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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Gedanken so sorgenvoll, das sich üble Kopfschmerzen breitmachten, ging der Hüter von Althain ruhelos auf und ab. Jeder seiner Schritte verursachte ein schmatzendes Geräusch auf dem scharlachroten Teppich, da der böige Wind während seiner Abwesenheit den Regen durch das offenstehende Fenster hereingetragen hatte. Seine übergroßen Fellpantoffeln saugten die Feuchtigkeit auf und fügten dem staubigen Geruch des Raumes eine Note hinzu, die an einen nassen Hund erinnerte.
    »Weißt du«, tadelte ihn eine körperlose Stimme in dünnem Baß, »in diesem Turm gibt es eine Menge Bücher, die vermodern werden, wenn du deinen Haushalt nicht etwas besser versorgst.«
    Zwischen Pfützen und allerlei Möbeln, die vollgepackt waren wie die Verkaufstische eines Marktstandes, blieb Sethvir wie angewurzelt stehen. »Luhaine? Du wirst doch die Korianihexen nicht unbewacht gelassen haben, nur um dir das Vergnügen zu gönnen, mich zu schelten.«
    Diese Frage löste einen leisen Luftwirbel in einer Ecke des Raumes aus, der einen durchnäßten Weidenkorb voller ausrangierter Socken zum Tanzen brachte. Etliche Wollstrümpfe, viel zu zerfetzt, als daß sie noch gestopft werden konnten, lugten über den Rand; Sethvirs unstete, wenngleich aufmerksame Miene jedoch zeigte nicht die Spur der Scham ob seiner Nachlässigkeit.
    Ein Augenblick der Ungewißheit zog vorüber.
    Dann, mürrisch wie stets, raffte sich die Stimme zu einer ausweichenden Antwort auf. »Was soll es da nach den Strapazen der letzten Nacht schon noch zu bewachen geben? Zur Zeit liegt der Kreis der Ältesten von Koriathain fest in Decken gewickelt darnieder, komatös wie Blüten unter eisigem Frost.«
    Von Luhaines Neigung zu blumiger Sprache wenig beeindruckt, seufzte Sethvir. »Sag jetzt nicht, unsere List wäre ganz umsonst gewesen. Asandir ist so reizbar, als hätte er eine Handvoll Nadeln verschluckt, aber wenn wir auch die Hilfe unseres Meisterbanners benötigt haben, um die toten Methuri zu untersuchen, haben wir ihn doch durch die anderen Ereignisse der vergangenen Nacht nicht schädigen wollen.«
    »Nun, du erinnerst dich vielleicht, daß es nicht meine Idee war, den Lockvogel zu spielen!« Wirre Winde wirbelten durch den Raum und spielten in den Blättern eines ganzen Dutzends aufgeschlagener Bücher. »List? O Dharkaron, Engel der Rache! Was für eine unbesonnene Untertreibung.«
    Schon seit der Tagundnachtgleiche hatten die Korianizauberinnen die Macht des erhöhten Energieflusses des Fünften Weges für ihre Rituale genutzt, und Asandir hatte den passenden Augenblick gewählt, mit all der Gewalt und Feinsinnigkeit eines Donnerschlages ein falsches Abbild der Aura Arithons in dem Turm über dem Kraftkreis der Methinsel zu errichten. Das Ergebnis dieser Tat war erschütternd selbstverständlich. »Nicht einmal Ath selbst hätte den verderblichen Einfluß eurer Projektion auf die Suche der Korianiältesten abzuwenden vermocht.«
    Die tastenden Sinne der Korianizauberinnen, die sich aufgemacht hatten, den Herrn der Schatten zu finden, waren von seinem Ebenbild angezogen worden wie ein Wanderer vom Herdfeuer, und dort steckten sie nun fest wie Nägel in altem Eichenholz. Wenn der Ältestenkreis wirklich außerstande gewesen war, Energien abzuzweigen, um den lebenden Mann zu suchen, so war die gereizte Stimmung des körperlosen Zauberers nur zu verständlich. Dieses unvermeidbare Ablenkungsmanöver hatte den Zauberinnen immerhin zu einer wenig ratsamen Erkenntnis über Charakter und Fähigkeiten des Prinzen verholfen. Wie vorherzusehen, hatten die Korianiältesten diesen Vorzug in vollen Zügen ausgenutzt.
    »Und, wieviel haben sie erfahren können?« fragte Sethvir mit einem leisen, wenig heiteren Lachen.
    Seiner Frage folgte ein schattenhafter Fleck, der schließlich die korpulente Gestalt des Körperlosen annahm, an den sie gerichtet war. In seiner Robe von schulmeisterlichem Grau, die in der Taille von einem doppelten Lederriemen gehalten wurde, dessen Schnallen verdächtig an Sattelgurte erinnerten, schritt Luhaine geräuschlos durch den Raum. Die Stirn über dem pausbäckigen Gesicht und dem weizenfarbenen, struppigen Bart gerunzelt, hielt Luhaine einen Finger anklagend erhoben. »Du denkst an Dakars Mätzchen in Jaelot? Seine Dämonenplage hätte das Interesse der Korianihexen auf die wertlosen Talismane zur Abwehr der Iyats ziehen müssen, wie totes Fleisch Fliegen anlockt. Ich nehme an, wir können uns glücklich schätzen, daß dieser Umstand ihrer

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