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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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seine überempfindlichen Sinne litten sogar unter den Lebensenergien der grauen Katze, die gerade erst zurückgekehrt war, um sich auf einer hölzernen Bank zu aalen. Mühevoll kämpfte der Zauberbanner um seine Selbstkontrolle, mußte er doch nun den Entzug überstehen und die gefährlichen Gifte des Krautes unschädlich machen.
    Hinter ihm lebte nun die Diskussion wieder auf. Ergrimmte Stimmen der Bruderschaftszauberer klangen wild durcheinander, während sie Vergleiche zwischen ihren Erkenntnissen über die Methuri und dem Fluch des Nebelgeistes anstellten, der über den beiden Prinzen lastete. Verrain rieb sich die brennenden Augen, unfähig, die heftigen Schauder zu unterdrücken, die seinen Körper erfaßten, als Visionen wahren Sehens, die das Netz in seine Erinnerungen gekerbt hatte, die scheußlichen Absonderheiten noch einmal zurückbrachten. Erst das Zischen des überkochenden Wassers zerrte seine abschweifenden Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Frierend und furchtbar ermattet zwang er sich, dem Kessel seine Aufmerksamkeit zu widmen. Nie wieder würde er die Monstrositäten der Sümpfe von Mirthlvain mit denselben Augen sehen können wie zuvor; so gefährlich und tückisch sie auch sein mochten, verdienten sie doch all sein Mitgefühl.
    Der Gedanke, daß zwei Söhne der Herrschaftsgeschlechter Atheras ähnliche Verunstaltungen erleiden mochten, erfüllte ihn mit einem Entsetzen, das die Grenzen geistiger Gesundheit zu sprengen imstande war.
    Gestärkt durch heißen Tee und seine eigene Entschlossenheit, setzte Verrain sich wieder auf seinen Stuhl. Gleich darauf mußte er mit neuerwachter Besorgnis erkennen, daß die Zauberer eine weitere Sitzung vorbereiteten. Wenn diese neue Weissagung auch einfach und gefahrlos war, nichts weiter als ein Bild, geschaffen aus direkter Erinnerung, machte Asandir doch einen sehr geschwächten Eindruck. Seine Erscheinung hob sich scharf gegen das Licht ab, während seine Finger, deren Knöchel auffallend groß waren, damit beschäftigt waren, den Docht der Kerze wieder anzuzünden. Die Hand, die Traithe erhob, um seinen Raben fortzuschieben, zitterte unter dem Einfluß böser Vorahnungen.
    Selbst Sethvir schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Eingehüllt in einen Mantel aus rotbraunem Samt, fiel sein Haar wie ausgefranste Angelschnüre über seine Schultern, als er aufsah und seine Brüder mit fiebrig schimmernden Augen betrachtete. »Dies ist ein schwerer Augenblick für uns«, erklärte er. Dann wandte er sich an Asandir, der die Bilder erzeugen sollte. Nicht ganz aufrichtig fragte er: »Wird das erneute Erleben der Ereignisse in all ihrer Tiefe nicht zuviel für dich?«
    »Möge Ath mir gewogen sein, falls dieser Fall eintreffen sollte, falls Schwäche mich zaudern lassen sollte.« Die Katzen fühlten Asandirs Unbehagen. Aus dunklen Ecken kamen sie herbei, um sich auf seinem Schoß zu tummeln und um seine Beine zu streichen. Sie wetteiferten förmlich darum, ihm ein wenig Behaglichkeit zu schenken. Seine starken Hände bewegten sich. Mit einem Anflug bedauernder Ironie begegnete er ihrer Aufmerksamkeit. »Meine kleinen Brüder, ich bin euch wahrhaft dankbar, aber unsere Arbeit in dieser Nacht ist noch nicht getan.«
    Die Worte des Zauberers drangen in dreieckige Ohren und trafen auf unheimliches Verständnis. Den Energien der magischen Banne nicht minder abgeneigt als einem Bad in kaltem Wasser, sausten sie, verärgert mit dem Schwanz wedelnd, mit gesträubtem Rückenfell davon.
    Hätte er sich in diesem Augenblick nicht selbst so elend gefühlt, so hätte die Hochmut der Tiere Verrain vermutlich ein Kichern entlockt. Welch besorgniserregende Erkenntnis nun jedoch bevorstehen mochte, verrieten ihm die Zauberer nicht. Asandir legte den verrosteten Zünder fort und nahm eine Haltung kummervoller Ruhe ein. Seine wachen Augen, die allein Zeuge waren, als Desh-Thieres Fluch sich seiner Opfer bemächtigt hatte, hielt er fest geschlossen, als er sich die Ereignisse ins Gedächtnis rief, eine ausufernde Suche, die sie nun schon seit Jahren, seit der Stunde, in der die Katastrophe eingetreten war, wieder und wieder durchführten. Des Zauberbanners Kopfzerbrechen wurde alsbald von einer Woge strahlender Magie zerschmettert. Energien, mächtig genug, Felsen zu schmelzen oder Metall zu entflammen wie einen Zweig trockenen Zunders, verschmolzen in dem Saal. Durch den Willen und die Magie eines Zauberers entstand über dem dunklen Gewebe von Traithes Mantel aus dem Licht der

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