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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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eigenen Kummer und auch dem seines Halbbruders«, bestätigte Sethvir Verrains Erkenntnis still betrübt. »Beide tragen die Eigenschaften zweier königlicher Blutlinien in sich.« Auf der anderen Seite des Tisches quälte sich Traithe mit heftigen Selbstvorwürfen. Hastig sog er die Luft in die Lungen und schloß die Augen. »Bei Aths gesegneter Gnade, ich hätte ihm nie meinen Raben überlassen dürfen.«
    »Die Führung des Vogels hat nichts damit zu tun«, widersprach Asandir mit bestürzender Härte. Durch die enorme Disziplin, die notwendig war, das Bild stabil zu halten, seinen eigenen Gefühlen entfremdet, fügte, er hinzu: »Du wirst es selbst sehen, sobald die Schwingungen detailliert genug sind, eine deutliche Aura herauszubilden.«
    Gleich einem wunden Punkt regte sich das Unbehagen darüber, daß derartige Maßnahmen nur notwendig waren, um die Mängel von Verrain und Traithe wettzumachen; doch da war noch etwas anderes, das sich in seiner Nebelhaftigkeit jeder genaueren Bestimmung entzog.
    Verrains fortdauernde Überlegungen fanden ein abruptes Ende, als Sethvirs unerbittliche Worte erklangen: »Können wir es wagen, auch nur eine einzige Facette zu übersehen? Der Nebelgeist und seine Bösartigkeit sind wahrhaft beispiellos. Wir werden jede verfügbare Information benötigen, wenn wir das Rätsel des Fluches lösen wollen.«
    Asandir neigte den Kopf und fuhr mit der Beschwörung fort.
    Noch immer dem Einfluß des Tienellekrautes ausgesetzt, zuckte Verrain zurück, als sich das Bild wandelte. Zarte, feurige Prismen bildeten ein Muster, in dem sich Charakter und Gefühle des Prinzen von Rathain in den ungeschützten Vibrationen seiner Lebenskraft darstellten. Auch der Zorn der Händler war erkennbar und zeigte sich als verwaschenes, rubinrotes Rackern am Rande der Vision. Doch neben der dichtgewirkten Aura Arithons verblaßte ihr grobes Gewebe zu einer unbedeutenden Störung.
    Verrain schauderte, verwirrt aufgrund des machtvollen Dranges zu weinen und den Atem anzuhalten.
    Die Ausstrahlung des s’Ffalenn-Prinzen vibrierte mit einer gewaltigen Tragik in der Vision, so wie es Lysaers in der Stunde Not getan haben mußte, als Sethvir und Asandir ihn aus dem Griff des Geistes befreit hatten, der die Rache Desh-Thieres besiegelt hatte.
    Trotz der Abscheu, die seine Eingeweide in Aufruhr versetzte, drängte es Verrain, mehr zu erfahren: Dieser Prinz hatte auf seinem Weg nach Athera, der ihn durch die Rote Wüste geführt hatte, seine Aura um die Matrix der Fontäne der Fünf Jahrhunderte bereichert, einer komplexen Struktur aus magischen Bannen; aufgebaut und schließlich im Stich gelassen von Davien, dem Verräter, in jenen Jahren, bevor er den Aufstand provoziert hatte, der die Hohekönige zu Fall gebracht hatte.
    »Der Herr des Schicksals möge Gnade walten lassen«, würgte Verrain hervor, wobei er scharf die Luft aus seinen Lungen preßte. »Beide Halbbrüder sind durch das Weltentor hierhergekommen. Tragen sie beide das lebensverlängernde Mal des Verräters? Wenn das so wäre, dann könnten Desh-Thieres magische Bande den ganzen Kontinent für fünfhundert Jahre ins Chaos stürzen.«
    Warm und beruhigend legte sich Sethvirs Hand auf des Zauberbanners Schulter. »Gib nicht all dein Denken der Verzweiflung anheim. Daviens Gabe des verlängerten Lebens mag uns ebensogut die Gunst erweisen, einen Weg zu finden, die Prinzen von dem Fluch zu erlösen.« Doch es blieb die trostlose Tatsache, daß er sich seiner Worte keineswegs gewiß sein konnte.
    Dann, wie auf einen geheimnisvollen Wink hin, ergab sich der Hüter des Althainturmes ganz plötzlich wieder eifrigem Drängen. »Jetzt«, schrie er. »Zeig uns den Augenblick der Verdammnis.«
    Das Bild in der Kerzenflamme erlag einer kaleidoskopischen Veränderung, und Verrain fühlte sich wie ein Mann, der eine naturgeschichtliche Katastrophe mit nichts als gutem Willen und seinen bloßen Händen abzuwehren gezwungen war.
     
    Lysaers Lichtblitz jagte durch die Szenerie.
    Funkensprühendes Licht teilte die Vision in zwei Teile. Das Fleisch von der Handfläche bis zum Ellbogen verschmort, zuckte Arithon doch vor etwas weit Schlimmerem als der Brandverletzung zurück. Getroffen, wenngleich verhüllt von halbfertigen Schutzbarrieren, öffnete er den Mund zu einem Schrei, als ihm das Ausmaß seines Niedergangs bewußt wurde. Leibhaftige Gefahr schloß sich über ihm. Lysaers tödliches Band des Lichtes schimmerte und explodierte schließlich, um die verborgene Magie

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