durch die Schließung des Südtores von der ihren getrennt worden waren. Aus Gründen, die jenseits jeglichen Verstehens angesiedelt schienen, war dort das Greuel aus Dunst und gefangenen menschlichen Geistwesen zum ersten Mal zu jenem Nebelgeist verschmolzen, der Athera bedrohte.
Sorge trat in die Herzen der Zauberer. Das eisige, leblose Nichts zwischen den Sternen war alles andere als einladend, selbst für einen körperlosen Geist; schlimmer noch, lauerte doch aller Wahrscheinlichkeit nach der größere Teil der bösartigen Geister noch immer frei in diesen fremden Welten und trachtete nach üblen Taten. Das Unheil, das erst durch die Gefangennahme der Kreatur heraufbeschworen worden war, hatte eine beängstigende Tatsache offenbart: die nebelgebundenen Geister waren intelligent, fähig, einem anderen magisch geschulten Geist den Schlüssel zur Magie zu entreißen. Ja, sie waren sogar in der Lage, sich über die Schwelle der Zeit selbst hinauszubewegen, um Unheil anzurichten.
Niemand verstand diese scheußlichen Einzelheiten besser als die Zauberer der Bruderschaft. Der Weg, den sie eingeschlagen hatten, um zwei Prinzen zu befreien, zu versöhnen, war ewig lang und gespickt mit Gefahren, die sich jeder Vorhersage und Prophezeiung verwehrten.
Kharadmon hatte sich auf eine Reise von unermeßlichem Risiko begeben. Wenn ihm ein Unglück widerfahren sollte, wenn es ihm nicht mehr möglich sein sollte, zurückzukehren, dann würde weit mehr verloren sein als nur die Hoffnung, die königlichen Nachfahren wieder in Frieden zu vereinen. Die Bruderschaft selbst würde dann möglicherweise niemals in ihrer ursprünglichen Zahl der Sieben wiederhergestellt werden können.
In dieser bitteren Stille, ständig verfolgt von den neugierigen Blicken der Katzen, gab der Rabe seinen natürlichen Instinkten nach und reckte sich nach dem Teegebäck. Traithe schlug nach ihm, was der Rabe mit aufgeregtem Flügelschlag quittierte. Ungerührt schob er die Butter weg und zischte den Vogel so lange an, bis dieser sich zurückzog, um auf der Lehne des Stuhls Platz zu nehmen und gekränkt sein Gefieder aufzuplustern. Die Erwähnung des einen körperlosen Zauberers brachte auch den anderen in Erinnerung, weshalb Traithe fragte: »Hat Luhaine vor, noch zu uns zu stoßen?«
»Leider nicht.« Sethvir rettete ein Gebäckstück, dem der Rabe übel mitgespielt hatte, und schabte damit über die cremige Butter. »Die Korianizauberinnen sind noch immer mit aller Macht auf der Suche nach Arithon.« Er biß ein Stück von dem Gebäck ab und kaute geistesabwesend darauf herum, ohne den Geschmack wirklich wahrzunehmen. »Sie haben zur Tagundnachtgleiche eine große Suchaktion geplant. Ein Kreis von einundzwanzig Zauberinnen wird mit der Matrix des Skyron-Fokussteines verschmelzen. Luhaine wird dort gebraucht, um ihre Energien abzulenken, ganz gleich wohin, nur fort von Jaelot, und das ist keine einfache Aufgabe. Es wäre nicht gut für uns, wenn seine Einflußnahme bemerkt werden würde.«
»Jaelot?« Verrains Ausruf hallte von der gewölbten Decke wider. »Dieser versnobte Sündenpfuhl des schlechten Geschmacks? Warum Jaelot?«
Asandir seufzte, und seine breiten Schultern hingen müde herab. »An dieser Sache ist eine Heldentat Dakars beteiligt, die schlicht zu närrisch ist, sie zu erwähnen. Für die Dummheit des Wahnsinnigen Propheten zu bezahlen, sitzt Halliron dort bis zur Sonnenwende fest. Selbstverständlich ist sein Schüler bei ihm.« Asandir stützte das Kinn auf seine Finger, die sich an den Spitzen berührten. Er mußte nicht erklären, daß ein so langer Aufenthalt Arithons Identität als Medlir gefährden konnte. »Da aber das Geheimnis um die Person des Herrn der Schatten jederzeit enthüllt werden kann und überdies unser einziges Mittel ist, den Fluch des Nebelgeistes abzulenken, ist Luhaine gezwungen, die Zauberinnen abzulenken, solange es nötig ist.«
»Nun«, murmelte Traithe trocken. »Wie es aussieht, ist das hier weniger eine Versammlung als ein Kaffeekränzchen, das uns die Gelegenheit gibt, die Schwächen unserer Bruderschaft zu bereden.«
»Und das läßt uns gewiß einen Augenblick Zeit, einen kleinen Heilzauber zu
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