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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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wir nicht nehmen. Die Straße führt über ein Gebiet, in dem jeder Regen die Gefahr birgt, daß unsere Ausrüstungswagen im Sumpf versinken. Auch können wir es nicht riskieren, Galeeren in einem ungeschützten Hafen im Norden zu heuern. Uns bleibt nichts, als den beschwerlichen Marsch nach Werende auf uns zu nehmen. Vor uns liegt ein schwerer Weg, doch die Prüfung wird die Männer zwingen, ihr Temperament im Zaum zu halten. Das Heer, daß sich in der Minderlbucht einschiffen wird, wird schließlich eine scharfe Waffe sein.«
    Mit Bewunderung betrachtete Keldmar die königliche Person. Schweigend enthielt er sich einer Herausforderung. Mochte Lysaer der erste sein, anzusprechen, was, so wenig greifbar und doch drückend wie der Sturm, der sich in der staubverhangenen, schwülwarmen Nacht zusammenbraute, zwischen ihnen lag.
    Wie eine Waffe, bereit, harte Schläge abzuwehren, eröffnete der Prinz des Westens das Spiel. »Der Herr der Schatten hat Eure Waffenkammer durch Zauberei vernichtet und treue Männer in Euren Diensten ermordet. Dies zu sühnen, würdet Ihr gen Süden ziehen und ihn mit Eurer Garnison in seiner Zuflucht zu Merior angreifen. Warum, so werdet Ihr sagen, sollte Euer Herzog auf eine schwerfällige Allianz der Städter warten? Warum abwarten, während wir uns untereinander streiten und der Feind am Ende entkommen mag?«
    »Eine Sache habt Ihr unerwähnt gelassen«, sagte Keldmar, wobei er mit seinem Panzerhandschuh auf einen Beistelltisch drosch. »Ihr müßt Daelion die Eier abgeschnitten haben, wenn Ihr ernsthaft glaubt, mein Bruder würde Euch die Loyalität der s’Brydions geloben.«
    Nun sah Lysaer auf, und sein Blick war noch um drei Grad kälter als das frostige Funkeln seiner Saphire. »Ich kenne den Stolz der Clanblütigen wie kaum ein anderer«, sagte er. »Ich habe die gnädige Frau Maenalle dem Scharfrichter übergeben.«
    Für einen Moment starrten sie einander finster schweigend an, während, königlich bis in die Knochen, der Prinz es mit all seiner Majestät ablehnte, eine Erklärung oder Entschuldigung für diese Tat abzugeben.
    Von der zur Schau gestellten Courage überwältigt und solchermaßen gegen seinen Willen zu Respekt genötigt, war Keldmar der erste, der den Blick abwandte.
    Lysaers Lächeln erwärmte sich wie ein plötzlicher Sonnenschein. »Ich bitte Euren Herzog nicht, sich zu meinem Vasallen zu erklären. Wie könnte ich mich erdreisten? Ihr habt eine Waffenkammer und die unbezahlbaren Leben von sieben Eurer Männer an die Heimtücke Arithon s’Ffalenns verloren. Laßt mich an diesem einen Abend bei einem guten Wein erzählen, was mein Vater und mein Großvater erlitten haben. Wenn ich fertig bin, werde ich Euch eine Frage stellen, die Ihr im Sinne der Interessen Eures Bruders beantworten mögt: Ich werde Euch bitten zu warten und Alestrons Angriff hinauszuschieben, bis auch wir bereit sind, oder Ihr werdet es riskieren müssen Eure loyale Gefolgschaft allein und ohne Unterstützung in den Kampf zu schicken.«
    Als Keldmar einatmete, um zu einer Antwort anzusetzen, kam ihm Lysaer zuvor. »Nein, hört mich an. Laßt mich Euch erklären, warum Eure fünfzehntausend Soldaten, ganz gleich, wie gut sie auch sein mögen, niemals erfolgreich sein können.« Dann, in der schwülwarmen Dunkelheit, getrennt durch den Feuerschein einer Kerze, erzählte er von den Überfällen zur See, die seines Vaters Königreich in die Knie gezwungen hatten.
     
    In der Morgendämmerung brach der Sturm über das Mathorngebirge herein. Er blähte die geölten Leinenzelte wie Segel auf und ängstigte die Pferde, die an Pfosten festgebunden waren. Blitze flammten durch wogende Wolken, bis der Regen einsetzte und den Himmel in gleichförmiges Grau tauchte. Lordkommandant Diegan fand seinen Herrscher zusammengesunken auf eben jenem Stuhl vor, auf dem er sich am Abend zuvor niedergelassen hatte. Den Kopf barg er in seinen Armen, und selbst den edlen Staat hatte er nicht abgelegt.
    Ein gewaltiges Donnern erschütterte die Erde. Glitzernd beantworteten all die Goldlitzen das aufgeschreckte Zusammenzucken des Prinzen.
    Grinsend betrachtete Lord Diegan die Unordnung geleerter Weinkaraffen und das zerzauste Haar des Prinzen. »Und«, sagte er schließlich vergnügt, »hast du ihn für dich gewinnen können?«
    »Wenn ich diesen Kater überlebe, vermutlich schon.« Mit beachtlicher Zurückhaltung brachte Lysaer die Worte hinter dem schützenden Gitter juwelengezierter Finger hervor. »Regnet

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